neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

25.10.2010 | Medizin

Enzym Neprilysin schützt vor Adipositas

Mäuse, die nicht über das Enzym Neprilysin verfügen, fressen deutlich mehr, lagern massiv Fett ein und nehmen stark zu. Darüber hinaus kommt es zu Störungen im Fett- und Zuckerstoffwechsel. Diese zeigten sich jedoch auch bei normalen Labormäusen, denen ein Neprilysin-Hemmer ins Trinkwasser gegeben wurde. Geklärt werden soll, ob Medikamente die Aktivität von Neprilysin erhöhen können.
APA/PLoS One

Zigaretten-Rückstände in Kleidung schadet Babys

Anhand eines Modells konnten Wissenschafter des Hohenstein Instituts nahe Ludwigsburg nachweisen, dass sich Nikotin aus verrauchten Kleidungsstücken löst und danach in allen Schichten der Babyhaut nachweisbar war, sogar in tieferen Körperschichten. Dadurch sterben Hautzellen ab und Nervenzellen können sich nicht mehr untereinander vernetzen.
APA

ADHS: Beweis für genetische Ursache

Bei Kindern mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) liegen bestimmte Abschnitte der DNA entweder in doppelter Ausführung vor oder fehlen. Für die britische Studie wurde das Erbgut von 366 Kindern mit ADHS mit jenem von 1.047 Kindern ohne diese psychische Störung verglichen. Um ADHS festzustellen, reicht die alleinige Untersuchung des Erbguts nicht aus, so die Forscher.
APA/The Lancet

MS: erstmals orale Therapie

Mit Fingolimod hat die US-amerikanische FDA (Food and Drug Administration) erstmals eine orale Therapie zur Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen. In einer Zulassungsstudie konnte die Substanz im Lauf von zwei Jahren die Zahl der Krankheitsschübe um 54 bis 60 Prozent stärker senken als Placebo. Weiters senkt Fingolimod die Zahl der Schübe deutlicher als die Therapie mit Beta-Inferonen.
APA

Vaginal-Gel gegen HIV: unwirksam

Das Vaginal-Gel PRO2000 schützt nicht vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus, wie aus einer viereinhalbjährigen Langzeitstudie hervorgeht. Mehr als 900 Frauen über 18 Jahren in Afrika wurden in die Tests einbezogen: ein Teil von ihnen verwendete das Gel vor dem Geschlechtsverkehr; der andere Teil erhielt ein Placebo. Die Teilnehmerinnen wurden zwölf, 24, 40 und 52 Wochen nach Testbeginn in 13 Kliniken in Südafrika, Tansania, Uganda und Sambia untersucht. Ergebnis: Es konnten keine wesentlichen Unterschiede bei der Rate der Infizierungen festgestellt werden. Das Gel PRO2000 wurde in zwei Unterschiedlichen Konzentrationen getestet. Es ist zwar gesundheitlich unbedenklich, aber auch unwirksam gegen HIV. Das erste mit einem antiretroviralen Mittel kombinierte Mikrobizid CAPRISA 004 – es wurde beim Internationalen Aids-Kongress in Wien im Juli vorgestellt – soll aber weiter getestet werden.
APA/The Lancet


Zugvögel als Verbreiter von Resistenzen

Die Forscher der Universität Tras-os-Montes untersuchten 57 Proben von Möwenkot, die von Inseln vor Portugal stammten; in jeder zehnten Probe befanden sich Bakterien gegen Vancomycin. Die untersuchten Steppenmöwen (Larus cachinnans) haben die Keime vermutlich durch das Stöbern in menschlichem Müll aufgenommen. Da die Möwen die gesamte europäische Atlantikküste entlang wandern, verbreiten sie die Resistenzen über Ländergrenzen hinweg. „Zugvögel, die große Entfernungen zurücklegen, sind Überbringer oder Reservoire resistenter Bakterien und spielen so vermutlich eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Resistenzen“, so Studienleiter Gilberto Igrejas.
APA/Proteome Science

Epidurale Neurostimulation gegen pAVK

Die epidurale Neurostimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) kann bei schwerer peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) Schmerzen lindern und Amputationen vermeiden. Die SCS bewirkt eine elektrische Stimulation des Rückenmarks über implantierte Elektroden, die mit einem unter die Haut implantierten Impulsgenerator verbunden sind. Die Neurostimulation wirkt offenbar zweifach: einerseits schmerzstillend und andererseits gefäßerweiternd. Laut Univ. Prof. Gustav Fraedrich, Leiter der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie in Innsbruck, wirkt SCS positiv auf klinische Parameter wie den Anstieg der Hauttemperatur, die Schmerzreduktion, Verbesserung der Mirkozirkulation, Erhöhung der Kapillardichte, eine verbesserte Sauerstoffversorgung und Wundheilung. Der guten Datenlage zur epiduralen Neurostimulation stehe jedoch nach wie vor ein unbefriedigender Bekanntheitsgrad und ein fehlendes flächendeckendes Angebot in Österreich gegenüber.
APA

Dauerlärm verdoppelt Risiko für Herzerkrankungen

Dauerlärm am Arbeitsplatz steigert das Risiko für Herzerkrankungen um mehr als das Doppelte. Umweltmediziner der Universität von British Columbia in Vancouver untersuchten mehr als 6.000 Angestellte über einen Zeitraum von fünf Jahren. Jeder fünfte Teilnehmer arbeitete in einer derart lauten Umgebung, dass eine Unterhaltung in normaler Lautstärke kaum möglich war; und dies durchschnittlich seit neun Monaten. Diese Menschen litten im Vergleich zu Personen, die in lärmfreier Umgebung arbeiteten, zwei- bis dreimal häufiger an Herzerkrankungen. Während die Cholesterinwerte und die Entzündungsparameter unauffällig waren, zeigte sich sehr häufig ein hoher diastolischer Blutdruck. Laut den Forschern werde durch den Dauerlärm über bestimmte Botenstoffe offensichtlich die Durchblutung der Herzkranzgefäße gemindert.
APA/Occupational and Environmental Medicine


Aktive Lymphgefäße gegen Schuppenflechte

Forscher der ETH Zürich haben einen vielversprechenden Ansatz gefunden, um chronische Hautkrankheiten wie Schuppenflechte zu therapieren. Die Forscher um Michael Detmar vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften testeten bei Mäusen zunächst, ob sich chronische Entzündungen behandeln lassen, indem die Lymphgefäße gehemmt wurden. Statt abzuklingen, verstärkte sich die Entzündung. Daraufhin wurden die Lymphgefäße mit Wachstumsfaktoren aktiviert. Innerhalb von vier Wochen bildete sich die Entzündung ganz zurück; die Hautschäden verheilten. Den Aussagen der Forscher zufolge ist dieses Prinzip nicht auf chronische Hautentzündungen beschränkt; ähnliche Prozesse laufen bei der rheumatoiden Arthritis und bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ab. Die eingesetzten Wachstumsfaktoren sind für den Menschen nicht geeignet; die Forscher haben aber bereits einen Naturstoff gefunden, mit dem sich die Lymphgefäße möglicherweise auch beim Menschen aktivieren lassen.
APA/Journal of Experimental Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2010