Im Fokus: Nipah-Virus

25.10.2023 | Politik

1 Nipah-Ausbruch in Indien
Nach mehreren Erkrankungs- und Todesfällen durch das Nipah-Virus hat Indien im September dieses Jahres im Bundesstaat Kerala das öffentliche Leben eingeschränkt: Schulen und Büros wurden geschlossen, öffentliche Zusammenkünfte verboten. Bereits 2018 gab es in diesem Distrikt einen Nipah-Ausbruch mit 21 Todesfällen.

2 1999 entdeckt
Das Nipah-Virus wurde erstmals 1999 entdeckt und als Auslöser eines großen Ausbruchs bei Schweinen und Menschen identifiziert: Mehr als 200 humane Fällen in Malaysia und Singapur gab es damals. In der Folge wurden Ausbrüche auch in Bangladesh (2001) und Indien registriert.

3 Auch nosokomiale Infektion
Das Nipah-Virus ist ein zoonotisches Paramyxovirus aus der Gattung der Henipa-Viren. Das Reservoir sind Flughunde (Pteropus), die vor allem in Süd- und Südostasien bis Nord- und Ost-Australien vorkommen. In bisherigen Ausbrüchen wurden Menschen durch den Kontakt zu Intermediärwirten, vor allem Schweine, infiziert. Außerdem ist eine Infektion durch kontaminierte pflanzliche Nahrung wie etwa Früchte und auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich. Es sind Ausbrüche mit einem signifikanten Anteil von nosokomialen Infektionen bekannt.

4 Hohe Sterblichkeit
Das Virus kann beim Menschen sowohl asymptomatisch verlaufen als auch als eine grippeähnliche Infektion mit Fieber, Kopfschmerzen und Myalgie, begleitet von milden bis schweren respiratorischen Symptomen. In schweren Fällen entwickeln die Betroffenen eine Enzephalitis, die innerhalb von 24 bis 48 Stunden bis hin zum Koma führen kann. Je nach Ausbruch verstarben laut WHO (Weltgesundheitsorganisation) 40 bis 75 Prozent der Infizierten.

5 Dringend zu erforschen
Nach Angaben der WHO ist das Nipah-Virus ein Erreger, der eine weltweite Epidemie auslösen könnte, und steht damit auf der R&D (Research & Development) Blueprint-Liste der weltweit prioritär und dringend zu erforschenden Erkrankungen. Einen Impfstoff oder spezifische Medikamente gegen das Virus gibt es nicht.

Quellen: APA; Robert Koch-Institut Berlin; WHO

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2023