Im Fokus: Multiple Sklerose

25.01.2023 | Politik

1 Manifestation und Verlauf
Multiple Sklerose (MS) manifestiert sich in der Regel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Weltweit sind 2,5 Millionen Menschen betroffen, in Österreich 14.000; davon sind 70 Prozent Frauen. Bei 90 Prozent der Betroffenen verläuft MS schubförmig, bei 10 Prozent chronisch progredient. Ein Schub dauert mindestens 24 Stunden und tritt spätestens sechs Monate nach dem letzten auf.

2 Diagnose und Differentialdiagnosen
Für die Diagnose MS nach dem ersten klinischen Ereignis dienen die McDonald-Kriterien. Neben der räumlichen – mindestens zwei Läsionen an vier MS-typischen Stellen – und zeitlichen Dissemination – Läsionen unterschiedlichen Alters – sind oligoklonale Banden im Liquor für die sichere Diagnose entscheidend. Bei den Fehldiagnosen stehen an erster Stelle Migräne und Fibromyalgie.

3 Therapiekonzepte
Bei der schubförmigen MS bilden sich Symptome anfangs zurück; im Krankheitsverlauf bleiben sie häufiger bestehen. Gegen die Inflammation kommen Glukokortikoide zum Einsatz; bei aktiver MS Immunsuppressiva. Einige wenige Therapieansätze gibt es bei der Remyelinisierung. Vorrangiges Therapieziel ist die Verhinderung von Schüben.

4 Kinder und Jugendliche
Bei zwischen zwei und zehn Prozent der Betroffenen ereignet sich der erste Schub vor dem 19. Lebensjahr; bei weniger als einem Prozent vor der Pubertät. Im Kindes-und Jugendalter gibt es fast nur schubhafte Verläufe; die Schübe sind zwei- bis dreimal häufiger als bei Erwachsenen. Bei Kindern kann es durch die Schübe zu irreparablen Schäden im Gehirn kommen. Typische Symptome in der Folge sind kognitive Beeinträchtigungen, Paresen sowie Koordinations-, Seh- und Gefühlsstörungen.

5 Infektionen und Impfungen
Durch die immunsuppressive Therapie besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Folge kann ein Pseudoschub sein, der keine Kortisongabe erfordert. Das Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 ist bei MS-Patienten etwa gleich hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Impfungen sollen laut Österreichischem Impfplan in stabilen Krankheitsphasen erfolgen; dabei sollten individuell Abstände zu einer immunsuppressiven Therapie beachtet werden.

Quelle: Vortragsreihe Billrothhaus: „Schwerpunkt Neurologie – Meet your expert: „Multiple Sklerose“ 23.11.2022

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2023