neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.02.2010 | Medizin


Bewegung hält Gehirn fit

Zwei verschiedene Studien belegen den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und der Gehirnleistung im Alter. Forscher der Universität von Washington ließen 20 Senioren viermal pro Woche ein rund einstündiges Ausdauertraining und zehn Senioren Dehnübungen absolvieren; alle wiesen eine milde kognitive Beeinträchtigung (MIC) auf. Nach sechs Monaten besserte sich nur die Hirnleistung derjenigen Senioren, die das Ausdauertraining durchgeführt hatten. Auch eine Studie der Mayo Clinic in Rochester kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Von 1.300 untersuchten Senioren wiesen diejenigen die bessere Hirnleistung auf, die sich viel bewegt hatten. Moderate Bewegung erwies sich selbst dann als günstig, wenn sie erst im Alter begonnen wurde. Leichte Sportarten wie Bowling oder Golf trugen aber nicht zur geistigen Fitness bei. Die Forscher vermuten, dass körperliche Aktivität die Blutversorgung des Gehirns anregt, die Nervenzellen schützt und das Risiko für Gefäßerkrankungen senkt. APA/Archives of Neurology

Schotten trinkfreudigste Briten

Aus einer Untersuchung der Verkaufszahlen von Alkohol in Großbritannien geht hervor, dass ein erwachsener Schotte jährlich die Menge Alkohol trinkt, die 46 Flaschen Wodka entspricht. Somit konsumieren Schotten ganze 25 Prozent mehr Alkohol als Erwachsene in Wales oder England; insgesamt wurden 50 Millionen Liter reinen Alkohols verkauft. Die Regierung drängt nun auf einen Mindestpreis für Alkohol. APA


Hirnveränderung bei Anorexie

Bei Frauen mit Anorexie ist die graue Substanz in zwei Hirnregionen verringert: beide sind für die visuelle Verarbeitung von menschlichen Körperbildern verantwortlich. Das könnte eine Erklärung für das gestörte Körperbild von Anorexie-Patienten sein, wie Forscher der Universität Bochum aufgrund von CT-Bildern von 30 magersüchtigen und 30 gesunden Frauen ähnlichen Alters herausfanden. APA

Geruchsschwäche zeigt Alzheimer an

Ein nachlassender Geruchssinn kann das erste Anzeichen für einen M. Alzheimer sein. Im Versuch mit genetisch veränderten Mäusen fanden Forscher die typischen Protein-Plaques in jenem Hirnareal, das für die Verarbeitung von olfaktorischen Reizen verantwortlich ist. Ebenso konnten sich die Mäuse Düfte schlechter merken oder verschiedene Gerüche auseinanderhalten. APA/Journal of Neuroscience

Keine Koffeinabstinenz bei Tinnitus

Dass Kaffeekonsum Tinnitus verschlechtern kann, haben Forscher der Universität Bristol wiederlegt. Im Gegenteil: Koffeinabstinenz kann die Ohrgeräusche mitunter sogar verschlimmern, wie Untersuchungen an 68 Tinnitus-Patienten, die Kaffeetrinker waren, zeigten. Sie erhielten jeweils zehn Tage lang Kaffee oder ein koffeinfreies Getränk. APA/The International Journal of Audiology

Schlafdefizit beeinträchtigt Reaktion

Chronischer Schlafmangel kann die Leistungsfähigkeit dramatisch beeinträchtigen und die Reaktionszeit bis um das Zehnfache verlangsamen. Das haben Wissenschafter der US-amerikanischen Harvard-Universität in einem mehrwöchigen Versuch herausgefunden. Dabei folgte für die Teilnehmer auf eine Wachphase von 33 Stunden eine Schlafphase von zehn Stunden. Pro Tag bedeutete das eine Ruhezeit von 5,6 Stunden. In den ersten Reaktionstests schnitten die Probanden nach zehn Stunden Schlaf noch gut ab; jedoch mit zunehmender Studiendauer verschlechterte sich die Reaktion mehr und mehr. Besonders nachts litt die Konzentrationsfähigkeit der Probanden. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass besonders belastete Berufsgruppen wie etwa Schichtarbeiter, Fernfahrer und auch Ärzte anfälliger für Fehler und Unfälle sind. Das Fazit der Forscher: „Angestellte, die für ausgedehnte Zeitphasen wach bleiben müssen, können keine normale Leistung bringen.“ APA/Science Translational Medicine


Lichtreiz verschlimmert Migräne

Eine Verbindung zwischen lichtempfindlichen Zellen der Netzhaut und Zellen im Thalamus, die für die Wahrnehmung und Weiterleitung von Schmerzen zuständig sind, ist US-amerikanischen Forschern der Harvard Medical School in Boston zufolge die Ursache für die lichtbedingte Intensivierung von migränebedingten Kopfschmerzen. In der Netzhaut von Ratten wurden Zellen gefunden, die Licht mit Hilfe eines bestimmten Proteins wahrnehmen können. Das Forscherteam um Rami Burstein vermutet, dass Lichtreize die Nervenzellen verstärkt aktivieren und dadurch die Kopfschmerzen intensiviert werden. Ausgangspunkt für die Wissenschafter war die Tatsache, dass selbst manch blinde Migränepatienten Licht meiden, aber sie nehmen unbewusst bestimmte Lichtreize wahr. Bei Blinden, denen das gesamte Auge oder der optische Nerv fehlt, verschlimmert hingegen Licht die Migräne nicht. APA/Nature Neuroscience


Elternschaft senkt Blutdruck

Laut einer US-amerikanischen Studie weisen Eltern einen niedrigeren Blutdruck auf als kinderlose Paare. Während bei Paaren ohne Nachwuchs mittlere Werte von 121/74 gemessen wurden, wurden bei Paaren mit Kindern Werte von 116/71 festgestellt. Besonders bei Müttern sind die Mess-Ergebnisse auffällig: Bei ihnen lag der systolische Wert im Mittel um zwölf und der diastolische um sieben Punkte niedriger als bei kinderlosen Frauen. Die Ergebnisse wurden an knapp 200 gesunden, verheirateten Paaren über den Verlauf von 24 Stunden erhoben; andere Einflüsse wie etwa Gewicht oder Alter wurden dabei nicht berücksichtigt. Studienleiterin Julianne Holt-Lunstad von der Brigham Young Universität sieht aber keinen gesundheitlichen Vorteil durch eine hohe Zahl an Nachkommen: „Die Resultate beziehen sich allein auf Elternschaft. Das heißt nicht, dass der Blutdruck umso besser wird, je mehr Kinder man hat“. APA/Annals of Behavioral Medicine


Sekundentod durch Kokain

Spanische Rechtsmediziner aus Sevilla bestätigen einen Zusammenhang zwischen Kokainkonsum und dem sogenannten Sekundentod. Sie untersuchten 670 Menschen, die plötzlich verstorben waren, auf Spuren von Kokain im Blut und im Urin. Ergebnis: Bei 21 Männern zwischen 21 und 45 Jahren trug Kokain zum Tod bei. Beim Großteil der Verstorbenen hatte sich die Droge negativ auf das Herz ausgewirkt. 81 Prozent der Männer waren außerdem Raucher und bei 76 Prozent spielte Alkohol zum Todeszeitpunkt eine Rolle. „Die Kombination von Kokain mit einer dieser Substanzen oder mit beiden kann als tödlicher Cocktail betrachtet werden, der die Entwicklung vorzeitiger Herzerkrankungen begünstigt“, so die Folgerung der Forscher. Europaweit wird die Zahl der Kokainkonsumenten auf 3,7 Prozent (rund zwölf Millionen) der Gesamtbevölkerung geschätzt. Am meisten verbreitet ist der Gebrauch in Großbritannien, Spanien und Italien. APA/European Heart Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2010