Kurz und informativ

10.05.2023 | Medizin

Straßenlärm beeinträchtigt kognitive Leistung
Bei der Verdoppelung des Straßenlärms kommt es zur Reduktion des figurativen Gedächtnisses (Bereich, der räumliche Informationen verarbeitet) um 0,27 Punkte; die Fähigkeit, sich länger zu konzentrieren, nimmt um 0,13 Punkte ab. Das haben Wissenschafter des Tropen- und Public Health-Instituts in Basel anhand der zwölf- monatigen Beobachtung von 882 Jugendlichen zwischen zehn und 17 Jahren festgestellt. Die kognitiven Fähigkeiten der Jugendlichen wurden zu Beginn und am Ende der Beobachtungszeit mithilfe von Fragebögen und Tests bewertet. Besonders betroffen von den Auswirkungen waren die jenigen, deren Schlafzimmer zum Straßenverkehr hin ausgerichtet ist, wodurch der Schlaf vermutlich beeinträchtigt ist. APA/Environmental Research

Musik stoppt Abbau von Hirnfunktionen
Musizieren und aktives Hören von Musik stoppen den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit bei gesunden älteren Menschen. Das ergab eine Studie mit 132 Pensionisten zwischen 62 und 78 Jahren, die Forscher der Universität Genf, der Fachhochschule Westschweiz und der ETH Lausanne zusammen durchführten. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass keiner der Pensionisten länger als ein halbes Jahr Musikunterricht erhalten hatte. Ein Teil erhielt einmal pro Woche eine Klavierstunde; die zweite Gruppe Unterricht im aktiven Hören mit dem Erkennen von Instrumenten und der Analyse von Werken verschiedener musikalischer Stile. Nach sechs Monaten kam es in beiden Gruppen zu einer Leistungssteigerung um sechs Prozent. Im MRI zeigte sich bei allen Teilnehmern eine Zunahme der grauen Gehirnsubstanz in den Gedächtniszentren des Kleinhirns. Bei den Probanden mit Klavierunterricht blieb die Hirnsubstanz im rechten primären auditorischen Cortex gleich, während sie bei den anderen, die lediglich Musik hörten, abnahm. Jedoch zeigte sich bei allen Teilnehmern, dass sich der allgemeine Abbau fortsetzte. APA/Neuroimagine: Reports

Details zur Propriozeption ermittelt
Mit der Frage, welche spezifischen Signale im Gehirn wahrgenommen und codiert werden, wenn das propriozeptive System aktiviert ist, befassten sich Wissenschafter um Ass. Prof. Mario Prsa vom Department für Neuro- und Bewegungswissenschaften der Universität Freiburg. Im Versuch wurden mit Hilfe eines Robotersystems quantifizierbare propriozeptive Reize an die Vordergliedmaßen von Mäusen gesendet. Dabei stellten die Wissenschafter fest, dass die Mäuse zwischen Bewegungen, die sich vom Körper weg und zum Körper hinbewegen, unterscheiden. Auch wurden die Hirnrindenareale identifiziert, die die propriozeptiven Signale aus den Muskeln der Vordergliedmaßen der Mäuse schickten. In einer zweiten Versuchsreihe machten die Forscher mit Hilfe der Zwei-Photonen-Mikroskopie Hunderte von Nervenzellen in den zuvor identifizierten Cortexarealen sichtbar. Diese Nervenzellen codieren die Propriozeption der Gliedmaßen eher in Bezug auf die Bewegungsrichtung als auf die Position im Raum oder auf die Haltung. Diese Erkenntnisse könnten zur Entwicklung von leistungsfähigeren Neuroprothesen beitragen. APA/Nature Communications

Viren können M. Alzheimer auslösen
Chronische Entzündungen, die durch einen viralen Erreger wie etwa Chlamydien früh im Leben ausgelöst werden, können einen entscheidenden Einfluss auf Veränderungen im Gehirn im Alter haben. Diesen Zusammenhang konnten Wissenschafter um Lavinia Alberi Auber vom Department Medizin der Universität Freiburg in einer Studie mit Mäusen nachweisen. Dafür entwickelten die Forscher ein neues Mausmodell, das mit einem speziellen Polymer namens Polyl:C arbeitet. Dieses fungiert als Pseudo-Virus, auf den der Organismus ähnlich reagiert wie auf eine virale Infektion. Die Mäuse erhalten zwei Injektionen mit dem Polymer: einmal vor der Geburt während der Schwangerschaft der Mutter; das zweite Mal im Erwachsenenalter. Danach untersuchten die Wissenschafter die Auswirkungen der Entzündungsreaktion auf das Gehirn während der gesamten Lebensspanne. Diese Ergebnisse können vermutlich auch auf den Menschen übertragen werden. APA/Brain, Behavior & Immunity

Mikroplastik überwindet Blut-Hirn-Schranke
Mikro- und Nanoplastik-Partikel können bereits zwei Stunden nach der Aufnahme im Gehirn nachgewiesen werden. Das konnten Forscher um Univ. Prof. Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Wien nachweisen. Entscheidend für die Überwindung der Blut-Hirn-Schranke ist die biomolekulare Korona der Oberfläche, wie die Wissenschafter anhand von Computermodellen herausfanden. In die Nahrungskette gelangen Mikro- und Nanoplastik-Partikel aus Verpackungsabfall, aber beispielsweise auch durch den Konsum von Wasser aus Plastikflaschen. Trinkt man täglich 1,5 bis zwei Liter, nimmt man rund 90.000 Plastikpartikel pro Jahr zu sich. Trinkt man Leitungswasser, kann dieser Wert auf 40.000 Partikel reduziert werden.  APA/Nanomaterials

Experimenteller Universal-Influenza-Impfstoff im Test
Einen Influenza-Universal-Impfstoff haben Wissenschafter um Alicia Widge vom Vaccine Research Center des National Institues of Health (NIH) erstmals am Menschen getestet. Der „H1ssF-Influenza-Impfstoff“ enthält Nanopartikel des H1-Hämagglutinin-Stammes. Dieser Teil des Virus ist über verschiedene Typen des Erregers sehr ähnlich gestaltet, weswegen er ein „vielversprechendes Ziel für einen Universal- Impfstoff darstellt“, so die Wissenschafter. Die Mehrheit der 52 Testpersonen zwischen 18 und 70 Jahren erhielt zwei Dosen des Vakzins in einem zeitlichen Abstand von 16 Wochen. Ergebnis: Das Vakzin erwies sich als sicher, gut verträglich und immunogen. Der Impfstoff stieß eine ausgeprägte und langanhaltende Antikörperreaktion bei den Influenza-Subtypen H1, H2 oder H5 an; weniger ausgeprägt war sie etwa gegen H3 und H10. APA/ Science Translational Medicine

17,3
Millionen Menschen sterben aktuell jedes Jahr an Herz-/Kreislauferkrankungen.

Vegan bedeutet nicht unbedingt gesundheitsbewusst
Als „nicht günstig für die Gesundheit“ ist der unter Veganern weit verbreitete Verzehr von industriell gefertigten Nahrungsmitteln einzustufen. Ein Team um Prof. Maria Wakolbinger und Priv. Doz. Sandra Haider vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien befragte 516 Personen, die durchschnittlich 28 Jahre alt waren, online zu ihren Ernährungsgewohnheiten. Alle Teilnehmer lebten mindestens drei Monate vegan. Jene mit einem „Convenience“-Ernährungsmuster (53 Prozent) wiesen einen höheren Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln auf. „Die negativen Auswirkungen von industriell verarbeiteten Lebensmitteln auf die Gesundheit sind inzwischen eindeutig in Studien bewiesen“, so Wakolbinger. Die Veganer, die als gesundheitsbewusst eingestuft werden, essen mehr Gemüse, Obst, Eiweiß und Vollkornprodukte. Fazit von Wakolbinger: „Vegan ist nicht per se mit ‚gesund‘ gleichzusetzen“. APA/Nutrients

40 Prozent der „Kindergetränke“ sind zu süß
23 von 57 geprüften „Kindergetränken“ enthalten durchschnittlich zwei Stück Würfelzucker pro 100 ml (7,6 Gramm); einige davon bis zu 9,5 Gramm Zucker, was vier bis sechs Stück Würfelzucker in einer Menge von 200 bis 300 ml entspricht. Zu diesem Ergebnis kommt das Special Institute for Preventive Cardiology and Nutrition (SIPCAN), das seit dem Jahr 2010 jährlich 500 Getränke untersucht. Bei den übrigen 34 „Kindergetränken“ lag der Zuckergehalt unter 6,7 Gramm und es war kein Süßstoff zugefügt, was den von der WHO empfohlenen Kriterien entspricht. Für die aktuelle Erhebung von Mitte November 2022 bis Ende Feber 2023 wurden inklusive „Kindergetränke“ 514 Getränke untersucht. SIPCAN

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2023