neu & aktu­ell: Medi­zi­ni­sche Kurzmeldungen

25.04.2010 | Medizin


Medi­ka­ment gegen Schlafkrankheit

Bri­ti­sche For­scher der Uni­ver­si­tät Dundee ent­deck­ten einen neuen Wirk­stoff gegen die in Afrika ver­brei­tete Schlaf­krank­heit, der in 18 Mona­ten bereits für kli­ni­sche Tests am Men­schen bereit­ste­hen könnte. Ver­su­che an Mäu­sen las­sen auf eine gute Wirk­sam­keit ohne starke Neben­wir­kun­gen schlie­ßen. Wei­tere Vor­teile des neuen Medi­ka­ments: es ist ein­fach ein­zu­neh­men und preis­güns­tig.
APA/​Nature


Stil­len ret­tet Leben

Wenn 90 Pro­zent aller Müt­ter in den USA ihre Babys sechs Monate lang stil­len wür­den, könn­ten zahl­rei­che kos­ten­in­ten­sive Krank­hei­ten wie Virus­in­fek­tio­nen, Asthma, plötz­li­cher Kinds­tod und Leuk­ämie im Kin­des­al­ter redu­ziert wer­den, erklärte Stu­di­en­au­to­rin Melissa Bar­tick von der Har­vard Medi­cal School. Nur zwölf Pro­zent der Frauen in den USA stil­len ihre Kin­der sechs Monate lang.
APA/​Pediatrics

Rou­tine bes­sert Schlaf bei Senioren

Feste Tages­ab­läufe – etwa beim Baden, Anzie­hen und Essen – bes­sern den Schlaf von Senio­ren, ergab eine israe­li­sche Stu­die der Uni­ver­si­tät Haifa, die 90 Senio­ren im Alter von 58 bis 89 Jah­ren zu Tages­rou­tine und Schlaf­qua­li­tät befragte. Die Teil­neh­mer schlie­fen durch­schnitt­lich sechs Stun­den und lagen bis zum Ein­schla­fen im Durch­schnitt 37 Minu­ten wach.
APA/​Sleep

Wör­ter akti­vie­ren Schmerzgedächtnis

Bestimmte Wör­ter wie etwa quä­lend, zer­mür­bend und pla­gend sowie Erin­ne­run­gen an schmerz­hafte Reize kön­nen einer Stu­die der Uni­ver­si­tät Jena zufolge das Schmerz­ge­dächt­nis akti­vie­ren, wie funk­tio­nelle MRT-Unter­su­chun­gen an gesun­den Pro­ban­den gezeigt haben. Nicht-schmerz­as­so­zi­ierte nega­tive Wör­ter wie „dre­ckig“ oder „eklig“ wirk­ten sich hin­ge­gen nicht so aus.
APA

Insu­lin: mit­ver­ant­wort­lich bei Fettsucht?

Opti­sche Nah­rungs­reize füh­ren bei Über­ge­wich­ti­gen zu einer star­ken Akti­vie­rung des Hip­po­cam­pus, der dicht mit Insu­lin­re­zep­to­ren ver­se­hen ist. Den For­schern der Medi­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Graz zufolge könnte des­halb Insu­lin mit­un­ter eine Ursa­che für die Ent­ste­hung von Fett­sucht sein. Die Wis­sen­schaf­ter unter­such­ten dafür im Rah­men des For­schungs­pro­jekts „Sty­rian Juve­nile Obe­sity Study“ zwei Dut­zend Pro­ban­den. Sie zeig­ten ihnen wäh­rend einer Kern­spin­to­mo­gra­phie Fotos von hoch- und nie­der­ka­lo­ri­schen Nah­rungs­mit­teln, sowie neu­tra­len Inhal­ten. Dabei wurde die neu­ro­nale Akti­vi­tät im Gehirn gemes­sen, die beson­ders bei Jugend­li­chen mit ver­mehr­tem Bauch­fett anders aus­fiel: Je höher der Nüch­tern-Insu­lin­spie­gel war, umso stär­ker war die Akti­vi­tät im Hip­po­cam­pus nach der Sti­mu­la­tion durch die Bil­der. Die For­scher erklä­ren das damit, dass Per­so­nen mit ver­mehr­tem Bauch­fett beson­ders stark zu einer begin­nen­den Insu­lin­re­sis­tenz nei­gen, die durch eine ver­stärkte Insu­lin­pro­duk­tion aus­ge­gli­chen wer­den muss.
APA/​Obesity

Junk Food macht süchtig 

Nach Erkennt­nis­sen von kali­for­ni­schen For­schern macht Junk Food genauso abhän­gig wie Dro­gen. Das Team des Scripps Rese­arch Insti­tu­tes aus La Jolla zeigte im Ver­such mit Rat­ten, dass unge­sunde Kost wie Wurst, Pom­mes Fri­tes und Kuchen das che­mi­sche Gleich­ge­wicht des Hirns genauso wie andere Sucht­mit­tel stört. Betrof­fen ist das „Reward-Sys­tem“ und löst ähn­li­che Reak­tio­nen wie bei einem Dro­gen­süch­ti­gen aus: Je mehr die Tiere fra­ßen, umso mehr Nach­schub ver­langte das Gehirn, um Befrie­di­gung her­zu­stel­len. „Sie lie­ßen selbst dann nicht nach, wenn sie mit Elek­tro­schocks rech­nen muss­ten“, erklärte Paul J. Kenny, einer der Stu­di­en­au­toren. Als die For­scher das Junk Food gegen Salat und Gemüse aus­tausch­ten, hun­ger­ten die Rat­ten. Mole­ku­lare Stu­dien zeig­ten, dass der Dopa­min-Rezep­tor D2, der auch als einer der ent­schei­den­den Fak­to­ren bei der Sex- und Dro­gen­sucht gilt, auf den Genuss von reich­lich Junk Food ansprang. Dem­zu­folge benö­tigt der Rezep­tor immer mehr beim Schlem­men aus­ge­lös­tes Dopa­min, um in Aktion zu tre­ten und das Wohl­ge­fühl aus­zu­lö­sen.
APA/​Nature Neuroscience

Frü­he­rer Tod durch nied­ri­gen Testosteronspiegel

Im Rah­men der Bevöl­ke­rungs­stu­die in Vor­pom­mern beob­ach­te­ten die For­scher über sie­ben Jahre 1.954 Män­ner zwi­schen 20 und 79 Jah­ren, von denen 195 gegen Ende der Unter­su­chungs­reihe ver­stor­ben waren. Ergeb­nis: Män­ner mit nied­ri­ger Tes­to­ste­ron-Kon­zen­tra­tion im Blut ster­ben eher. Zu die­sem Schluss kommt eine Stu­die der Study of Health in Pome­ra­nia (SHIP) unter Feder­füh­rung der Uni­ver­si­tät Greifs­wald. Der Groß­teil der Gestor­be­nen wies schon bei der Erst­un­ter­su­chung einen deut­lich zu nied­ri­gen Tes­to­ste­ron­spie­gel auf. Wei­ters konnte gezeigt wer­den, dass ein Zusam­men­hang zwi­schen nied­ri­gem Tes­to­ste­ron­spie­gel und Fett­lei­big­keit, Stö­run­gen des Fett­stoff­wech­sels, Leber­ver­fet­tung, Hyper­to­nie und Typ 2‑Diabetes besteht. Dazu der Endo­kri­no­loge Henri Wal­l­aschofski: „Wir wis­sen noch nicht, ob die nied­rige Tes­to­steron­kon­zen­tra­tion im Blut Ursa­che für einen frü­he­ren Tod ist oder ledig­lich eine Art Bio­mar­ker dafür ist, dass im Kör­per Stoff­wech­sel­vor­gänge aus dem Gleich­ge­wicht gera­ten sind“.
APA

Mul­ti­ple Skle­rose: neuer Wirkstoff

Kör­per­ei­ge­nes Eiweiß mil­dert bei Ver­suchs­tie­ren die MS-Atta­cken und schützt die ange­grif­fe­nen Ner­ven­zel­len. Zu die­sem Ergeb­nis kom­men Schwei­zer For­scher der Uni­ver­si­tät Genf, die die Wirk­sam­keit des Wachs­tums­fak­tors HGF (Hema­to­poie­tic Growth Fac­tor) an Mäu­sen, die an einer Form von Mul­ti­pler Skle­rose erkrankt waren, unter­such­ten. Bei Nagern, die große Men­gen HGF im Gehirn hat­ten, hin­derte das Immun­sys­tem die Ent­zün­dungs­zel­len daran, ins Ner­ven­sys­tem ein­zu­drin­gen, begüns­tigte Repa­ra­tur und Schutz die­ser und schwächte die Krank­heits­at­ta­cken ab. Die Schwei­zer For­scher rund um Patrice Lalive wol­len nun abklä­ren, ob HGF bei Men­schen eben­falls diese posi­ti­ven Effekte hat. Welt­weit lei­den mehr als 2,5 Mil­lio­nen Men­schen an Mul­ti­pler Skle­rose.
APA/​PNAS

CRP-Spie­gel: Indi­ka­tor für Zerstreutheit

Ein erhöh­ter Spie­gel des C‑reaktiven Pro­te­ins (CRP) im Blut zieht even­tu­ell eine grö­ßere Zer­streut­heit nach sich. Zu die­sem Ergeb­nis kommt eine Stu­die der Uni­ver­si­tät Müns­ter, im Rah­men derer 447 Men­schen ohne neu­ro­lo­gi­sche Vor­er­kran­kung im Durch­schnitts­al­ter von 63 Jah­ren unter­sucht wur­den. Dem­nach sind Ein­schrän­kun­gen beim koor­di­nier­ten Den­ken mit einem rela­tiv hohen CRP-Spie­gel im Blut und ent­spre­chen­den Ver­än­de­run­gen der Ner­ven­fa­sern im Gehirn gekop­pelt. Unklar ist, ob CRP die Ursa­che dafür oder nur ein Hin­weis für die Zer­streut­heit ist. Der CRP-Spie­gel kann laut Heike Wer­sching vom Insti­tut für Epi­de­mio­lo­gie und Sozi­al­me­di­zin durch Medi­ka­mente wie Aspi­rin oder kör­per­li­che Akti­vi­tät und Gewichts­kon­trolle gesenkt wer­den. Ob eine Sen­kung des CRP-Spie­gels auch die kogni­tive Leis­tung ver­bes­sere, müsse erst geklärt wer­den.
APA/​Neurology

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 8 /​25.04.2010