Osteoporose: Prävention und Maßnahmen gefordert

10.06.2010 | Medizin

Rund zehn Monate vergehen vom Zeitpunkt der Diagnose Osteoporose bis zum Behandlungsbeginn. Das ergab der „Erste österreichische Patientenbericht Osteoporose 2010“, der kürzlich in Wien präsentiert wurde.
Von Birgit Oswald

Österreichweit leiden etwa 740.000 Menschen an Osteoporose, besonders Frauen ab dem 50. Lebensjahr sind aufgrund hormoneller Veränderungen betroffen. Ein weiterer belastender Faktor ist die oft sehr spät folgende Krankheitsbestimmung. „Von der Diagnose bis zum Beginn der Behandlung vergehen laut Patientenbericht durchschnittlich zehn Monate, ein Zeitraum, der verkürzt werden muss“, betont Univ. Prof. Harald Dobnig, Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und Mineralstoffwechsels.

Zwischen Mai 2009 und März 2010 wurden österreichweit 513 Osteoporose-Patienten mittels Fragebogen zu ihren speziellen Bedürfnissen und Interessen befragt. 40 Prozent der Befragten waren zwischen 61 und 70 Jahren, 34 Prozent über 70, sieben Prozent unter 50 Jahren. Mit 87 Prozent stellten Frauen die überwiegende Mehrheit in der Befragung dar.

Die Wahl der richtigen Behandlung spielt eine große Rolle, da die Patienten sehr individuell auf die Therapie ansprechen. „Die Medikamente zeigen nur dann die volle Wirkung, wenn 75 Prozent davon regelmäßig eingenommen werden“, betont Dobnig. Laut Befragung ist bei 46 Prozent der 513 Befragten die Therapie bereits einmal wegen Medikamentenunverträglichkeit oder mangelnder Wirkung geändert worden. Laut Dobnig sind sogar 45 Prozent bereit, erst seit kurzem verfügbare Medikamente einzunehmen, um ihren Gesundheitszustand positiv zu beeinflussen. Ein gleich hoher Prozentsatz wünscht sich auch über mögliche Therapien, deren Wirksamkeit und Risiken informiert zu werden.

Neben der passenden Therapie ist auch die Wahl des richtigen Arztes für einen positiven Therapieverlauf ausschlaggebend. „Der Hausarzt ist neben der Osteoporoseambulanz und dem Gynäkologen bei 33 Prozent der Befragten vor allem für die Weiterverordnung der Osteoporosetherapie verantwortlich und gilt bei 44 Prozent der Erkrankten als erste Anlaufstelle, die Informationen zur Erkrankung und deren Auswirkungen auf den Alltag vermittelt“, so Dobnig. 44 Prozent wünschen sich aber auch gut informierte Fachärzte, die ihr Wissen kompetent und verständlich an die Patienten weitergeben können. Im Hinblick auf präventive Maßnahmen sollten diese laut Dobnig schon im Kindesalter beginnen. Der Experte betont die Wichtigkeit von Schulmilchaktionen, sowie genügend Bewegung und gesunder Ernährung der Schüler als auch die Notwendigkeit einer ausreichenden Vitamin D-Zufuhr.

Maria Parzer vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz akzentuiert die gesundheitsökonomischen Folgen der Erkrankung: „Neben hohen direkten und indirekten Kosten wie Behandlungs- und Pflegekosten sowie Arbeitsunfähigkeitszeiten setzen sich diese vor allem aus intangiblen Kosten durch einen Verlust an Lebensqualität, bleibender Funktionseinschränkung und Abhängigkeit von Fremdhilfe zusammen“. Als oberstes Ziel sieht sie die Verminderung des Frakturrisikos durch primäre und sekundäre Prävention sowie die Steigerung der Therapie-Compliance.

Durch die Krankheit bedingte Kosten werden sich in 40 Jahren verdoppelt haben, wie Rudolf Müller, Chefarzt der Pensionsversicherungsanstalt, weiß: „Für Europa bedeutet dies einen Anstieg von etwa 40 Milliarden Euro im Jahr auf fast 80 Milliarden Euro im Jahr 2050“. Da vor allem die Altersgruppe der über 50-Jährigen betroffen ist und bereits mehr als 50 Prozent von ihnen bereits einmal einen Knochenbruch erlitten hat, ist auch der Faktor des ständig steigenden Pensionsantrittsalters zu bedenken. Osteoporose wird so zu einem Problem der arbeitenden Bevölkerung.

Aufgrund dieser Fakten wird eine verstärkte Wahrnehmung der Krankheit in der Öffentlichkeit sowie Prävention gefordert. 49 Prozent der Befragten sprechen sich etwa für die Aufnahme der Osteoporoseabklärung im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung ab dem 50. Lebensjahr aus.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2010