neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.04.2010 | Medizin

Limonade fördert Diabetes

Laut den Berechnungen von kalifornischen Forschern haben Limonaden, Sportgetränke und Fruchtsäfte zwischen 1990 und 2000 in den USA zu 130.000 neuen Fällen von Typ 2-Diabetes und zu 14.000 Fällen koronarer Herzerkrankungen geführt; es gab 6.000 Todesfälle. Ein Preisaufschlag von einem US-Cent pro 30 Milliliter könnte den Konsum solcher Getränke um rund zehn Prozent drosseln.
APA


Schlafunterricht für schottische Schüler

Vier Schulen in Schottland geben ihren Schülern Schlafunterricht, um die geistige Ausgeglichenheit und effektiveres Lernen zu fördern. Auch Handys, Laptops oder Spielkonsolen sollen nach den Vorstellungen der Initiative „Charity Sleep Scotland“ aus dem Bett verbannt werden. Trotz Schlafempfehlungen von neun Stunden ruhen sich viele Kinder nur vier Stunden aus.
APA

Schräglage als Anzeichen für Demenz

Auf eine räumliche Orientierungsstörung könnte die Tatsache hinweisen, wenn sich jemand schräg ins Bett legt, wie der Neurologe Joseph Claßen von der Universität Leipzig anhand von Studienergebnissen erklärt. Je schräger sich jemand bettete, umso schlechter schnitt er bei neuropsychologischen Tests ab. Eine beginnende Demenz könnte sich demnach in der Schlafhaltung bemerkbar machen.
APA/British Medical Journal

Chronische Schmerzen durch Verhalten beeinflusst

Kinder mit Verhaltensproblemen haben im Erwachsenenalter ein deutlich erhöhtes Risiko für chronische Schmerzen: zwölf Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen litten an chronischen Schmerzen. Das ergab eine von der Universität Aberdeen durchgeführte Langzeituntersuchung an knapp 20.000 Menschen. Als Ursache dafür vermuten die Forscher eine Störung des Hormonhaushalts.
APA/Rheumatology

Schwankender Blutdruck steigert Infarktrisiko

Ein unbeständiger Blutdruck ist laut vier neuen Studien vermutlich gefährlicher als ein konstant erhöhter Blutdruckwert. Das Infarktrisiko ist – laut einer Untersuchung von Peter Rothwell an 8.000 Herzinfarkt-Patienten in einem Krankenhaus in Oxford – sogar sechs Mal höher. In zwei weiteren Studien zeigte Rothwell gemeinsam mit Kollegen, dass Medikamente, welche Blutdruck-Spitzen reduzierten, am besten zur Verhinderung von Infarkten geeignet sind. Diese Erkenntnisse sind jedoch umstritten: Die US-amerikanische Herzgesellschaft rät Hypertonikern, die Werte regelmäßig zu Hause zu messen; andere Experten wiederum finden die Ergebnisse interessant, empfehlen aber, noch weitere Untersuchungen abzuwarten. Nach Ansicht von Rothwell gehe es vor allem darum, künftig auch diejenigen zu behandeln, deren Blutdruck nur ab und zu nach oben gehe.
APA/Lancet; Neurology Lancet


Metamphetamin schädigt Gehirn von Neugeborenen

Im Vergleich zu Alkohol schädigt die Partydroge Metamphetamin – auch Meth, Crystal oder Crystal Meth genannt – bei Schwangeren das Gehirn der Ungeborenen noch stärker und bewirkt schwere Verhaltens- und Lernstörungen bei Babys. Das zeigt eine Studie der University of California, im Rahmen derer die Gehirnaktivität von 61 Kindern durch Magnetresonanztomographie untersucht wurde. Bei 21 Kindern, die im Mutterleib Alkohol und Metamphetamin ausgesetzt waren, war der Nucleus caudatus, der für Lernen, Erinnerung, motorische Kontrolle und Motivation zuständig ist, deutlich reduziert. Die Schäden dieser Kinder waren noch schwerwiegender als bei jenen 13 Babys, die nur Alkohol ausgesetzt waren. „Die Befunde belegen, wie wichtig es ist, drogenkonsumierenden Schwangeren zu helfen“, folgert Studienleiterin Elizabeth Sowell. In den USA haben rund 16 Millionen Menschen Erfahrung mit Meth.
APA/Journal of Neuroscience

Weniger Infektionen durch mäßiges Übergewicht

Mäßiges Übergewicht schützt hochbetagte Senioren vor gefährlichen Infektionen. Zu diesen Erkenntnissen gelangt ein Autorenteam um Thomas Dorner vom Institut für Sozialmedizin der MedUni Wien. Von den 619 untersuchten Patienten im Wiener Haus der Barmherzigkeit, die durchschnittlich 87,6 Jahre alt waren, gab es im Durchschnitt pro Person und Jahr 0,8 Infektionen; in erster Linie handelte es sich dabei um Harnwegsinfekte, Pneumonien sowie Diarrhoen. Untergewichtige (BMI < 20) hatten um 62 Prozent häufiger Infektionen als etwas Übergewichtige (BMI 24 bis 27,9). Normalgewichtige (BMI 20 bis 23,9) hatten ein um 84 Prozent und Fettsüchtige (BMI > 28) ein um 54 Prozent erhöhtes Risiko für eine Infektion – verglichen mit Senioren, die einen BMI zwischen 27 und 28 aufwiesen. Den Aussagen der Forscher zufolge zeigten diese Resultate, dass sowohl Untergewicht als auch Fettsucht in geriatrischen Heimen zu einer höheren Infektionsrate führen.
APA/British Journal of Nutrition

Zwangsstörungen durch Informationsflut

Das steigende Informationsangebot führt zu einer steigenden Zahl von Zwangsstörungen; bis zu sieben Prozent der Patienten sind davon betroffen. Besonders im Internet würden Menschen nach Informationen suchen und süchtig nach immer mehr Auskünften werden, erklärte Werner Schöny von der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz. Dies könne bis zum sogenannten „Internet Print Out Syndrom“ (IPOS) führen. Vor allem unsichere Menschen würden so alle verfügbaren Informationen über ihre Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten im Internet sammeln. Dennoch könne der Informationshunger nicht gestillt werden. Im Gegenteil: „Die Suche nach mehr Informationen wird zur Sucht, die Betroffenen zu Getriebenen“, erklärte Schöny.
APA

Tumore programmieren Immunabwehr um

Forscher der ETH Lausanne haben herausgefunden, wie Tumore die körpereigene Immunabwehr austricksen: Die Wissenschafter untersuchten dabei an Mäusen mit einem Melanom ein bestimmtes Eiweiß. Sie fanden heraus, dass einige Tumore dieses Eiweiß freisetzen können und damit ihre äußere Hülle in ein Gewebe verwandeln, das einem Lymphknoten ähnelt, was wiederum T-Zellen anlockt. Diese werden nun vom Tumor umprogrammiert. Der Tumor täuscht dem Körper vor, er sei gesundes Gewebe. Somit kann der Tumor unbehelligt wachsen. Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Lymphe bei Tumoren. „Dass diese jedoch Lymphgewebe imitieren, um die Immunabwehr des Körpers zu manipulieren, ist eine neue Dimension“, so Jacqueline Shields, Erst-Autorin der Studie.
APA/Science

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2010