neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

15.07.2010 | Medizin


Gewichtszunahme ab 50 erhöht das Diabetesrisiko

Eine Gewichtszunahme von mindestens zehn Kilo ab dem 50. Lebensjahr erhöht das Risiko für Typ 2-Diabetes um etwa das Dreifache im Vergleich zu jenen Personen, die ihr Gewicht halten – unabhängig vom BMI. Bei stark Übergewichtigen steigert die Zunahme von zehn Kilogramm das Diabetes-Risiko sogar um das Fünffache, zeigt eine Untersuchung der Universität von Washington.
APA/JAMA

Spielsucht genetisch bestimmt

Die Anfälligkeit eines Menschen für Spielsucht wird fast zur Hälfte von den Erbanlagen bestimmt, wie eine Studie der Universität Missouri an mehr als 4.700 erwachsenen Zwillingen ergab. Eine frühere Studie hatte bereits ergeben, dass nahe Verwandte von professionellen Spielern viermal eher eine Spielsucht entwickeln als Angehörige von anderen Menschen.
APA/Archives of General Psychiatry

Ghrelin beeinflusst Cholesterinwerte

Nicht nur die Ernährung, sondern auch der Gehirnstoffwechsel beeinflusst den Cholesterinwert: Bei Mäusen korreliert ein hoher Ghrelinwert mit hohen Blutfettwerten. Den Forschern der Universität Cincinnati zufolge drosselt das Hormon die Aufnahme von Cholesterin in die Leber. Ghrelin hemmt im Hypothalamus den Rezeptor MC4R. Wird dieser ausgeschaltet, steigen die Blutfettwerte.
APA/Nature Neuroscience

SSRIs steigern Risiko für Grauen Star

Die Einnahme von Parotexin steigert die Wahrscheinlichkeit für eine Linsentrübung (die Linse hat Serotonin-Rezeptoren) um 23 Prozent, Venlafaxin um 33 Prozent und Fluvoxamin um 39 Prozent. Das zeigt eine kanadische Studie mit Daten von 19.000 Senioren ab 65 Jahren. Laut den Pharmakologen erhöht jedoch nur der aktuelle Gebrauch, und nicht die frühere Einnahme das Risiko.
APA/Ophthalmology

Herzinfarkt: Körpergröße als Risikofaktor

Frauen mit einer Körpergröße unter 1,53 Meter und Männer unter 1,65 Meter haben im Vergleich zu Frauen über 1,66 Meter und Männern über 1,73 Meter ein doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommen finnische Forscher der Universität von Tampere, die im Rahmen einer Auswertung von 52 Studien mit rund drei Millionen Teilnehmern die kleinsten mit den größten Probanden verglichen. Mögliche Erklärungstheorien beruhen darauf, dass kleinere Menschen auch eventuell kleinere Herzkranzgefäße hätten, die schneller verstopfen könnten. Auch die genetische Veranlagung könnte eine Rolle spielen. „Die Größe ist nur ein Faktor bei Herzerkrankungen. Menschen können ihre Größe nicht beeinflussen, aber sie können ihr Gewicht und ihre Lebensgewohnheiten wie Rauchen, Trinken und Sport kontrollieren“, betont Studienleiterin Puula Paajanen.
APA/European Heart Journal


Lebensverlängerung durch Eierstock-Verpflanzung

Laut einer japanischen Studie an Mäusen könnte eine Eierstock-Transplantation nicht nur zur Verlängerung der Fruchtbarkeit, sondern auch zur Verlängerung des Lebens beitragen. Sechs Mäuse, die auf Grund ihres Alters unfruchtbar gewesen waren und deshalb zwei Eierstöcke von jüngeren Tieren erhalten hatten, wurden nach dem Eingriff nicht nur wieder fruchtbar, sondern lebten anstatt durchschnittlich 548 Tage rund 915 Tage. Acht Mäuse, denen nur ein Eierstock transplantiert worden war, lebten durchschnittlich 877 Tage. „Der erstaunliche und völlig unerwartete Nebeneffekt einer Lebensverlängerung in unseren Maus-Studien deutet darauf hin, dass derartige Transplantationen Ähnliches auch bei Frauen bewirken könnten“, erklärt Noriko Kagawa, Forschungsdirektorin an der Kato-Frauenklinik in Tokio. Warum Transplantationen eine lebensverlängernde Wirkung haben, ist noch unklar.
APA


Geringeres Gehirnvolumen durch Fettleibigkeit

US-amerikanische Forscher der Boston University konnten einen Zusammenhang zwischen der Zunahme des BMI und der Verringerung des Gehirnvolumens bei älteren Menschen nachweisen. Demnach hatten jene der mehr als 730 untersuchten Probanden, die besonders viel Körperfett aufwiesen, im Vergleich zu schlankeren Testpersonen ein geringeres Hirnvolumen. Weiters zeichnete sich ein starker Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und dem Risiko für dementielle Erkrankungen wie M. Alzheimer ab. Zu den Ergebnissen gelangten die Forscher durch die Erhebung des BMI, des Taillenumfangs und der Fettansammlungen im Bauchbereich. Die Werte wurden in einen Zusammenhang mit Hirnvolumen und der Dichte der weißen Gehirnmasse gesetzt.
APA/Annals of Neurology


Beginn der Menopause prognostizierbar

Ein einfacher Bluttest könnte künftig eine Prognose über das Ende der fruchtbaren Jahre geben und somit zur Familienplanung beitragen, und zwar mit Hilfe der Konzentration des Anti-Müller-Hormons (AMH) im Blut. Iranische Forscher konnten durch einen 1998 gestarteten Test an 266 Frauen zwischen 20 und 49 Jahren ein statistisches Modell entwickeln, mit dem der Beginn der Menopause vorhergesagt werden könne. „Wir haben etwa schätzen können, dass eine Frau, die im Alter von 20 eine AMH-Konzentration von 2,8ng/ml aufweist, zwischen 35 und 38 Jahren in die Menopause kommen müsste“, erklärt Studienleiterin Ramezani Tehrani vom Endokrinologischen Forschungszentrum Teheran. Die Schwankungsbreite zwischen Schätzung und tatsächlichem Eintritt der Menopause lag zwischen vier Monaten und maximal vier Jahren.
APA


Art der Geburt prägt Bakterienflora

Während das Neugeborene bei einer Spontangeburt vor allem Keime, die in der mütterlichen Scheide vorkommen, aufnimmt, überwiegen nach einem Kaiserschnitt hauptsächlich Staphylokokken – allerdings ohne Ähnlichkeit mit den Mikroben der Mutter. Das fanden Forscher der Universität von Puerto Rico in ihren Untersuchungen an zehn Neugeborenen am ersten Lebenstag heraus. Die Ergebnisse könnten erklären, warum Kaiserschnitt-Babys anfälliger für Asthma oder Allergien sind. „Es scheint, als ob die Neugeborenen auf dem Weg nach draußen die Bakterien ihrer Mütter auflesen. Beim Kaiserschnitt könnten die Bakteriengesellschaften dagegen von der ersten Kontaktperson stammen, etwa dem Vater“, erklärt Studienbeteiligter Noah Fierer von der Universität Colorado. Die frühen Keimkolonien könnten das sich entwickelnde Immunsystem des Kindes entscheidend prägen, vermuten die Forscher.
APA/PNAS

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2010