neu & aktuell: Medizinische Kurzmeldungen

10.09.2010 | Medizin


Zahl der Organtransplantationen steigt

Im Vergleich zu 2008 ist 2009 die Zahl der Organtransplantationen in Österreich um 25 Prozent gestiegen, wie aus dem Transplant-Jahresbericht 2009 des Bundesinstituts für Gesundheitswesen hervorgeht. Somit nahmen Nierentransplantationen um 20 Prozent, Herztransplantationen um 22 Prozent zu. Dennoch stehen rund 1.100 Patienten auf den Wartelisten.
APA

Zöliaki: Ursache entschlüsselt

Für die Immunreaktion bei Zöliakie-Patienten sind drei Fragmente im Klebereiweiß Gluten verantwortlich. Das fanden australische Forscher an 200 Patienten, die drei Tage lang Glutenprodukte gegessen hatten, heraus. 90 der insgesamt 2.700 untersuchten Eiweißbruchstücke lösten demnach eine Reaktion aus; drei Peptide waren besonders giftig. Daraus könnte eine Immuntherapie resultieren.
APA/Science Translational Medicine

Rauchen und Übergewicht erhöhen Migräne-Risiko

Rauchen erhöht bei Jugendlichen das Risiko für Migräne und andere Kopfschmerzen um fast die Hälfte, Übergewicht um rund 40 Prozent, wie eine Untersuchung der Universität Oslo an knapp 6.000 Schülern im Alter von 13 bis 18 Jahren ergab. Wer weniger als zweimal wöchentlich Sport betrieb, war noch um 20 Prozent mehr gefährdet als die sportlich aktiven.
APA/Neurology


Schielen: Korrektur noch im Vorschulalter

Spätestens bis zum sechsten Lebensjahr sollte starkes Schielen bei Kindern korrigiert werden. Ab diesem Alter müssten Kinder mit sozialer Ausgrenzung durch Gleichaltrige rechnen, wie Ophthalmologen vom Schweizer Kantonsspital
St. Gallen betonen. Die Forscher konfrontierten für ihre Analyse 118 Heranwachsende im Alter von drei bis zwölf Jahren mit den Fotos schielender
Kinder.
APA/British Journal of Ophthalmology

Nikotinsäure: Flushing-Effekt vermeidbar

Die Ursache für den Flushing-Effekt, der kurz nach der Einnahme von Nikotinsäure bei einer Cholesterin-Therapie zu starken Rötungen des Gesichts und Oberkörpers führt, sei die Erweiterung von Blutgefäßen in der Haut. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim herausgefunden. Die Forscher um Stefan Offermanns identifizierten einen Rezeptor für Nikotinsäure, der die Wirkung des Medikaments vermittelt. Dieser ist sowohl in Keratinozyten als auch in Langerhans-Zellen vorhanden. Die erste Phase der Flushing-Reaktion wird durch Aktivierung von Langerhans-Zellen, die zweite längere Phase durch Keratinozyten ausgelöst. In beiden Phasen entstehen Prostaglandine. „Durch Hemmung der Prostaglandin-Bildung oder durch Blockade der Prostaglandin-Rezeptoren in der Haut lässt sich das Flushing-Phänomen unterbinden, während die erwünschten Effekte der Nikotinsäure auf den Fettstoffwechsel unbeeinflusst bleiben“, so Offermanns.
APA/Journal of Clinical Investigation

Magenverkleinerung: Selten schwere Komplikationen

Einer Studie der Universität von Michigan zufolge kommt es im Zuge von bariatrischen Eingriffen nur selten zu gravierenden Komplikationen. Das zeigt die Auswertung der Daten von mehr als 15.000 Patienten, die sich in 25 Kliniken einer Magenband-, Schlauchmagen- oder Magenbypass-Operation unterzogen. 7,3 Prozent der Patienten erlitten Probleme, meist kleinere Komplikationen wie etwa Wundheilungsstörungen. Schwerere Nebenwirkungen hängen vor allem vom angewendeten Verfahren ab. Demnach entwickelten 3,6 Prozent der Bypass-Patienten, 2,2 Prozent der Patienten nach Schlauchmagen-Operation und knapp ein Prozent nach Einsatz eines Magenbands schwerere Komplikationen. In Kliniken, die solche Eingriffe häufig vornahmen, war das Risiko für schwere Komplikationen nur halb so hoch wie in Spitälern, die derartige Operationen selten durchführten.
APA/JAMA

Alzheimer: offenbar angeboren

Der M. Alzheimer ist laut Forschern des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung der Universität Leipzig die Folge einer Hirnentwicklungsstörung. Demnach seien bei Erkrankten sogenannte hyperploide Neuronen für das Absterben von Hirnzellen in großer Zahl verantwortlich. Während diese Zellen im gesunden Gehirn begrenzt vorkommen, steige ihre Anzahl sowohl in der vorklinischen als auch in der Phase, in der erste milde Auswirkungen der Erkrankung festzustellen sind, deutlich an. Nach Ansicht der Wissenschafter kann der Mensch offenbar mit einer bestimmten Zahl solcher Zellen im Gehirn umgehen und sie tolerieren. Allerdings scheint bei Betroffenen eine Toleranzgrenze durchbrochen zu sein. Bei den hyperploiden Neuronen sind statt zweier Chromosomenpaare eine Vielzahl davon vorhanden. Bei der Entwicklung von Stammzellen zu Neuronen gibt es aber eigentlich einen Mechanismus, der solche „falschen Bausteine“ absterben lässt.
APA/The American Journal of Pathology

Schlafdauer beeinflusst Herzinfarktrisiko

Menschen, die pro Nacht sieben Stunden schlafen, haben laut einer Studie der Universität von West Virginia ein geringeres Herzinfarkt-Risiko als Lang- oder Kurzschläfer. Weniger als fünf Stunden Schlaf gehen demnach mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herz-/Kreislauf-Erkrankungen einher. Menschen, die mehr als neun Stunden im Bett verbrachten, hatten ein eineinhalb Mal höheres Risiko als diejenigen, die sieben Stunden pro Nacht schlafen. Die Studie stützt sich auf eine US-weite Untersuchung des Schlafverhaltens von 30.000 Erwachsenen aus dem Jahr 2005. Die Forscher können den Zusammenhang noch nicht erklären, verweisen allerdings auf die Beeinflussung des Stoffwechsels durch die Schlafdauer. Ein chronisches Schlafdefizit könne demnach zu einer gestörten Glukose-Toleranz sowie zu hohem Blutdruck führen und somit eine Verengung der Arterien bedingen.
APA/Sleep

Soziales Umfeld beeinflusst Überlebenswahrscheinlichkeit

Einsamkeit ist etwa so schädlich wie Rauchen oder Fettsucht. Das zeigt eine Analyse der Brigham Young University (Utah) von 148 Studien zum Sterberisiko, die Daten von mehr als 300.000 Menschen vor allem in westlichen Ländern erfasst und über 7,5 Jahre hinweg beobachtet hat. Demnach haben Menschen mit einem gutem Freundes- und Bekanntenkreis eine um 50 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als Menschen mit einem geringen sozialen Umfeld. Der Effekt übertrifft andere Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel und ist altersunabhängig. Die allgemeine soziale Integration hatte den größten Effekt, ob Menschen alleine oder mit anderen zusammen lebten, war am wenigsten ausschlaggebend. Das soziale Umfeld habe laut Forschern Auswirkungen auf den Umgang mit der eigenen Gesundheit und auf psychologische Prozesse wie Stress und Depressionen. Auch das Immunsystem würde durch Kontakte gestärkt werden.
APA/PLoS Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2010