Editorial: Dr. med. Agnes M. Mühlgassner, MBA

25.01.2023 | Politik

Dr. med. Agnes M. Mühlgassner, MBA

Gewalt in der Erziehung ist in Österreich seit 1989 verboten. Die Betreuungszahlen von Kinderschutzzentren und Ergebnisse von Umfragen sprechen eine andere Sprache. So gibt etwa ein Drittel der Befragten an, Drohungen und Liebesentzug nicht mit Gewalt zu assoziieren.

Experten haben sieben Entwicklungsschritte ermittelt, die Eltern überfordern können wie zum Beispiel Schreiphasen, nächtliches Erwachen, die Trotzphase und auch Trennungsängste. Diese Risiko-behafteten Entwicklungsphasen können zu gewalttätigen Erziehungsmaßnahmen führen.

Neben physischer, psychischer und sexueller Gewalt ist auch Vernachlässigung ein zentrales Thema. Die Anzeichen für Gewalterfahrung sind vielfältig und reichen von sozialem Rückzug über inadäquate Distanzlosigkeit bis hin zu Essstörungen.  Besonders Selbstverletzungen sind Anzeichen dafür, dass Kinder Gewalt erfahren haben.

Das Problem: Valide Zahlen, wie viele Kinder betroffen sind, gibt es nicht. Experten gehen von einer extrem hohen Dunkelziffer aus. Was Ärztinnen und Ärzte tun können: genau hinsehen. Alles über Risikofaktoren und Hinweise gibt es in unserer Cover-Story ab Seite 20.

Herzlichst,
Dr. med. Agnes M. Mühlgassner, MBA

Chefredakteurin

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2023