50 Jahre Mutter-Kind-Pass: Große Erfolgsgeschichte

10.04.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Der Mutter-Kind-Pass feiert heuer sein 50-jähriges Jubiläum. Die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer ehrt zu diesem Anlass zum ersten Mal Persönlichkeiten, die sich um den Mutter-Kind-Pass besonders verdient gemacht haben.

Der Startschuss erfolgte am 14. Dezember 1973 mit der beschlossenen Novelle zum Familienlastenausgleichsgesetz, die am 1. Jänner 1974 in Kraft getreten ist: Ärztliche Untersuchungen von Schwangeren und ihrer Neugeborenen wurden in einem gesamtösterreichischen Programm nach einheitlichen Gesichtspunkten für die Ergebnisse verankert. Auf diesem Weg sollte die medizinische Betreuung verbessert und darüber hinaus die bereits im Rahmen der Sozialversicherung erbrachten Untersuchungen auf eine gemeinsame Basis gestellt werden. Der medizinische Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, denn durch die Einführung des Mutter-Kind-Passes sanken die Zahlen zur perinatalen Mortalität und Säuglingssterblichkeit rasant: Während die Müttersterblichkeit, also der Tod während der Schwangerschaft oder innerhalb von 42 Tagen nach der Geburt, im Jahr 1946 noch 328 pro 100.000 Lebendgeborenen betrug, lag sie seit 1984 kontinuierlich im einstelligen Bereich, im Jahr 2020 betrug sie 2,4. Auch die perinatale Sterblichkeit, also tot geborene Kinder oder Todesfälle in der ersten Lebenswoche, sanken rapide: Bereits zehn Jahre nach Einführung des Mutter-Kind-Passes, also 1984, halbierte sich die Säuglingssterblichkeit auf 11,4 pro Tausend Kinder (Promille) und sank kontinuierlich weiter. Im Jahr 2021 betrug die perinatale Sterblichkeit 2,7 Promille: „Die Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie wichtig die Einführung des Mutter-Kind-Passes war, der auch zukünftig in enger Zusammenarbeit mit den Ärzten ausgebaut wird“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Mit der 2023 beschlossenen Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes, der unter anderem auch die Digitalisierung enthält, wird die Erfolgsgeschichte weiter fortgesetzt: „Der Mutter-Kind-Pass ist eine wichtige Säule in der Präventionsmedizin, wir bringen also gerne unsere Ideen mit ein, um diesen auch zukünftig weiter zu entwickeln“, betont Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Wir können die Betreuung der werdenden Mütter und der Kinder noch weiter verbessern, sinnvoll wäre etwa der Ausbau dieses Erfolgsmodells auf ältere Kinder und Jugendliche, im Sinne eines ‚Jugendpasses‘“, sagt er.

Auch in der Vergangenheit wurde das Erfolgsmodell stets weiterentwickelt: 13 Jahre nach seiner Einführung kamen zu den ursprünglich vier Untersuchungen in der Schwangerschaft eine fünfte sowie zwei Ultraschalluntersuchungen hinzu, auch Laboruntersuchungen wurden ergänzt. Im Jahr 2010 wurde der Mutter-Kind-Pass dann um eine dritte Ultraschalluntersuchung, das Screening nach Gestationsdiabetes im Rahmen des oralen Glukosetoleranztests (oGTT) und eine HIV-Untersuchung erweitert, seit 2014 ist eine Hebammenberatung möglich. Nach der Geburt sind neben den regelmäßigen Terminen beim Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde auch Vorsorgeuntersuchungen bei einem Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde sowie bei einem Facharzt für Augenheilkunde vorgesehen. „Der Mutter-Kind-Pass ist eine der größten Erfolge in der österreichischen Gesundheitspolitik, denn er hat zahlreichen werdenden Müttern das Leben gerettet und den Kindern einen besseren Start in ein gesünderes Leben ermöglicht“, sagt Thomas Fiedler, Obmann der Bundesfachgruppe für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Österreichischen Ärztekammer.

Besondere Verdienste geehrt

Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte verleiht im Rahmen einer Enquete zum 50jährigen Jubiläum erstmals die „Ingrid-Leodolter-Medaille“ für besondere Verdienste rund um den Mutter-Kind-Pass. Zudem wird bei der Jubiläumsfeier eine Diskussionsrunde zum Status Quo und der Zukunftsplanung stattfinden – neben Experten aus der Gynäkologie, der Kinder- und Jugendheilkunde und der Allgemeinmedizin wird auch Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium, mitdiskutieren. Anmeldungen unter: enquete-mukipass@aerztekammer.at

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2024