neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.10.2010 | Medizin

Keine Schmerzlinderung durch Zuckerwasser

Zuckerwasser ändert lediglich den Gesichtsausdruck von Neugeborenen, hat aber keinen schmerzlindernden Effekt bei Babys. Das berichten Forscher des University College London, die mit einer schmalen Klinge an der Ferse 59 Neugeborener, die entweder steriles Wasser oder Zuckerwasserlösung erhalten hatten, kratzten und deren Hirnreaktionen überwachten.
APA/The Lancet


Gedächtnisprobleme im Alter: verstärkt bei Männern

Das Risiko für eine milde kognitive Beeinträchtigung (MCI) ist für Männer doppelt so hoch wie für Frauen, wie Wissenschafter der Mayo-Klinik herausfanden. Von den rund 2.000 untersuchten Senioren zwischen 70 und 89 Jahren verfügten 76 Prozent über normale Geisteskraft, zehn Prozent litten an Demenz, 14 Prozent an einer MCI. Besonders gefährdet: schlecht ausgebildete oder ledige Personen.
APA/Neurology


Starker Alkoholkonsum: Risiko für Hirnschäden erhöht

Selbst wenn Alkoholiker das Trinken einstellen, bleibt der Kortisolwert noch längere Zeit erhöht, zeigt eine Studie der Universität Liverpool. Kortisol reichert sich im Stirnlappen sowie im Hippocampus an, was die Erinnerungsstörungen von Alkoholikern erklären könnte. Die dauerhaft erhöhten Kortisolwerte könnten die Ursache für das starke Verlangen nach Alkohol sein – trotz jahrelanger Abstinenz.
APA/Alcoholism

Psychisches Trauma steigert Demenzrisiko

Rund 36 Prozent von rund 10.000 über 65-jährigen US-amerikanischen Kriegsveteranen hatten nach ihren Einsätzen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt. Diese Traumatisierung ging mit einer um etwa das Doppelte gesteigerten Demenz-Wahrscheinlichkeit einher. Das erhöhte Risiko galt unabhängig von einer im Krieg erlittenen Verletzung.
APA/Journal of the American Geriatrics Society


Präfrontaler Cortex steuert Selbstreflexion

Enthält der anteriore präfrontale Kortex viel graue Substanz, ist ein Mensch besonders gut zur Selbstreflexion im Stande, wie Forscher des University College London in einer Studie an 32 Erwachsenen herausfanden. Ob diese anatomische Struktur angeboren ist oder sich durch Übung entwickelt, ist unklar. „Es gibt verschiedene Grade des Bewusstseins: vom einfachen Erleben einer Erfahrung bis zum Nachdenken über die Erfahrung“, so Erstautor Stephen Fleming. Die Forscher ließen die Probanden auf zwei Bildschirmen verschiedene Muster betrachten, einen etwas helleren Fleck identifizieren und danach anhand einer Skala bewerten, wie sicher sie sich bei ihrem Urteil waren. Die Forscher definierten diejenigen, die besonders überzeugt von ihrer Meinung waren, als selbstreflektierend. Anschließende MRT-Untersuchungen zeigten, dass bei ihnen der präfrontale Cortex viel graue Substanz enthielt.
APA/Science

Späte Entbindung erhöht Risiko für Zerebralparese

Das Risiko für eine infantile Zerebralparese, die vor allem vor der 37. Schwangerschaftswoche geborene Babys gefährdet, hängt laut norwegischen Wissenschaftern stark vom Geburtstermin ab. Denn drei Viertel der betroffenen Kinder kommen später zur Welt, wie Forscher der Universität Bergen anhand der Auswertung eines Geburtsregisters mit fast 1,7 Millionen Babys ermittelten. Knapp 2.000 Frühchen kamen ab der 37. Woche mit einer Zerebralparese zur Welt. Das Risiko war am geringsten bei einer planmäßigen Geburt in der 40. Woche; im Vergleich dazu war das Risiko in der 37. Woche um 90 Prozent, in der 38. Woche um 30 Prozent erhöht. Die Wahrscheinlichkeit stieg nach der 41. Woche wieder an, bei einer Geburt in der 42. oder 43. Woche war das Risiko um 40 Prozent höher.
APA/JAMA

Überstunden gefährden Herz

Den Ergebnissen einer dänischen Langzeitstudie zufolge gefährden Überstunden vor allem jene Menschen, die körperlich in schlechter Verfassung sind. Demnach steigern Überstunden die Aktivität des sympathischen Nervensystems, wodurch Puls und Blutdruck erhöht und die Arteriosklerose gefördert werde. Bei körperlich fitten Menschen sei der Effekt wesentlich schwächer ausgeprägt, fanden die Arbeitsmediziner aus Kopenhagen heraus. Fast 70 Prozent der untersuchten 5.000 Männer zwischen 40 und 59 Jahren arbeiteten 41 bis 45 Stunden pro Woche, 19 Prozent sogar noch mehr. Während des Studienzeitraums von 30 Jahren starben knapp 600 Teilnehmer an koronaren Herzerkrankungen. Männer, die wöchentlich 41 bis 45 Stunden arbeiteten, waren um fast 59 Prozent stärker gefährdet als jene mit geringerer Arbeitslast. Dabei lag das Risiko der fitten Probanden um 45 Prozent niedriger als jenes der Männer, die sich in einem schlechten körperlichen Zustand befanden.
APA/Heart

HIV: Ursprungsvirus älter als angenommen

Das HIV-Ursprungsvirus SIV (Simian Immundeficiency Virus) ist nach Berechnungen von US-amerikanischen Experten mit Hilfe eines Computermodells mindestens 32.000 bis 75.000 Jahre alt. Die Studienautoren Preston Marx (Tulane Universität) und Michael Worobey (Universität von Arizona) schätzen, dass es sogar noch älter ist. Bei Untersuchungen des Wildfleisches von verschiedenen Affenarten auf der Insel Bioko vor der westafrikanischen Küste fanden die Forscher bei vier von sechs Arten SI-Viren. Alle dieser Erreger stammten von Viren ab, die auch bei Artverwandten vom afrikanischen Festland vorkommen. Sie seien aber genetisch sehr unterschiedlich und hätten sich getrennt voneinander weiter entwickelt. „SIV löst anders als HIV kein AIDS bei den meisten befallenen Primaten aus“, so Marx. Wenn es Tausende von Jahren gedauert habe, bis sich SIV in ein nicht tödliches Virus entwickelte, werde es wahrscheinlich eine sehr lange Zeit dauern, bis HIV diesen Weg einschlagen werde.
APA/Science

Schlafmangel lässt Jugendliche ungesünder essen

Wenn Jugendliche weniger als acht Stunden schlafen, greifen sie verstärkt zu fettigen Lebensmitteln und Süßigkeiten, wie Schlafmediziner der Universität Harvard berichten; bei Mädchen sei der Effekt stärker ausgeprägt als bei Burschen. Die Schlafmediziner untersuchten 240 Heranwachsende im Alter von 16 bis 19 Jahren, wovon 18 Prozent übergewichtig waren. Die Jugendlichen schliefen durchschnittlich 7,5 Stunden pro Nacht; nur jeder dritte schlief die empfohlenen acht Stunden. Jene Teilnehmer, die weniger als acht Stunden schliefen, nahmen täglich im Vergleich zu den restlichen Probanden durchschnittlich 2,2 Prozent mehr Kalorien aus Fett und drei Prozent weniger Kalorien aus Kohlenhydraten zu sich. Im Laufe der Zeit summierte sich laut Forschern dieser gering erscheinende Unterschied und trage so zur Fettleibigkeit bei.
APA/Sleep

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2010