Österreichischer Impfplan 2023: Die Neuerungen

25.01.2023 | Medizin

Aktualisierungen zu HPV, Influenza und Diphtherie sowie ein neues Kapitel zu Affenpocken sind die wesentlichen Neuerungen im Österreichischen Impfplan 2023.

Mit 1. Februar 2023 wird das kostenfreie HPV-Impfangebot bis zum vollendeten 21. Lebensjahr im Schema 1+1 ausgedehnt. Ein entsprechender Hinweis dazu findet sich im jüngst veröffentlichten Österreichischen Impfplan 2023. Darin wird auch festgehalten, dass die HPV-Impfung ab dem vollendeten neunten Lebensjahr optimal immunogen wirkt. Empfohlen wird sie grundsätzlich bis zum vollendeten 30. Lebensjahr.

Anpassungen bei Diphtherie
Seit mehr als 20 Jahren gab es in Österreich keinen Fall von klassischer respiratorischer Diphtherie. Allerdings gab es Vorjahr in Europa insgesamt 150 Fälle (Stand: 23.11.2022); darunter 37 bestätigte Fälle aus Österreich. Wenngleich das vorherrschende klinische Bild die kutane Diphterie war (rund 70 Prozent der Fälle), traten auch mindestens vier Fälle der respiratorischen Form auf, wie im Impfplan berichtet wird. Die Empfehlungen für die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) wurden daher leicht adaptiert. Enge Kontaktpersonen von Erkrankten sollten unabhängig vom Impfstatus innerhalb der möglichen Inkubationszeit eine Post-Expositionsprophylaxe mit Antibiotika erhalten. Liegt die letzte Auffrischungsimpfung mehr als fünf Jahre zurück, sollte nach der Eradikationstherapie eine einmalige Booster-Impfung oder gegebenenfalls eine Grundimmunisierung erfolgen. Zu den Personengruppen, für die ein Diphterie-Impfschutz besonders wichtig ist, fallen nun auch Einwohner in Gemeinschaftseinrichtungen sowie dort tätige Personen (zum Beispiel in Flüchtlingsheimen).

Neu: Kapitel zu Affenpocken
Erstmals enthält der Österreichische Impfplan im Abschnitt „Reise-/Indikationsimpfungen“ ein Kapitel zu Affenpocken. Die Impfung ist für Risikogruppen vorgesehen; für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist sie in der EU nicht zugelassen. Im Fall einer postexpositionellen Gabe spricht eine Nutzen-Risikoabwägung jedoch deutlich für eine Anwendung auch bei Personen unter 18 Jahren.

Influenza-Impfung für Kinder
Die Influenza-Impfung wird ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat empfohlen und steht auch in der laufenden Saison im kostenfreien Kinderimpfprogramm zur Verfügung. In der Saison 2023/24 wird die kostenlose Impfung für Kinder in das nationale Impfprogramm für alle in Österreich lebenden Menschen integriert. Neu aufgenommen wurde der Hinweis, dass Kinder das allgemeine Influenza-Geschehen stark beeinflussen. Die Impfung von Kindern sei daher auch wirksam, um die Ausbreitung der Erkrankung in der Bevölkerung zu verlangsamen oder einzudämmen.

Impflücke bei Masern
Bereits im „Kurzbericht Masern 2021“ des Gesundheitsministeriums wurde festgehalten, dass im Jahr 2021 ein leicht schlechteres Bild hinsichtlich Durchimpfungsraten für Masern festzustellen war. Die Zahl der dokumentierten Impfungen ging um etwa fünf Prozent zurück. So lag etwa die Durchimpfungsrate für zweijährige Kinder bei 84 Prozent für die erste Teilimpfung und bei nur 74 Prozent für die zweite Teilimpfung. Auf diese Impflücke wird im Impfplan deutlich hingewiesen: Kinder sollten früher und konsequenter mit zwei Dosen der 3-fach-Kombinationsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft werden. Die aufgrund der COVID-19-Pandemie entstandene Impflücke sollte durch forcierte Aufklärung geschlossen werden, heißt es dazu.

Weitere Neuerungen
Bezüglich Haemophilus influenzae Typ B wurde Gesundheitspersonal mit Ansteckungsrisiko bei jenen Personengruppen ergänzt, die gegen die Krankheit geimpft werden sollten. Hinsichtlich invasiver Meningokokken-Erkrankungen wird festgehalten, dass ein Viertel davon bei Kindern im ersten Lebensjahr auftritt. Aus dieser Zahl lässt sich die Bedeutung der Impfung im ersten Lebensjahr ableiten. Einen zweiten Erkrankungsgipfel gibt es bei Jugendlichen. Fixer Bestandteil des Impfplans ist nun auch COVID-19. Hier wurden die umfangreichen Empfehlungen von der Website des Gesundheitsministeriums in den Impfplan integriert. (MaS)

Quelle: Impfplan Österreich 2023, Version 1.1 vom 23. Dezember 2022

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2023