Im Fokus: Babesiose

10.11.2023 | Politik

1 Zecken als Überträger
Babesiose wird durch humanpathogene Spezies der Gattung Babesia verursacht, die weltweit vorkommen. Reservoir sind Rinder, Rehe und Nagetiere. Die Übertragung erfolgt durch den Stich von Zecken. In Europa werden Infektionen meist durch Babesia divergens verursacht, häufigster Überträger ist der gemeine Holzbock; in den USA ist es Babesia microti, übertragen durch die Hirschzecke. Eine Übertragung ist auch durch eine Bluttransfusion, Organtransplantation oder im Rahmen einer Schwangerschaft möglich.

2 Meist unter Immunsuppression
In Österreich wurden B. divergens, B. microti und B. venatorum in Zecken nachgewiesen. Auch Babesiose-Fälle beim Menschen mit einer Infektionsquelle in Österreich sind bekannt. Die meisten Erkrankungen in Europa treten bei immunsupprimierten Menschen auf.

3 Vorkommen in den USA endemisch
In den USA kommt Babesiose mittlerweile endemisch vor: Die meisten Fälle gibt es im Nordosten und Mittleren Westen. Zwischen 2011 und 2019 haben die Centers for Disease Control (CDC) aus 37 Staaten Meldungen über 16.456 Babesiose-Fälle erhalten, 98,2 Prozent davon (16.174) aus zehn Staaten: Connecticut, Maine, Massachusetts, Minnesota, New Hampshire, New Jersey, New York, Rhode Island, Vermont und Wisconsin. In 14 Staaten und der Hauptstadt sind Blutbanken seit 2019 verpflichtet, Spenden auf B. microti zu testen.

4 Klinisch häufig unauffällig
Beim Menschen verläuft die Infektion häufig klinisch unauffällig. Treten Symptome auf, ähneln sie Malaria: Fieber, Anämie und Ikterus. Durch B. divergens verursachte Infektionen verlaufen meist schwerer als jene durch B. microti. Mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden sind: Parasitämie > zehn Prozent; Hämoglobin <10 g/dl; frühere Splenektomie; Atemnotsyndrom bei Erwachsenen und akutes Nierenversagen.

5 Prophylaxe und Therapie
Wesentlich ist das Vermeiden von Zeckenstichen. Die Therapie hängt von der Symptomschwere ab und besteht typischerweise aus Clindamycin und Chinin. Auch Atovaquon in Verbindung mit Azithromycin ist wirksam.

Quellen: AGES; Centers for Disease Control and Prevention (CDC); Robert Koch-Institut Berlin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2023