Kurz und informativ

10.09.2023 | Politik

USA starten Long-COVID-Forschungsinitiative
Insgesamt 1,15 Milliarden US-Dollar (rund eine Million Euro) stellen die USA für das sogenannte Recover-Projekt zur Verfügung. Dabei sollen mindestens elf mögliche Therapien gegen schwere Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 getestet werden, wie die National Institutes of Health mitteilen. Im Projekt Recover-Vital soll eine gegenüber der üblichen Anwendung von Paxlovid verlängerte Einnahme der Substanz im Hinblick auf seine Wirksamkeit auf die anhaltenden Symptome getestet werden. Im Recover-Neuro-Projekt geht es um mögliche Therapien wie Computer-Trainingsprogramme und ein von außen auf das Gehirn wirkendes Elektro-Stimulationsverfahren bei Konzentrationsstörungen und „Brain-Fog“. Im Recover-Sleep Projekt geht es um Schlafstörungen und Hypersomnie; bei Recover-Autonomic um Störungen des autonomen Nervensystems. In einem fünften Projekt geht es um die Förderung der physischen Belastungsfähigkeit. In den USA leiden bis zu 23 Millionen Menschen an Long COVID.

USA: erschwerter Zugang zu Mifepriston
Ein Berufungsgericht in den USA hat Mitte August dieses Jahres Zugangsbeschränkungen für Mifepriston verhängt. Demnach sollen bestimmte Zugangserleichterungen, die die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) im Jahr 2016 erlassen hat, widerrufen werden. Dazu zählten etwa die Versendung von Mifepriston per Post oder die Einnahme ohne eine medizinische Fachkraft. Abtreibungsgegner haben gegen die Zulassung der Pille geklagt. Ein Richter in Texas setzte daraufhin die Zulassung der Substanz bundesweit aus. Dies gilt als höchst ungewöhnlich, da Mifepriston seit mehr als zwei Jahrzehnten zugelassen ist und als sicher gilt. Der Oberste Gerichtshof entschied nicht in der Sache; er urteilte jedoch, dass der Zugang zu Mifepriston aufrechterhalten werden soll, solange der Rechtsstreit läuft. Da Abtreibungen in vielen konservativen Staaten eingeschränkt oder auch verboten sind, hat die Substanz an Bedeutung gewonnen.

Japan leitet Kühlwasser aus Fukushima ins Meer
Mehr als zwölf Jahre nach der Kernschmelze im Atomkraftwerk Fukushima hat Japan mit der Einleitung von gefiltertem, verdünntem Kühlwasser aus der Ruine ins Meer begonnen. Rund 1,34 Millionen Tonnen Kühlwasser werden über einen ein Kilometer langen Tunnel ins Meer abgeleitet. Der Betreiber Tepco verdünnt das Kühlwasser mit Meerwasser, sodass die Tritium-Konzentration auf 1.500 Becquerel pro Liter sinkt, was weniger als 1/40 der nationalen Sicherheitsnorm entsprechen soll.

Streit um Nutzung von Krebszellen beigelegt
Einen zwei Jahre andauernden Rechtsstreit mit der Biotech-Firma Thermo Fisher um die Nutzung der vor 70 Jahren verstorbenen US-Farmarbeiterin Henrietta Lacks haben ihre Nachfahren nun beigelegt; es wurde eine außergerichtliche Einigung erzielt. Henrietta Lacks starb 31-jährig an einem besonders aggressiven Cervixkarzinom. Ärzte hatten ihr vor ihrem Tod – ohne ihre Einwilligung – Krebszellen entnommen; eine Einwilligung war nach damaligen US-Recht nicht notwendig. Aus den nach ihr benannten HeLa-Zellen konnten die Forscher erstmals immer wieder neue Zelllinien züchten. Sie wurden für die Entwicklung von zahlreichen Arzneimitteln und Impfstoffen wie etwa gegen Polio genutzt. Zehntausende wissenschaftliche Publikationen beruhen auf diesen HeLa-Zellen.

England: 7,6 Millionen Menschen auf der Warteliste für Routine-OP
Mit 7,6 Millionen sind Ende Juni dieses Jahres so viele Patienten wie noch nie auf der Warteliste für eine Routine-Operation gestanden. Das teilte der staatliche Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) mit. Die Zahl der Wartenden ist nur innerhalb eines Monats um 100.000 gestiegen. Der enorme Rückstau kann auch wegen der zahlreichen Streiks der verschiedenen Berufsgruppen im NHS für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nicht abgebaut werden. Rund 383.000 Personen warten bereits seit einem Jahr auf einen Eingriff. Der Ankündigung der Regierung zufolge sollte es Wartezeiten von eineinhalb Jahren seit April dieses Jahres nicht mehr geben. Der NHS kündigte an, dass Patienten schneller behandelt werden können, wenn sie bereit und in der Lage sind, für den Eingriff in andere Teile von England zu reisen.

Mpox: aktuelle Ausbrüche in Portugal und Deutschland
In der Zeit von 6. Juli bis 10. August 2023 haben fünf Staaten insgesamt 48 Fälle von Mpox (Monkeypox, Affen pocken) in TESSy (The European Surveillance System) eingemeldet: Portugal (38), Spanien (fünf), Frankreich (drei) sowie je ein Fall in Italien und Luxemburg. Zusätzlich zu den in TESSy eingemeldeten Fällen registrierte Deutschland 18 Mpox-Fälle. Das Gesundheitsministerium macht darauf aufmerksam, dass Mpox nach wir vor auch in Europa vorkommen und bei entsprechender Anamnese in Betracht gezogen werden sollten. Impfstoffe (prä- und postex-positionell) stehen zur Verfügung. Die Verabreichung erfolgt organisatorisch weiterhin direkt über die jeweilige Landes-Sanitätsdirektion. Informationen zu Mpox sowie zur Impfung gegen Mpox stehen unter www.sozialministerium.at (Mpox; Impfung gegen Mpox) zur Verfügung.

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Salmonellen-Erkrankungen – vermutlich durch Hühner-Kebab-Spieße – wurden seit Feber dieses Jahres in Österreich registriert. (AGES)

Japan: Zahl der Raucher rückläufig
War vor rund 20 Jahren noch die Hälfte aller Japaner Raucher, ist es aktuell nur noch jeder vierte Mann. Demnach sank laut dem japanischen Gesundheitsministerium die Zahl der Raucher 2022 im Vergleich zur vorherigen Erhebung 2019 um 3,4 Prozentpunkte auf 25,4 Prozent. Bei den Frauen zeigte sich ein Rückgang von 1,1 Punkten auf 7,7 Prozent. Der Rückgang wird auf ein höheres Gesundheitsbewusstsein sowie ein Gesetz zur Eindämmung von Passivrauchen zurückgeführt.

Bangladesch kämpft gegen Dengue-Fieber
Mit mehr als 380 Fällen erreicht die Zahl der Toten nach einer Infektion mit dem Dengue-Virus einen neuen Höchststand seit dem Beginn der Aufzeichnungen. Laut dem Gesundheitsministerium in Dhaka wurden in diesem Jahr insgesamt mehr als 82.000 bestätigte Fälle registriert.

Krankenversicherungen rechnen mit höheren Verlusten
Während man im Mai noch von 578,7 Millionen Euro Defizit der österreichischen Krankenversicherungen ausgegangen ist, ist es aktuell ein Abgang von 603,7 Millionen Euro. Bei der ärztlichen Hilfe wird eine Steigerung um 6,9 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro prognostiziert, bei den Heilmittelausgaben um 8,2 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, bei den Kosten für die Anstaltspflege um 6,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2023