Kurz und informativ

25.06.2023 | Medizin

Adipositas in Kombination mit psychischen Erkrankungen
Personen, die adipös sind, haben ein höheres Risiko für Depressionen, Psychosen, Angstzustände, Nikotinsucht sowie Ess- und Persönlichkeitsstörungen. Das haben Wissenschafter um Alexander Kautzky von der Medizinischen Universität Wien und Elma Dervic vom Complexity Science Hub bei der Analyse von sämtlichen stationären Aufnahmen zwischen 1997 und 2014 herausgefunden. Konkret untersuchten die Forscher, ob es eine Tendenz gibt, dass eine Diagnose vor der anderen kommt. Fazit: In den meisten Fällen war „Adipositas mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit die zuerst gestellte Diagnose, bevor sich eine psychiatrische Diagnose manifestierte“. Wobei adipöse Frauen für die meisten psychischen Erkrankungen ein höheres Risiko als Männer aufweisen. APA/Translational Psychiatry

Metformin verhindert Long-COVID-Syndrom
Die Einnahme von Metformin innerhalb von drei Tagen nach der Diagnose SARS-CoV-2 kann zu rund 40 Prozent ein Long-COVID-Syndrom verhindern. Wissenschafter um Ass. Prof. Carolyn Bramante von der University of Minnesota nahmen zwischen Dezember 2020 und Jänner 2022 insgesamt 1.126 Patienten mit SARS-CoV-2 in die Studie auf. Die Betroffenen waren über 30 Jahre alt sowie übergewichtig oder adipös. Innerhalb von drei Tagen nach der Diagnose erhielten sie entweder Metformin und Ivermectin, Metformin und Fluvoxamin, je zwei Placebos oder eines der beiden Medikamente mit einem Placebo. In der Langzeitbeobachtung (bis zu 300 Tage) zeigte sich eine deutliche Wirkung von Metformin auf die Häufigkeit des Auftretens eines Long-COVID-Syndroms bei einer zweiwöchigen Einnahme. Zehn Monate nach der Behandlung mit Metformin klagten 6,3 Prozent über Long-COVID-Symptome; in der Placebo-Gruppe waren es 10,4 Prozent. APA/Lancet Infectious Diseases

Diabetes erhöht Risiko für Hirnleistungsstörung
Personen, bei denen ein Typ 2-Diabetes vor dem 60. Lebensjahr beginnt, leiden später dreimal häufiger an einer Hirnleistungsstörung. Forscher um Prof. Elizabeth Selvin und Jiaqi Hu von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore untersuchten den Verlauf der Entwicklung von Typ 2-Diabetes bei 11.656 Teilnehmern einer Studie zu Atherosklerose in drei US-amerikanischen Regionen. Schon bei der Erst-Untersuchung zwischen 1990 und 1992 zeigte sich bei 20 Prozente in Prädiabetes. Im Rahmen der Folgeuntersuchungen bis 2011/2013 wurde auch dreimal eine Mini-Mental-State-Examination durchgeführt. Ergebnis: Bei Typ 2-Diabetes vor dem 60. Lebensjahr erhöhte sich das Risiko für Demenz um den Faktor 2,92. Tritt Typ 2-Diabetes zwischen 60 und 79 Jahren auf, steigert sich das Risiko für Demenz um 73 Prozent; tritt er zwischen 70 und 79 Jahren auf, um 23 Prozent. APA/European Association for the Study of Diabetes

Ein Drittel der Diabetiker bricht Therapie ab
In Österreich bricht ein Drittel der Patienten, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, die Behandlung ab. Das geht aus einer Analyse unter der Leitung der Medizinischen Universität Wien sowie des Complexity Science Hub hervor. Dafür erhoben die Wissenschafter die genaue Zahl derjenigen Personen, die zwischen 2012 und 2017 eine antihyperglykämische Behandlung erhielten und/oder deren HbA1c-Wert ärztlich überwacht wurde. Dabei wurden insgesamt 746.184 Personen erfasst, von denen 268.680 die Behandlung für zumindest ein Jahr abbrachen. Für die Studienabbrecher konnten die Wissenschafter eine deutlich erhöhte Sterblichkeit nachweisen. APA/Scientific Reports

Influenza-Viren dringen über Transferrinrezeptor ein
Indem Influenza A-Viren an den Transferrinrezepor 1 binden, über den normalerweise Eisen in die Zelle transportiert wird, dringen sie in die Zelle ein. Das haben Wissenschafter um Prof. Mirco Schmolke von der Abteilung für Mikrobiologie und Molekularmedizin und dem Zentrum für Entzündungsforschung der Medizinischen Fakultät der Universität Genf herausgefunden. Menschliche Lungenzellen wurden genetisch so verändert, dass der Transferrinrezeptor 1 entfernt oder überexprimiert wurde. Durch die chemische Unterdrückung des Transferrinrezeptors in Zellen, die „normalerweise anfällig für Infektionen sind, konnten wir verhindern, dass Influenza A in die Zellen eindringt“, erklärt Erstautorin Béryl Mazel-Sanchez. Wegen seiner potentiell onkogenen Eigenschaften kann die Substanz jedoch nicht bei der Behandlung am Menschen eingesetzt werden. Zusätzlich zum Transferrinrezeptor identifizierten die Wissenschafter noch 30 weitere Proteine, deren Rolle beim Eintrittsprozess des Influenza A-Virus entschlüsselt werden muss.  APA/PNAS

Kryo-Elektronenmikroskop zeigt Weg von Nährstoffen auf
Mit „CryoNanoSIMS“ – so der Name des weiterentwickelten Kryo-Elektronenmikroskops – können Bilder erstellt werden, die „genau zeigen, wo in einer Zell- oder Gewebeprobe ein bestimmter Nährstoff gespeichert oder verwendet wird oder wo ein bestimmtes Medikament hineingelangt oder eben nicht“, sagt Studienleiter Prof. Anders Meibom von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und der Universität Lausanne. Nachdem die Gewebeproben kryogen vorbereitet werden, erfolgt die Analyse mit Hilfe der sogenannten NanoSIMS-Technologie. Ein hochenergetischer Ionenstrahl löst SekundärIonen aus der Oberfläche der Probe. Diese enthalten Informationen über die chemische Zusammensetzung und Verteilung der Elemente in der Probe. Mit dem Massenspektrometer werden Masse und Ladung der Ionen gemessen. Die Wissenschafter konnten an Proben der Grünen Hydra, einem kleinen Tier, das in Süßwasserseen lebt, die Aufnahme von Ammonium nachverfolgen. APA/BMS Biology

1.300
Pflanzen, die gegen Malaria zum Einsatz kommen könnten, wurden mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz aus insgesamt 21.000 Pflanzen herausgefunden.

Metastasen beim Mammakarzinom: NNMT als Ursache
Das „Triple Negativ“-Mammakarzinom metastasiert deswegen so massiv, weil die Zellen überdurchschnittlich viel Nicotinamid-N-Methyltransferase (NNMT) produzieren, das wiederum die Kollagen-Produktion anregt. Wissenschafter um Prof. Mohamed Bentires-Alj von der Abteilung Biomedizin der Universität Basel fanden heraus, dass die Überproduktion von NNMT entscheidend ist. Entfernten sie im Tierversuch NNMT aus diesen Mammakarzinomzellen und injizierten diese Zellen Mäusen, entwickelten die Tiere kaum Metastasen; die Zellen produzierten auch kaum Kollagen. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher testen, ob existierende Hemmstoffe gegen NNMT ebenfalls die Metastasenbildung im Mausmodell hemmen und ob dabei Nebenwirkungen auftreten. Nach der Weiterentwicklung der auf NNMT abzielenden Wirkstoffe könnten bald erste Studien an Menschen folgen. APA/Embo Journal

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2023