Kurz und informativ

16.08.2023 | Politik

Aspartam möglicherweise krebserregend
Die International Agency for Research on Cancer (IARC), eine Einrichtung der WHO, wird den Süßstoff Aspartam als „möglicherweise krebserregend“ einstufen. Aspartam ist einer von elf in der EU zugelassenen Süßstoffen und wird häufig Softdrinks, Joghurt und Kaugummis beigemengt. In drei Studien an Menschen zeigten sich begrenzte Hinweise mit der Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms. Bei ihrer Einschätzung beurteilen die Experten der IARC, ob ein Stoff prinzipiell Krebs verursachen kann; nicht berücksichtigt wird dabei, wieviel man davon zu sich nehmen muss, um ein Krankheitsrisiko zu haben. Risiko-Beurteilungen für Menschen stammen von anderen Institutionen wie etwa vom Ausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe der WHO. Die empfohlene Höchstmenge von Aspartam liegt bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Ein Erwachsener mit 70 Kilogramm Körpergewicht erreicht dies beim Konsum von neun bis 14 Dosen eines Diät-Getränks, das stark Aspartam-haltig ist. Da alle Studien für die Beurteilung von Aspartam gewisse Mängel aufgewiesen hatten, räumten die Experten der IARC ein, dass die Beweislage begrenzt sei.

11.735 Kandidaten traten bei MedAT an
Für die insgesamt 1.850 Studienplätze Medizin haben am diesjährigen Aufnahmetest Anfang Juli an den Universitäten in Wien, Graz, Innsbruck und Linz 11.735 Kandidaten teilgenommen. In Wien stehen 760 Studienplätze, in Graz 370, in Innsbruck 410 und in Linz 310 zur Verfügung. Neu im Rahmen der achtstündigen schriftlichen Prüfung waren dieses Jahr Fragen zur Sozialkompetenz. Dabei mussten die Kandidaten beispielsweise ein „soziales Dilemma“ lösen, Emotionen erkennen und darauf reagieren.

Personen:
Doppelspitze für Gesundheit Burgenland
Mit Dezember dieses Jahres bekommt die Gesundheit Burgenland eine neue Doppelspitze: Der seit November 2022 interimistische medizinische Leiter Univ. Doz. Stephan Kriwanek (Foto links) bleibt medizinischer Leiter; Franz Öller – er war bisher am Tauernklinikum Salzburg tätig – wird kaufmännischer Geschäftsführer.

MedUni Graz: Andrea Kurz wird Rektorin
Mit Univ. Prof. Andrea Kurz, Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, wird mit 15. Feber 2024 erstmals eine Frau Rektorin der Medizinischen Universität Graz. Sie wurde vom Universitätsrat aus dem Dreier-Vorschlag des Senats einstimmig gewählt.

2022: weitere Steigerung bei Sozialausgaben
Die Sozialausgaben sind im Jahr 2022 um rund 136 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Anteil der Sozialausgaben am nominellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank jedoch auf 30,5 Prozent (2021: 32,9 Prozent), da das Wirtschaftswachstum mit einem Plus von zehn Prozent deutlich stärker ausfiel. Nach der Pandemie gab es aufgrund der günstigen Arbeitsmarktentwicklung starke Rückgänge bei den Ausgaben für Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und Kurzarbeitshilfe. Hingegen zeigten sich überdurchschnittliche Zuwächse bei Familien-, Gesundheits- und Sozialleistungen sowie Altersleistungen. So stiegen die Ausgaben für die Kranken- und Gesundheitsversorgung aller Altersgruppen auf 37,8 Milliarden Euro (plus 6,1 Prozent); jene für Sozialleistungen im Pensionsalter um 4,9 Prozent auf 58,9 Milliarden Euro an. Damit stiegen die beiden dominanten Ausgabenanteile Alter (44,4 Prozent) und Gesundheitsversorgung (28,5 Prozent); sie machten zuletzt knapp drei Viertel (2021: 70 Prozent) der gesamten Aufwendungen für Sozialleistungen aus.

Deutschland: Neu-Regelung zum assistierten Suizid gescheitert
Im deutschen Bundestag ist der Versuch, die Sterbehilfe gesetzlich neu zu regeln, gescheitert. Bei der namentlichen Abstimmung verfehlten zwei Gesetzesentwürfe die Mehrheit im Parlament. Damit bleibt die Sterbehilfe in Deutschland auf der Grundlage eines Urteils des Verfassungsgerichts legal; jedoch gibt es kein Gesetz, das dafür verbindliche Regelungen vorschreibt. Beide Gesetzesvorstöße sollten Bedingungen und Voraussetzungen zu Fristen und Beratungspflichten festlegen, um den assistierten Suizid für Volljährige zu regeln. Hintergrund für die Initiativen war ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2020, das ein seit 2015 bestehendes Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe im Strafgesetzbuch gekippt hatte, weil es das Recht des Einzelnen auf ein selbstbestimmtes Sterben verletzte. Geschäftsmäßig bedeutet dabei „auf Wiederholung angelegt“. Dieses Urteil öffnete eine Tür für organisierte Angebote.

EU: 100 Millionen Euro für Pandemie-Bekämpfung
Die EU-Kommission will für die Forschung und Entwicklung von grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren weitere 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Es seien Innovationen notwendig, um beispielsweise auf Krankheitserreger mit einem hohen Potential für eine Pandemie oder aber auch auf Antibiotika-Resistenzen reagieren zu können, erklärten die EU-Kommission und die Europäische Investitionsbank. Mit dem Geld sollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen in den Bereichen Gesundheit und Biowissenschaften unterstützt werden.

Peru erklärt Gesundheitsnotstand
Weil seit Jänner dieses Jahres in Peru 182 Fälle des Guillain-Barré-Syndroms aufgetreten sind, hat die Regierung einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand erklärt. Vier Personen sind gestorben, mehr als 30 noch in stationärer Behandlung. Schon 2019 wurden in Peru 683 Fälle von Guillain-Barré registriert; in Französisch-Polynesien folgte 2013/2014 im Anschluss auf eine Zika-Infektionswelle eine Häufung von Guillain-Barré.

Masernfall in Vorarlberg
Nach einem bestätigten Masernfall bei einem Kind in Lustenau Anfang Juli 2023 hat die Vorarlberger Landes-Sanitätsdirektion zur Impfung aufgerufen. Das Kind war nicht geimpft. Es ist auch nicht bekannt, wo es sich angesteckt haben könnte.

Spanien: Hilfe für Contergan-Opfer
Die noch lebenden spanischen Contergan-Opfer erhalten – in Abhängigkeit vom Grad der Behinderung – einen einmaligen Betrag vom spanischen Staat. Bei einem Behinderungsgrad von 33 Prozent sind es beispielsweise 396.000 Euro, hieß es aus dem Ministerium für Soziale Rechte. Contergan löste Ende der 1950er Jahre einen der größten Arzneimittelskandale aus. Weltweit kamen rund 10.000 Kinder mit schweren körperlichen Missbildungen zur Welt, rund die Hälfte davon in Deutschland. Allein in Spanien sollen es rund 3.000 Opfer sein, weil Contergan damals dort über einen längeren Zeitraum verschrieben wurde als in anderen Ländern.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2023