neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

15.08.2010 | Medizin

Kreuzband- oder Meniskusschäden begünstigen Arthritis

Eine Verletzung des Meniskus oder des vorderen Kreuzbandes begünstigt in den folgenden zehn Jahren eine Arthritis im Knie. Das ergab eine Langzeit-Untersuchung der niederländischen Universität Leiden an 326 Patienten, die seit mindestens vier Wochen Kniebeschwerden hatten. Eine Meniskusentfernung hatte dabei keinen Einfluss auf eine spätere Gefährdung.
APA/Radiology

Schizophrenie verändert Durchblutung des Gehirns

Schizophrenie-Patienten weisen eine stärkere Durchblutung des Kleinhirns, des Hirnstamms und des Thalamus auf; schlechter durchblutet sind hingegen Teile des Frontalhirns. Radiologen haben dafür im Rahmen einer Studie den Blutfluss im Gehirn von elf schizophrenen Patienten gemessen und mit den Werten von 25 gesunden Kontrollpersonen verglichen.
APA

Arbeitsstress fördert Depression

Je höher die Arbeitsbelastung, umso eher treten Depressionen oder depressive Verstimmungen bei den Beschäftigten auf, ergab eine Studie der Deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin an 517 Angestellten aus drei verschiedenen Branchen: Banken und Versicherungen, dem Gesundheitswesen sowie dem öffentlichen Dienst. Der Handlungsspielraum spielte keine Rolle.
APA

Rauchen verändert Zellverbände

Bei der Untersuchung der Leukozyten von 1.240 Personen fanden Forscher der Southwest Foundation for Biomedical Research in Texas bei den rund 300 Rauchern eine veränderte Aktivität von 323 Genen. Studienleiterin Jac Charlesworth: „Das Ausmaß, in dem Zigarettenrauch die Aktivität unserer Gene zu beeinflussen scheint, ist ernüchternd.“
APA/BMC Medical Genomics

Meduni Graz: EU-Projekt zu Schwangerschaftsdiabetes

Die Wirksamkeit von Interventionsstrategien bei Schwangerschaftsdiabetes wird in dem von der Medizinischen Universität Graz koordinierten EU-Projekt DALI untersucht. Insgesamt sind Zentren aus elf europäischen Ländern an der über fünf Jahre laufenden Studie mit rund 900 übergewichtigen Teilnehmerinnen beteiligt. Ziel des Projekts ist es, verlässliche Daten über die Häufigkeit des Gestationsdiabetes zu erheben; dabei werden erstmals einheitliche diagnostische Kriterien angewendet. Die drei bisher am meisten Erfolg versprechenden Therapieansätze – Änderung der Ernährung, verstärkte körperliche Aktivität, Verabreichung von Vitamin D – werden allein und in allen möglichen Kombinationen getestet werden, wie der Projektkoordinator Gernot Desoye, Biochemiker an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Meduni Graz, schildert. Da Übergewicht als größter Risikofaktor gilt, werden Schwangere mit einem BMI von über 30 gesucht. Insgesamt stehen für das Projekt vier Millionen Euro zur Verfügung; 700.000 Euro entfallen auf die Meduni Graz.
APA

Mehr Schlaf macht Schüler fitter

Die Verlegung des Schulbeginns von 8.00 auf 8.30 Uhr führe dazu, dass Schüler nicht nur motivierter und leistungsfähiger sind, sondern auch seltener schwänzen. Das geht aus einer US-amerikanischen Studie um Judith Owen vom Hasbro Kinderkrankenhaus in Providence (US-Staat Rhode Island) an 201 Schülern der Klassen neun bis zwölf hervor, die den Unterrichtsbeginn probeweise verlegten. Demnach gingen die Jugendlichen trotz späterem Schulbeginn zur gewohnten Zeit ins Bett. Die Zahl der Schüler, die weniger als sieben Stunden pro Nacht schliefen, ging um 79,4 Prozent zurück; jeder zweite schlief acht oder mehr Stunden – zuvor war es nur rund jeder sechste. Die Zahl derer, die sich als nicht richtig glücklich oder als deprimiert beschrieben, sank durch den späteren Schulbeginn von 65,8 Prozent auf 45,1 Prozent. Statt bisher 15,3 Prozent suchten nur noch 4,6 Prozent die Krankenstation wegen Müdigkeit auf.
APA/Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine

Shrimps-Selbstmord durch Antidepressiva

Rückstände von Antidepressiva im Meer veranlassen Shrimps dazu, Selbstmord zu begehen, indem sie ins Licht schwimmen anstatt es zu meiden und dadurch leichte Beute für natürliche Feinde werden. Dieses Verhalten beobachteten britische Wissenschafter der Universität Portsmouth, die die Wirkung von Fluoxetin, das über Ausscheidungen in die Umwelt gelangt, untersuchten. Dabei wurden die marinen Krebse einer Konzentration ausgesetzt, die der in Abwässern, die in Flüsse geleitet werden, gleicht. „Krebstiere sind entscheidend für die Nahrungskette. Wenn das natürliche Verhalten der Shrimps durch den Gehalt an Antidepressiva im Meer verändert wird, kann das die Balance des ganzen Ökosystems durcheinander bringen“, warnt Studienautor Alex Ford.
APA/Aquatic Toxicology

Ohr-Sinneszellen gegen Taubheit?

Forschern der Universitäten in Frankfurt und Stanford ist es erstmals gelungen, bei Mäusen funktionierende Hörsinneszellen aus Stammzellen zu züchten. Nach zehnjähriger Forschungsarbeit konnten die Forscher um Stefan Heller sowohl aus embryonalen als auch aus sogenannten iPS-Zellen neue Haarzellen züchten, die jenen im menschlichen Ohr ähneln. Rund 15.000 solcher Zellen an der Innenohrschnecke sind wichtig für das Hören. Langfristig sollen diese Haarzellen künstlich aus Stammzellen erzeugt und neue Therapien gegen Taubheit entwickelt werden. „Das wäre ein Durchbruch auf dem Weg zur Wiedererlangung des natürlichen menschlichen Hörvermögens, nicht zu vergleichen mit den künstlichen Hilfen wie Hörgeräte und Innenohrprothesen“, sagt der Leiter der Frankfurter Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Univ. Prof. Timo Ströver. Das Experiment soll nun mit menschlichen Zellen durchgeführt werden.
APA

Doppeltes Sterberisiko durch Übergewicht in der Jugend

Übergewichtige junge Männer haben ein doppelt so hohes Sterberisiko wie normalgewichtige. Das erhöhte Risiko gelte das ganze Leben lang, wie dänische Forscher des Instituts für vorbeugende Medizin in Kopenhagen berichten, die die Gesundheitsdaten von 1.930 übergewichtigen mit denen von 3.601 normalgewichtigen Wehrpflichtigen verglichen. Demnach erhöhe sich das Sterberisiko mit jedem zusätzlichen BMI-Punkt um zehn Prozent. Während von den Normalgewichtigen noch 70 Prozent der über 70-Jährigen lebten, waren es bei den Übergewichtigen nur noch 50 Prozent. Im Durchschnitt starben die Übergewichtigen acht Jahre früher. Mehr als 70 Prozent hätten ihr Übergewicht aus ihrer Jugend im späteren Alter beibehalten. „Es ist sehr wichtig, dass wir die lebenslangen Konsequenzen von Übergewicht im Alter um die 20 genau ermitteln, wenn man nur daran denkt, wie rapide sich Übergewicht als Epidemie ausbreitet“, so Studienleiterin Esther Zimmermann.
APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2010