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25.04.2024 | Medizin

Berührungen lindern Schmerz und Angst
Berührungen, die gewünscht sind, können Schmerzen, Depressionen und Ängste bei Erwachsenen und Kindern lindern. Das haben Forscher aus Bochum, Duisburg-Essen und Amsterdam um Studienautor Julian Packheiser vom Institut für Kognitive Neurowissenschaft der Ruhr-Universität Bochum bei der Metaanalyse von mehr als 130 internationalen Studien mit rund 10.000 Teilnehmern herausgefunden. Als am besten erwiesen sich kürzere, aber häufigere Berührungen. Bei Säuglingen sei es wichtig, dass es die Berührungen der Eltern sind; bei Erwachsenen zeigten sich keine Unterschiede zwischen bekannten Personen und professionellem Personal. Neben dem signifikanten Effekt auf die mentale Verfassung, wirken sich Berührungen auch auf kardiovaskuläre Faktoren wie Blutdruck positiv aus, zeigen aber einen geringeren Effekt. APA/Nature Human Behaviour

Schlechte Diabeteskontrolle bei Kindern: Fettleberrisiko steigt
Ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus Typ-1 ist bereits in jungen Jahren ein großer Risikofaktor für eine zusätzliche Fettlebererkrankung. Zu diesem Schluss kamen österreichische Forscher um Florian Koutny von der Paracelsus Medizin-Privatuniversität in Salzburg gemeinsam mit deutschen Kollegen. Die Wissenschafter analysierten Daten von 32.325 Kindern im Alter von zwei bis 17 Jahren mit Typ-1-Diabetes in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dabei wurden die HbA1c-Werte mit den Blutwerten für die Alanin-Aminotransferase (ALT) verglichen. Lag der HbA1c-Wert über elf, hatten die Kinder ein signifikant größeres Risiko für erhöhte ALT-Werte. Die Häufigkeit dafür war um das 2,54-fache größer; Faktoren wie Alter, Geschlecht, Dauer der Diabetes-Erkrankung und Übergewicht bereits herausgerechnet. Die Beobachtung wurde schließlich durch eine zweite Analyse mit Vergleich zwischen Kindern mit gut und schlecht eingestelltem Typ-1-Diabetes bestätigt – die Häufigkeit für erhöhte ALT-Werte war in einem Zeitraum von bis zu fünfeinhalb Jahren doppelt so hoch und das Risiko stieg mit der Dauer der Beobachtungszeit an. APA/Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition

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Prozent der jungen Menschen in Österreich leiden an einer chronischen Erkrankung. APA

TAVI-Intervention auch für jüngere Patienten gut geeignet
Ein kathetergestützter Aortenklappenersatz ist auch für jüngere Menschen mit geringem bis mittlerem Operationsrisiko sehr gut geeignet. Das zeigte ein Team um Stefan Blankenberg vom Herz- und Gefäßzentrum der Hamburger Universitätsklinik in einer Vergleichsstudie, an der von Mai 2017 bis September 2022 insgesamt 1.414 Patienten an 38 deutschen Herzzentren beteiligt waren. Die Patienten wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: die eine Gruppe erhielt einen kathetergestützten Aortenklappenersatz, die andere einen chirurgischen Klappenersatz. Schon nach einem Jahr zeigte sich, dass bei Patienten mit TAVI-Intervention die Gesamtsterblichkeit und das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, um 47 Prozent geringer war als bei Patienten mit chirurgischem Aortenklappenersatz. APA/NEJM

Präventive Katheterintervention bei vulnerablen Plaques
Bei Patienten mit Verengungen der Koronargefäße kann eine präventive Katheterintervention akute Myokardinfarkte und damit auch Todesfälle verhindern. Der südkoreanische Kardiologe Seung-Jung Park und seine Co-Autoren aus Südkorea, Japan und Neuseeland rekrutierten für ihre multizentrische Studie 1.606 Personen über 18 Jahre mit gefährlichen Plaques in Herzkranzgefäßen, die jedoch mindestens zu 80 Prozent für den Blutfluss offen waren. 803 Probanden wurden mit einer Katheterintervention zur Beseitigung der Engstelle samt Implantierung eines Stents und medikamentöser Therapie behandelt; 803 Probanden erhielten ausschließlich eine medikamentöse Therapie. Nach einer Beobachtungszeit von mindestens zwei Jahren kam es in der Katheter-Interventionsgruppe nur bei drei Teilnehmern zu einem akuten kardiovaskulären Ereignis; ohne Katheterintervention waren es 27 Probanden (3,4 Prozent). Auch Subgruppenanalysen zeigten den präventiven Wert einer frühzeitigen Intervention. APA/Lancet

MS: Vitamin D überzeugt im Tierversuch
Die Gabe von Vitamin D wirkte sich in der Spätphase der Multiplen Sklerose bei Versuchstieren positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Ein Team um Michaela Tanja Haindl von der Universitätsklinik für Neurologie in Graz hatte zunächst ein Labormodell entwickelt, das zelluläre Mechanismen der MS nachstellt. Anhand dessen wurden die Auswirkungen einer zusätzlichen Gabe von Vitamin D beobachtet, wobei vor allem Effekte auf die Gehirnrinde im Fokus standen. Es zeigte sich, dass bei den vitaminbehandelten Tieren signifikant mehr zelluläre Strukturen erhalten blieben und es zu einem Rückgang von Apoptose und Gewebsmakrophagen kam. Weiters hatten die Versuchstiere durch die Vitamin-D-Gabe weniger Neurofilament-Leichtketten im Blut – diese gelten als Biomarker für das Fortschreiten der Erkrankung. Die Ratten hatten zudem eine höhere Kapazität gegen oxidativen Stress. APA/Nutrients

Weniger Sitzen beeinflusst systolischen Blutdruck
Bereits die Reduktion der täglichen Sitz-Zeit um rund eine halbe Stunde kann den Blutdruck im Alter positiv beeinflussen, fanden US-Wissenschafter um Dori E. Rosenberg vom Kaiser Permanente Washington Health Research Institute in Seattle kürzlich heraus. Sie teilten 283 Personen im Alter von 60 bis 89 Jahren mit einem Body-Mass-Index von durchschnittlich 34,9 in zwei Gruppen. Knapp 52 Prozent der Probanden litten zu Beginn der Studie an Hypertonie. Ein Teil erhielt nun Coaching mit dem Ziel, die tägliche Sitz-Zeit durch Einrichten von Stehpulten und Fitness-Trackern zu reduzieren. Der andere Teil bildete die Kontrollgruppe, in der es ausschließlich Coaching zu Gesundheitszielen gab. In der Interventionsgruppe sank die mittlere Zeit, die täglich sitzend verbracht wurde, im Vergleich zur Kontrollgruppe nach sechs Monaten um 31,85 Minuten. Dies wirkte sich positiv auf den systolischen Blutdruck aus – dieser sank im Mittel um 6,67 mmHg; bei der Kontrollgruppe waren es minus 3,48 mmHg. Beim diastolischen Blutdruck gab es keine signifikante Differenz zwischen den Gruppen. APA/JAMA Network Open

Long-Covid-Symptome enden nach zwei Jahren
In einer Innsbrucker Studie hatten Long-Covid-Patienten nach spätestens zwei Jahren keine Long-Covid-Symptome mehr. Ein Team um Univ. Prof. Herbert Tilg von der Universitätsklinik für Innere Medizin I in Innsbruck untersuchte 21 Personen, die an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und leichter bis moderater Long-Covid-Symptomatik in Form von Schwäche, Müdigkeit und Erschöpfung litten. Die Betroffenen wurden für die Studie von Beginn der Erkrankung an begleitet. Die wesentliche Erkenntnis: Das gesamte Studienkollektiv war nach zwei Jahren beschwerdefrei. Bei neun Patienten wurde eine Endoskopie durchgeführt und keine Virusbestandteile mehr in der Darmmukosa gefunden. Die Verlaufsstudie ist weltweit die einzige dieser Art und repräsentativ. Sie baut auf einer klinischen Studie von vor zwei Jahren auf, in der das Team nachgewiesen hatte, dass Virusreste mit Long-Covid-Symptomen zusammenhängen. APA/Gastroenterology

Prostata-CA: MR-gestütztes Screening reduziert Biopsien
Die Integration von MRI-Untersuchungen in das Prostatakarzinom-Screening kann unnötige Biopsien und Überdiagnosen von nicht-signifikanten Prostatakarzinomen verhindern. Ein Team um Erstautor Priv. Doz. Tamas Fazekas von der Universitätsklinik für Urologe der MedUni Wien hat Daten von 80.114 Männern aus zwölf Studien ausgewertet. Dabei wurde die Genauigkeit eines PSA-Tests auf erhöhte Werte und anschließender Biopsie mit anfänglicher MR-Untersuchung verglichen. Ergebnis: Durch die MR-Bildgebung gab es eine um den Faktor 4,15 erhöhte Trefferquote hinsichtlich des tatsächlichen Vorliegens eines Karzinoms. Die Häufigkeit der Durchführung einer Biopsie reduzierte sich um 72 Prozent. Bei gefährlichen Karzinomen zeigte die Strategie mit MRI die gleiche Präzision wie ein herkömmliches Screening bestehend aus PSA-Test und Biopsie. APA/JAMA Oncol

ALK-positives Lungenkarzinom: Rezidivrate gesenkt
Bei Erkrankten mit ALK-positivem Lungenkarzinom verringert eine zielgerichtete medikamentöse Behandlung nach der Operation im Vergleich zu Chemotherapie das Rezidivrisiko. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie unter Beteiligung von Wiener Wissenschaftern um Maximilian Hochmair von der Klinik Floridsdorf. In der aktuellen Studie mit 257 postoperativen Probanden (Stadium Ib bis IIIa) wurde die herkömmliche Chemotherapie mit einer Behandlung mit Alectinib verglichen. 130 Probanden erhielten zweimal am Tag 600 Milligramm des ALK-Inhibitors, 127 Personen ein Platin-Chemotherapeutikum. Nach zwei Jahren betrug der Prozentsatz der überlebenden, rückfallsfreien Patienten unter Alectinib 93,8 Prozent, in der Chemotherapie-Gruppe 63 Prozent – die relative Rückfalls- und Todesrate reduzierte sich somit um 76 Prozent. Gehirnmetastasen und/oder Todesfälle traten unter der zielgerichteten Therapie um 78 Prozent seltener auf. APA/NEJM

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2024