Kurz und informativ

15.12.2023 | Medizin

SARS-CoV-2: Makrophagen lösen Immunantwort aus
Makrophagen und das Spikeprotein von SARS-CoV-2 sind die Auslöser für die überschießende Immunantwort bei einer entsprechenden Infektion. Zu diesem Ergebnis kommt Priv. Doz. Ivan Tancevski von der Universitätsklinik für Innere Medizin II der Medizinischen Universität Innsbruck. Mit Hilfe des Spike-Proteins docken SARS-CoV-2-Zellen an den Entzündungszellen in der Lunge an und lösen die überschießende Immunreaktion aus. Tancevski: „Weil es in der Lunge beginnt, kommt es zu einem Lungenversagen.“ Damit diese Reaktion beobachtet werden kann, wurde das Spike-Protein im Labor hergestellt und diese Reaktion gezielt ausgelöst. Ebenso wurden auch Versuche mit lebenden SARS-CoV-2-Viren durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass das Spike-Protein, das sich je nach Variante immer änderte, auch für die jeweils mildere Reaktion verantwortlich ist. Durch die Mutationen von Alpha über Delta und Omikron sei das Virus „immer weniger aggressiv“ geworden. Auch dafür böten die Entzündungszellen in der Lunge eine Erklärung. APA/Heliyon

22 Minuten Sport gleichen sitzenden Lebensstil aus
Ein sitzender Lebensstil wirkt sich dann negativ aus, wenn pro Tag weniger als 22 Minuten moderate bis starke körperliche Anstrengung ausgeübt werden. Ein Team um Edvard Sagelv von der Rehabilitation Clinic des University Hospital of North Norway untersuchte dafür die Bewegungsmuster von 11.989 über 50-Jährigen. Rund die Hälfte von ihnen verbrachte mehr als 10,5 Stunden pro Tag sitzend; die andere Hälfte war aktiver. Fazit: Mehr als zwölf Stunden Inaktivität pro Tag bedeuten eine um 38 Prozent höhere Mortalität als bei einem Lebensstil, bei dem die Betroffenen weniger als acht Stunden pro Tag sitzend verbringen. Im Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 5,2 Jahren verstarben 6,7 Prozent der Probanden. APA/British Journal of Sports Medicine

1,3
Millionen Aids-Neuinfektion werden jährlich registriert; 39 Millionen Menschen leben mit HIV. APA/UNAIDS

Kurzer Digital-Detox zeigt kaum Effekte
Bei nur einigen Tagen Digital-Detox halten sich positive und negative Auswirkungen die Waage. Auch zeigen sich keine mit dem Entzug vergleichbaren Effekte, wie Assoc. Prof. Niklas Ihssen und Michael Wadsley von der Durham University herausfanden. Sie untersuchten dafür 51 Personen, die soziale Medien wie Facebook, Instagram, Snapchat, X (vormals Twitter), TikTok und YouTube mäßig bis stark nutzten. Bei den 16 Männern und 35 Frauen, die zwischen 18 und 25 Jahre alt waren, zeigten sich keine allfälligen Entzugserscheinungen durch den einwöchigen Stopp ihrer Aktivitäten auf Social Media. Die Nutzungseinschränkung habe nuancierte und potentiell gegenläufige Auswirkungen auf das Wohlbefinden gezeigt. Durch die Einschränkungen könnten sowohl Erfahrungen, die negative Emotionen auslösen, wegfallen; ebenso auch positive Emotionen wie soziale Anerkennung. Die meisten Teilnehmer reduzierten die Nutzung von sozialen Medien eine Woche lang deutlich; allerdings blieben nur sieben von ihnen komplett abstinent. Auch wurde vielfach angegeben, dass zum Ausgleich mehr Zeit mit Videospielen oder Online-Shopping verbracht wurde. APA/PLOS One

Vitamin D-Mangel: Beurteilung durch Abbauprodukte
Anstelle wie bisher die inaktive Vorstufe von Vitamin D, das Calcidiol, haben Wissenschafter um Univ. Prof. Markus Herrmann vom Klinischen Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik der Medizinischen Universität Graz auch das Abbauprodukt 24,25-Dihydroxyvitamin gemessen. Die Forscher verwendeten dafür die Daten von mehr als 2.000 österreichischen Blutspendern und von mehr als 3.300 Personen nach einem Herzkatheter-Eingriff; sie wurden über zehn Jahre hindurch beobachtet. Calcidiol, 25(OH)-Vitamin D, gibt Auskunft über die verfügbare Menge von Vitamin D, macht jedoch keine Aussage darüber, wie sie vom Körper genutzt wird. Durch die Unterscheidung zwischen Vitamin D-Mangel und funktionellem Vitamin D-Mangel reduzierte sich die Zahl der für eine Vitamin D-Supplementation relevanten Fälle um etwa 20 Prozent. Personen mit einem funktionellen Vitamin D-Mangel weisen eine stark erhöhte Sterblichkeit auf – und zwar unabhängig vom 25(OH)D-Wert. Ebenso war auch der Knochenstoffwechsel deutlich aktiviert. In weiteren Studien soll nun untersucht werden, welche Folgen ein funktioneller Vitamin D-Mangel auf die Knochendichte und auf das Risiko für Frakturen hat. APA/Clinical Chemistry

Neue Geruchsneuronen in der Schwangerschaft
Im Riechkolben werden während der Schwangerschaft vorübergehend neue Neuronen gebildet. Das hat ein Team von Wissenschaftern um Prof. Fiona Doetsch vom Biozentrum der Universität Basel bei der Untersuchung von Stammzellen in der ventrikulär-subventrikulären Zone bei Mäusen herausgefunden. Bei trächtigen Mäusen wandern die neu gebildeten Neuronen zum Zeitpunkt der Geburt vorübergehend in den Riechkolben. Während der frühen Schwangerschaft sensibilisieren diese neuen Neurone den Geruchssinn der Mutter, so dass sie ihre Jungen am Geruch erkennt. Wird der Nachwuchs älter, werden diese Neuronen wieder beseitigt. In Zukunft möchte sich das Team von Doetsch mit der Frage befassen, durch welche Signale die Stammzell-Rekrutierung und die Neubildung von Nervenzellen während der Schwangerschaft ausgelöst werden. Unklar ist auch noch, warum und wie die neu gebildeten Neuronen aus dem Riechkolben eliminiert werden. APA/Science

Auto-Abgase erhöhen Blutdruck
Das Autofahren auf stark frequentierten Straßen erhöht den Blutdruck der Fahrzeug-Insassen. Ursache ist offensichtlich der Feinstaub der Abgase, wie Wissenschafter um Michael Young von der Universität Washington (Seattle) erklären. Im Rahmen eines Experiments wurden zwischen 2014 und 2016 insgesamt 16 Testpersonen auf jeweils zweistündige Autofahrten geschickt. An einem Tag erfolgte dies bei ungefiltertem Einstrom der Umgebungsluft der Straßen, an einem zweiten Tag unter Verwendung von HEPA-Luftfiltern, die den Feinstaub entfernten. Die Testpersonen waren nicht darüber informiert, ob sie mit oder ohne Filter unterwegs waren. Ihr durchschnittliches Alter lag bei 29,7 Jahren; der systolische Blutdruck vor dem Autofahren war durchschnittlich 122,7 mmHg, der diastolische 70,8 mmHg. Fazit: Nach einer Stunde Autofahrt mit ungefilterter Luft war der mittlere diastolische Blutdruckwert um 4,7 mmHg höher als bei gefilterter Luft; der mittlere systolische Wert um 4,5 mmHg höher. Auch nach 24 Stunden konnte beim diastolischen Blutdruck ein Unterschied von 3,8 mmHg festgestellt werden; beim systolischen von 1,1 mmHg. APA/Annals of Internal Medicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2023