REPEVAX® WIEDER FREIGEGEBEN

15.07.2004 | Medizin

Nachdem es in Kärnten in einigen Schulen nach der Impfung mit Repevax® gehäuft zu Lokalreaktionen gekommen war, wurden die Impfungen mit dem Vierfach-Impfstoff ausgesetzt. Anfang Mai wurde er nun vom Gesundheitsministerium mit Einschränkungen wieder frei gegeben. Von Silvia Hecher

Nachdem in einigen Schulen in Kärnten gehäuft Lokalreaktionen aufgetreten waren, war am 11. Feber 2004 ein Erlass zur Aussetzung von Impfungen mit Repevax® (Diphtherie/Tetanus/Polio/Pertussis) ergangen. „Dabei sind im Rahmen von Serienimpfung bei mehreren Kindern Rötungen und Schwellungen, bei ein paar Kindern sogar Fieber aufgetreten”, berichtet der Impfreferent der ÖÄK, Wilhelm Sedlak.

Nachdem die Eltern der betroffenen Kinder über die Schwere der Symptome befragt wurden, entschloss man sich im Gesundheitsministerium, die entsprechenden Chargen zu untersuchen. Sedlak dazu: “Grundsätzlich war diese Maßnahme notwendig, um sicher gehen zu können, dass der Impfstoff in Ordnung ist. Allerdings wurden die Kinder, die Impfreaktionen zeigten, nicht von Ärzten untersucht. Das hätte aber unbedingt geschehen sollen, zumal Laienbefragungen mittels Telefon und Fragebogen nicht objektiv und somit nicht sehr hilfreich sind.” Nachdem die Qualität des Impfstoffes nun gesichert wurde, gab das Ministerium den Impfstoff wieder frei. Für Schulkinder wird jedoch empfohlen, statt Repevax® auf Revaxis®  (Diphterie/Tetanus/Polio) oder Boosterix® (Diphterie/Tetanus/ Pertussis) zurückzugreifen, weil bei Dreifach-Impfstoffen eine geringere reaktogene Wirkung zu erwarten ist.

„Die Verwendungseinschränkung von Repevax wurde zwar für Jugendliche und Erwachsene aufgehoben, in der Praxis wird der Impfstoff aber höchstwahrscheinlich gar nicht mehr verwendet werden“, lautet der Kommentar von Hubert Hrabcik, Generaldirektor für öffentliche Gesundheit im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. “Repevax ist ein Tot-Impfstoff, der streng intramuskulär geimpft werden muss”, erklärt Sedlak. Bei Serienimpfungen würde dies in der Hektik nicht immer genau genommen, weshalb auch künftige Reaktionen nicht auszuschließen sind. Dasselbe gelte auch für Diphtherie- und Tetanusimpfungen. “Oft lässt sich ein Ärmel nicht ganz hochschieben, dann injiziert man den Impfstoff schräg in den untersten Teil des Schultermuskels. Das Risiko, diesen Muskel nicht genau zu treffen, erhöht sich, und lokale Reaktionen sind die Folge”, so Sedlak. Aber auch der Impfabstand muss beachtet werden. Dieser soll bei Revaxis® mindestens fünf Jahre betragen. Sedlak: “In der Regel erhalten Kinder ihre Säuglingsimpfung bis zum Alter von 14 bis 18 Monaten. Oft werden diese Impfungen aber erst mit zwei Jahren oder noch später vervollständigt. Werden die Kinder dann mit sechs Jahren wieder geimpft, kann es zu einer Überimpfung und zu örtlichen Reaktionen oder Fieber kommen.”

Impftauglich?

Problematisch bei Serienimpfungen in Schulen ist laut Sedlak auch die klinische Bestimmung der Impftauglichkeit. Leichtes Fieber und milde Symptome sind zwar laut WHO keine echte (sondern eine “falsche”) Kontraindikation für eine Impfung, können aber ebenfalls zu Impfreaktionen führen. Der “große Vorteil von Serienimpfungen” (Sedlak) ist, dass Kinder geimpft werden, deren Eltern dies vernachlässigt hätten. Dies bedeute jedoch nicht, dass ein Kind unbedingt an dem Tag, an dem eine Schulimpfung festgelegt ist, auch geimpft werden muss. Außerdem sollten besonders bei jungen Volksschulkindern auch die Eltern zur Bestimmung der Impftauglichkeit miteinbezogen werden. “Ich persönlich würde ein Kind nur dann impfen, wenn es völlig gesund ist”, betont Sedlak.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13/14 / 15.07.2004