ÖÄK-Symposium: Starke Allianz

25.02.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Beim 14. Symposium der Österreichischen Ärztekammer zeigten die ÖÄK und die deutsche Bundesärztekammer einen starken Schulterschluss. Dieser gipfelte in einer gemeinsamen Resolution zum Thema unabhängiger Medikamentenversorgung in Europa.

Sascha Bunda, Thorsten Medwedeff

Die Initialzündung lieferte ein Vortrag von Frank Ulrich Montgomery, Ehrenpräsident der deutschen Bundesärztekammer, zum Thema Lieferengpässe bei Arzneimitteln und der Frage „Reichen die Maßnahmen der EU zur Verhinderung des Mangels?“ In Deutschland wie in Österreich fehlt es teilweise an Standardmedikamenten wie Fiebersäften für Kinder. Die anschließende Diskussion und das Networking zeigten: Hier muss etwas getan werden. Das EU-Programm „Allianz für kritische Arzneimittel“ wolle sich ab heuer gerade einmal mit der Erarbeitung eines strategischen Konzeptes zum Einleiten einer Studie befassen.

Die gemeinsam erarbeitete Resolution griff vor allem den Punkt der Stärkung der Produktion in Europa auf, worauf auch Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, hinwies und die Politik zum Handeln aufforderte: „Dazu gehört die Bereitschaft zu Investitionen in die europäische Produktion von versorgungsrelevanten Arzneimitteln. Europa muss bei der Medikamentenversorgung endlich autonom und unabhängig von anderen Märkten werden. Ärztinnen und Ärzte sind tagtäglich mit den Folgen der Lieferengpässe konfrontiert und es kann nicht deren Aufgabe sein, politisches Versagen zu erklären.“

Ellen Lundershausen, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer unterstrich dies: „Unter den aktuellen Lieferengpässen leiden Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte und alle anderen mit der Arzneimittelversorgung befassten Berufsgruppen in den europäischen Staaten gleichermaßen. Krankenkassen und Hersteller müssen deshalb neben den Preisen auch Aspekte wie die Sicherung der Lieferfähigkeit stärker in den Blick nehmen.

Dazu gehört die Frage nach einer ausreichenden Zahl von Produktionsstandorten in Europa. Fast 70 Prozent der Produktionsstätten von Wirkstoffen, die für den Markt in Deutschland und anderen europäischen Ländern bestimmt sind, liegen in Asien.“ Europa sollte aber in der Lage sein, einen größeren Teil seines Bedarfs selbst zu decken.

Weitere Schwerpunkte des hochkarätig besuchten ÖÄK-Symposiums waren neben der Sicherung der Patientenversorgung am ersten Tag „KI in der Medizin“ und am zweiten Tag die „Notfallversorgung – aktuell und zukünftig“. Im Zusammenhang mit der Künstlichen Intelligenz bezeichnete der Präsident der Sächsischen Ärztekammer, Erik Bodendieck, die KI als „ein neues Stethoskop, ein neues Röntgengerät“, verwies aber darauf, dass KI nichts daran ändern wird, dass man als Arzt weiterhin „beim Menschen stehen“ müsse. Dass die KI auch eine Vielzahl von (rechtlichen) Fragen mit sich bringt, arbeitete ÖÄK-Kammeramtsdirektor Johannes Zahrl heraus. Fest steht: Medizin durch Ärzte wird komplexer und anspruchsvoller. Das unterstrich auch der Vortrag von Clemens Heitzinger von der TU Wien, der über das Potenzial von KI in der Intensivmedizin anhand der Sepsis-Behandlung referierte. Durch maschinelles Lernen von Algorithmen könne das Niveau menschlicher Ärzte erreicht, eventuell sogar leicht übertroffen werden, zeigte sich Heitzinger überzeugt.

Bei der Notfallversorgung lag ein Fokus auf dem Bereich Telemedizin, welche Vorteile diese bringt, welchen Regelungen sie unterliegt und wie aktuell der Einsatz von Telemedizin im österreichischen Rettungsdienst und bei Telenotärzten in Thüringen abläuft.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2024