Belvedere: Prinz Eugen

10.04.2010 | Kultur

In dem von ihm erbauten Belvedere, widmet man Prinz Eugen von Savoyen eine Großausstellung, die beweist, dass über diesen bemerkenswerten Mann noch viel mehr zu sagen ist.
Von Renate Wagner

Prinz Eugen von Savoyen kam 1663 in Paris zur Welt, Sohn eines französischen Vaters, des Herzogs Moritz von Savoyen-Carignan, und einer italienischen Mutter, der schönen Olympia Mancini, einer Nichte von Kardinal Mazarin. Sie hatte sich im Lauf ihres Lebens einen so schlechten Ruf in Paris erworben, dass sie die Karriere ihrer Kinder am Hof von König Ludwig XIV. unmöglich machte. Der 20-jährige Eugen ging zu den Habsburgern und bot seine Dienste an.

Militärhistoriker nennen den kleinen Mann (er soll nur um die 1,50 Meter groß gewesen sein) einen der bewundernswertesten, ungewöhnlichsten, innovativsten, auch wagemutigsten Feldherrn aller Zeiten, und tatsächlich hat er für die Habsburger-Monarchie – er diente bis zu seinem Tod 1736 nacheinander den Kaisern Leopold I., Josef I. und Karl VI. – die Türkengefahr gebannt und in vielen Kriegen auch gegen sein ehemaliges Heimatland Frankreich gekämpft. Österreich wurde seine Heimat; er ließ sich das Belvedere erbauen, das Stadtpalais in der Himmelpfortgasse gestalten, Schlosshof im Marchfeld prunkvoll ausstatten. Die Intelligenz, die er auf den Schlachtfeldern zeigte, setzte sich im „normalen“ Leben in höchstem Kunstsinn, wissenschaftlichem Interesse, bibliophiler Sammellust um.

Man hat 284 Objekte zusammen getragen, 60 Leihgeber aus zwölf Ländern steuerten Exponate bei, von denen man viele nicht kannte.

Eugens Schloss und seine Bibliothek wurden von den Habsburgern gekauft und sind heute im Besitz der Republik. Persönlich nahe kommt man ihm mit Kleinigkeiten – eine Haarlocke (er hatte rabenschwarze Haare), eine Schnupftabaksdose (Schnupfen war sein Laster), einige originale Kleidungsstücke (Brustpanzer, Rock, Dreispitz). Die Ausstellung dokumentiert seine edle Herkunft, die Epoche der Türkenkriege, seine Sorge um die Soldaten, die ihn von den meisten Feldherrn unterschied. Darüber hinaus geht es um seine Tätigkeit als Bauherr, als Sammler, sowohl von Kunst wie auch von Pflanzen und Tieren und natürlich von Büchern. Auch der „private“ Prinz Eugen, der nie geheiratet hat und der von homoerotischen Gerüchten umschwirrt war, wird dargestellt – im Kreis der bedeutendsten Geister seiner Zeit (Rousseau, Voltaire, Leibnitz), aber auch schöner Gräfinnen, mit denen er Freundschaften pflegte.

Nach Prinz Eugens Tod erbte eine Nichte, Anna Viktoria von Savoyen, seinen gesamten Besitz. Prinz Eugen wurde im Stephansdom begraben, mit unzähligen Denkmälern geehrt und nimmt seinen Ruhmesplatz in der österreichischen Geschichte ein.

Was, Wann, Wo:

Prinz Eugen – Feldherr, Philosoph und Kunstfreund

Bis 6. Juni 2010, täglich 10 bis 18 Uhr,
Mittwoch bis 21 Uhr

Unteres Belvedere und Orangerie, Wien

www.belvedere.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2010