Dokumentationsassistenz: Ärzte entlastet

15.12.2010 | Politik

Seit 2008 unterstützt eine Dokumentationsassistentin das medizinische Personal der Internen Abteilung des Vorarlberger Schwerpunktkrankenhauses Feldkirch – und bringt Ärzten mehr Zeit für die Betreuung von Patienten.
Von Birgit Oswald

Die administrative Belastung in den Spitälern steigt seit Jahren, vor allem Ärzte in Ausbildung sind davon betroffen. Überstunden und zu wenig Zeit für Patienten sind die Folgen. Immer mehr ärztliche Zeit fließt in Verwaltungstätigkeiten, die – wie in vielen anderen europäischen Ländern bereits selbstverständlich – auch von nicht-ärztlichem Personal durchgeführt werden könnten.

Ein Projekt im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch versucht, Ärzte von genau diesen Verwaltungs- und Dokumentationstätigkeiten zu entlasten. Eine Dokumentationsassistentin unterstützt dort seit 2008 das Personal der Internen Abteilung. „Unsere Dokumentationsassistentin kommt aus dem medizinischen Bereich, das ist aber keine Voraussetzung. Es wäre auch durchaus denkbar, eine Bürokaufkraft für diesen Tätigkeitsbereich einzustellen“, so Magdalena Wöss, Turnusärztin am Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch. Die Aufgaben eines medizinischen Dokumentationsassistenten bestehen vor allem darin, Informations- und Datenmaterial zu sammeln, dieses zu ordnen und für den weiteren ärztlichen Gebrauch aufzubereiten. „Unsere Dokumentationsassistentin hat ihren eigenen Raum. Dorthin kommen die Befunde, die sie dann sortiert und den jeweiligen Stationen zuteilt. Sie legt auch die histologischen Befunde ab und kümmert sich um die ICD-Kodierung“, berichtet Wöss. Waren Patienten vor dem Spitalsaufenthalt bereits in einem anderen Krankenhaus in Behandlung, ist es bei Bedarf auch Aufgabe des Dokumentationsassistenten, die Krankenakten und Befunde des Patienten zu besorgen.

Unterstützung für Turnusärzte

Besonders Turnusärzte sind vom hohen administrativen Aufwand betroffen, sie verbringen einen großen Teil ihrer Arbeitszeit mit der Dokumentation. „Die Dokumentationsassistentin in unserem Haus unterstützt vor allem Turnusärzte und Ärzte in Ausbildung, da diese häufiger als Oberärzte Befunde einholen und ICD-Kodierungen ausfüllen. Gerade auf Stationen, wo viele Patienten liegen, ist die ICD-Kodierung ein enormer Aufwand“, so Wöss.

Der Erfolg spricht bisher eindeutig für das Projekt. Laut Wöss können täglich 30 bis 40 Minuten Arbeitszeit eingespart werden, die bisher rein mit Dokumentationsarbeit gefüllt waren. Diese Zeit wiederum kann für medizinische Tätigkeiten oder Patientenbetreuung verwendet werden. „Es erleichtert die Arbeitsumstände immens, zu wissen, dass es ein Fach gibt, wo sämtliche Dokumentationsinformation abgelegt ist und man einfach anmerken kann, wenn man weitere Information wünscht. Das kostet ohne Dokumentationsassistenten viel Zeit und Mühe, da nicht jeder Arzt einen fixen Arbeitsplatz mit Computer zugeteilt hat“, sagt Wöss. Dennoch sieht sie nicht auf jeder Station den Bedarf eines Dokumentationsassistenten gegeben. Vor allem Nebendiagnosen und eine hohe Bettenanzahl sprechen aber für die Besetzung einer solchen Stelle. Ein nach dem Bedarf ausgerichteter Einsatz wäre ihrer Ansicht nach einem flächendeckenden Einsatz vorzuziehen. Wöss weiter: „Man muss individuell entscheiden, wo ein Dokumentationsassistent sinnvoll ist und wo nicht. Auf Stationen, wo Patienten viele Vorerkrankungen und Nebendiagnosen haben, ist der Einsatz notwendig. Die Gynäkologie etwa hätte großen Bedarf, auch die interne Abteilung profitiert“.

Die Dokumentationsassistentin im Schwerpunktkrankenhaus Feldkirch ist mittlerweile ein fester Bestandteil des Teams und soll es auch bleiben. Ihre Anstellung wurde deshalb vom ursprünglich geplanten einen Jahr auf drei Jahre verlängert. Dennoch scheitere der vermehrte Einsatz von Dokumentationsassistenten derzeit noch an der Krankenhausbetriebsgesellschaft. „Ich weiß von einem Primar, der um die Einstellung einer Sekretärin gebeten hat. Die Stelle wurde nicht genehmigt, die Krankenhausbetriebsgesellschaft ist da noch ziemlich strikt“, berichtet Wöss.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2010