Kurz und informativ

10.11.2023 | Politik

Krebs durch Herbizid: Entschädigung für Kläger
Insgesamt 1,25 Millionen US-Dollar (rund 1,18 Millionen Euro) muss die Bayer AG in den USA an Kläger John Durnell zahlen. Dieser hatte dem Unternehmen vorgeworfen, durch den Kontakt mit dem Herbizid Roundup an Krebs erkrankt zu sein. In einer ersten Stellungnahme erklärte der Konzern, in Berufung gehen zu wollen. Die meisten Klagen im Zusammenhang mit Roundup hat das Unternehmen im Jahr 2020 gegen eine Zahlung von bis zu 10,9 Milliarden US-Dollar beigelegt.  Weitere 40.000 diesbezügliche Klagen stehen an.

Ozempic®-Fälschungen weiterhin im Umlauf
Nachdem eine Salzburgerin ein mutmaßlich gefälschtes Ozempic® den Aussagen ihrer Anwälte zufolge legal von einem Schönheitschirurgen als Abnehmmittel erhalten hat, gibt es laut Bundeskriminalamt inzwischen „mehrere Betroffene“. Das Bundeskriminalamt warnt, dass „nach derzeitigem Ermittlungsstand noch Bestände der betroffenen Charge im Umlauf sein könnten beziehungsweise durch andere Ärzte ebenfalls über diesen Weg bezogen worden seien“. Die 31-jährige Salzburgerin soll das richtige Medikament mehrmals erhalten haben; am 12. September 2023 soll ihr das „mutmaßlich gefälschte Arzneimittel“ übergeben worden sein, für das sie pro Packung knapp 500 Euro bezahlte. Am 20. September musste die Frau mit einer Hypoglykämie und einem Krampfanfall stationär betreut werden. Laut der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in Amsterdam sind mittlerweile neben Österreich und Deutschland in verschiedenen EU-Staaten, Großbritannien, Ägypten und Russland gefälschte „Ozempic®“-Diabetes-Pens aufgetaucht. Beim gefälschten Pen ist das „blau“ dunkler als beim Original. Beim Original ist das Sichtfenster mit grauer Farbe umkleidet; bei der Fälschung komplett durchsichtig. Der Dosis-Einstellring lässt sich bei der Fälschung ausfahren; beim Original nicht. Die Beschriftung der Originalnadel lautet 32g, jene der Fälschung 31g.  Details dazu gibt es unter www.ages.at – Mensch – Produktwarnungen & Rückrufe

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Milliarden Euro will die EU zur Unterstützung von grünen und digitalen Technologien in Europa zur Verfügung stellen.

EU-Solidaritätsmechanismus gegen Medikamenten-Engpässe
Ein freiwilliger EU-Solidaritätsmechanismus soll künftig zum Tragen kommen, wenn in einem Land ein bestimmtes Medikament nicht in ausreichender Menge vorhanden ist. Dann sollten andere Stellen aushelfen, erklärte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides bei der Vorstellung der Maßnahme Ende Oktober 2023. Auch soll eine Liste von kritischen Medikamenten erstellt werden und deren Lieferketten bis April 2024 untersucht werden. Im Anschluss daran soll die Entscheidung fallen, ob weitere Maßnahmen notwendig sind, um Engpässe zu verhindern. Auch werden die EU-Mitgliedsstaaten ermutigt, die Regeln bei Engpässen flexibel anzuwenden. So könnten sie beispielsweise erlauben, dass Medikamente länger verkauft werden oder Alternativen schneller auf dem Markt erhältlich sind. Damit auch längerfristig eine größere Verlässlichkeit bei der Arzneimittelproduktion garantiert ist, sollen in der Critical Medicines Alliance ab Jänner 2024 alle wichtigen Akteure in diesem Bereich zusammengebracht werden. Im Zuge dessen soll der gemeinsame Einkauf auf EU-Ebene koordiniert und Möglichkeiten gesucht werden, wie die Lieferketten von bestimmten wichtigen Medikamenten diversifiziert werden können.

300 Salmonellen-Erkrankungen durch Hühnerfleisch
Von Jänner bis 24. Oktober dieses Jahres wurden laut dem European Center for Disease Control (ECDC) insgesamt 335 bestätigte Fälle von Salmonellen aus 15 europäischen Ländern und den USA gemeldet. Als wahrscheinliche Quelle für diesen Ausbruch gilt Hühnerfleisch, das unter anderem in Kebab verwendet wird. Der Ausbruch umfasst drei verschiedene Gruppen von Salmonella enteritidis ST11. In Österreich verstarb eine Person. Rückverfolgungen weisen auf sieben Endproduzenten in Polen sowie einen in Österreich hin, doch sind keine mikrobiologischen Hinweise für eine Verunreinigung in deren Produktionsstätten gefunden worden. Die Behörde geht davon aus, dass es noch zu weiteren Erkrankungen kommen wird.

USA: Meta wegen Gesundheitsgefährdung verklagt
Mehr als 40 US-amerikanische Bundesstaaten haben den Mutterkonzern von Facebook und Instagram, Meta, wegen der Gesundheitsgefährdung von Kindern und Jugendlichen verklagt. Die Bundesstaaten werfen dem Unternehmen vor, seine Online-Dienste „auf manipulative Weise so zu gestalten, dass Kinder abhängig werden und zugleich an Selbstwertgefühl verlieren.“ Laut der General-Staatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, erreiche die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Negativrekorde, und „daran sind auch die Online-Dienste schuld“. In der Klage wird das Bundesgericht aufgefordert, Meta dazu zu bringen, „manipulative Taktiken“ einzustellen und eine hohe Geldstrafe sowie Entschädigungen zu zahlen.

Franz Bittner verstorben
Der langjährige Patientenombudsmann der Ärztekammer Wien, Franz Bittner, ist am 1. November 2023 wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Er habe sich „mit ganzem Herzen dem Einsatz für die Patientinnen und Patienten verschrieben“, erklärte Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart. Bittner war Obmann der Wiener GKK und Vorsitzender der Gewerkschaft Druck Journalismus Papier. Von 2002 bis 2009 war er Vorsitzender der Hauptversammlung und später Vorsitzender der Trägerkonferenz des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Insgesamt zehn Jahre lang war er Patientenombudsmann der Ärztekammer Wien.

Fukushima: Arbeiter mit radioaktivem Wasser kontaminiert
Bei Reinigungsarbeiten im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sind vier Arbeiter versehentlich mit radioaktiv belastetem Wasser in Kontakt gekommen. Ein Schlauch der Anlage, die das Wasser für die Einleitung ins Meer aufbereitet, habe sich bei Reinigungsarbeiten gelöst. Dabei wurden zwei Arbeiter mit kontaminiertem Wasser bespritzt, zwei weitere wurden bei der Beseitigung des Wassers kontaminiert. Die beiden Arbeiter, bei denen die Strahlungswerte über dem als unbedenklich geltenden Grenzwert lagen, wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Die Betreiber-Firma Tepco hatte Ende August 2023 mit der Entsorgung des Kühlwassers aus dem Atomkraftwerk Fukushima begonnen. Über Jahrzehnte hinweg – bis Anfang der 2050er Jahre – sollen mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Kraftwerk ins Meer geleitet werden.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2023