Kurz und informativ

12.04.2023 | Medizin

Marderhunde als Überträger von Corona?
Mehrere Proben vom Huanan Seafood Wholesale Market in Wuhan, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, enthielten tierisches Genmaterial, vielfach vom Marderhund. Die genetischen Sequenzen stammen von Abstrichen, die zu Beginn der Pandemie von Marktständen und in deren Nähe genommen worden waren. Forscher des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle und Seuchenprävention (CDC) hatten die Daten in die frei zugängige Genomdatenbank „Gisaid“ gestellt. Wissenschaftern in Europa, Nordamerika und Australien – allen voran Florence Débarre vom Pariser Institut für Ökologie und Kristian Andersen vom kalifornischen Scripps Research Institute – haben sie zufällig entdeckt und analysiert. China hat die ursprünglich auf „Gisaid“ verfügbaren Daten wieder gelöscht. APA/The Atlantic

COVID-19: nur neutralisierende Antikörper schützen
Nur neutralisierende Antikörper verhindern ein Andocken von SARS-CoV-2 an menschliche Zellen, wie ein Wissenschafterteam um Univ. Prof. Rudolf Valenta von der Medizinischen Universität Wien nun in einer Übersichtsarbeit herausgefunden hat. Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens, das vor drei Jahren am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni entwickelt wurde, werden Antikörper-Eigenschaften bestimmt. „Die Analyse der neutralisierenden Antikörper kann dazu beitragen, um den Zeitpunkt und die Auswahl der angepassten Impfstoffe für Auffrischungsimpfungen festzulegen“, betonen die Wissenschafter. APA/International Journal of Molecular Sciences

Thalamus-Schrittmacher reduziert epileptische Anfälle
Die tiefe Hirnstimulation des Nucleus anterior des Thalamus reduziert die monatliche Anfallshäufigkeit bei Epileptikern. Das fand ein internationales Team von Wissenschaftern um Jukka Peltola vom Department of Neurology der Tampere University und des Tampere University Hospital Tampere in Finnland heraus. Eine der Co-Autoren ist Univ. Prof. Ekaterina Pataraia von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Wien. Insgesamt beteiligten sich 25 Zentren in 13 Staaten. In einer klinischen Studie wurden 54 Patienten behandelt und mit 55 Patienten in der Kontrollgruppe ohne tiefe Hirnstimulation verglichen und mindestens zwei Jahre lang beobachtet. Ergebnis: Die mittlere monatliche Anfallshäufigkeit verringerte sich binnen zwei Jahren um 33,1 Prozent von durchschnittlich 15,8 Anfällen pro Monat auf 8,8 Anfälle. Bei einer Untergruppe von 47 Patienten, die fünf Jahre lang beobachtet wurden, reduzierte sich die Zahl der monatlichen Anfälle um 55,1 Prozent: Von am Beginn durchschnittlich 16 Anfällen pro Monat auf 7,9. Allerdings zeigten 16 Prozent der Patienten auch mehr oder stärkere Anfälle. APA/Neurology

Masern: neuer möglicher Angriffspunkt entdeckt
Durch die Bestimmung des Andock-Proteins des für Hunde tödlichen Staupe-Virus könnte ein neuer Ansatz für die Bekämpfung des Masern-Virus gefunden worden sein. Dabei arbeitete ein Forscherteam der Universität Bern um Prof. Dimitrios Fotiadis und Prof. Philippe Plattet mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zusammen. Das Masernvirus der Menschen und das Hunde-Staupevirus (Canine Distemper Virus, CDV) gehören zur Gattung Morbillivirus. Das Andockprotein, über das sich das Virus einschleust, konnte bestimmt werden, nachdem das Staupe-Virus auf minus 180 Grad abgekühlt und mittels Elektronenmikroskop um das 100.000-Fache vergrößert wurde. Damit sei laut den Forschern nicht nur der Grundstein für die Entwicklung eines Medikaments gegen das Staupe-Virus gelegt; auch könnte ein maßgeschneiderter Wirkstoff das Andock-Protein blockieren und so das Eindringen des Masern-Virus in die Wirtszelle verhindern. APA/Proceedings of the National Academy of Science (PNAS)

Mitoxantron gegen Vancomycin-resistente Enterokokken
Die Kombination von Mitoxantron und einem Antibiotikum ist im Tierversuch gegen Vancomycin-resistente Enterokokken wirksam. Unter der Leitung von Prof. Kimberley Kline von der Universität Genf arbeiteten Wissenschafter vom Singapore Centre for Environmental Life Sciences Engineering, von der Nanyang Technological University in China und vom Massachusetts Institute of Technology zusammen. Das Zytostatikum Mitoxantron wird sonst bei akuter Leukämie, Prostata- und Mammakarzinom eingesetzt. Im Versuch an Mäusen wurden Vancomycinresistente Enterokokken durch die Wirkstoffkombination resensitiviert und in der Folge abgetötet. Durch die Hochregulierung der Expression von lysosomalen Enzymen wurden außerdem Makrophagen und die intrazelluläre Beseitigung von Bakterien gefördert. In einem nächsten Schritt soll die Kombination in klinischen Studien am Menschen getestet werden.  APA/Science Advances

Fußball erhöht Demenz-Risiko
Profi-Fußballspieler haben ein 1,6-fach höheres Risiko für M. Alzheimer und andere dementielle Erkrankungen als die durchschnittliche Bevölkerung. Da das Risiko nur bei Feldspielern, nicht aber bei Torhütern erhöht ist, könnten Kopfbälle der Grund sein. Für die Studie verwendeten die Wissenschafter um Ass. Prof. Peter Ueda und Björn Pasternak vom Karolinska Institutet in Stockholm Gesundheitsdaten aus dem nationalen schwedischen Gesundheitsregister. Sie verglichen die Daten von 6.000 Spielern aus der Top-Liga, die zwischen 1924 und 2019 aktiv waren, mit denen einer Vergleichsgruppe aus der Normalbevölkerung. Da die meisten Teilnehmer zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch lebten, liege das Lebenszeitrisiko insgesamt wahrscheinlich jeweils noch höher, so die Wissenschafter. Sie geben jedoch zu bedenken, dass ihre Ergebnisse nur begrenzt auf den heutigen Profi-Fußball übertragen werden können, weil sich der Sport verändert hat. APA/Lancet Public Health

12.500
Influenza-Neuinfektionen wurden in der Kalenderwoche 11 in Wien registriert.

Intoxikationen nach Magen-Botox
Insgesamt wurden bislang zwölf Fälle von Botulismus in Deutschland sowie je einer in der Schweiz und in Österreich gemeldet, nachdem sich die Betroffenen in Istanbul Botulinum-Toxin in die Magenwand injizieren hatten lassen. Durch die Reduktion der Magentätigkeit hätte dies zur Gewichtsreduktion beitragen sollen. Laut dem deutschen Robert Koch-Institut (RKI) haben die Behandlungen ab dem 22. Februar 2023 stattgefunden. Das RKI hält angesichts der zunächst unspezifischen Symptome weitere Fälle für möglich. Drei bis zehn Tage nach der Behandlung sind Seh- und Sprachstörungen, Schwäche in Armen und Beinen sowie Schluck- und Atembeschwerden typische Anzeichen. APA

Mediterrane Ernährung schützt Frauen vor KHK
Bei mediterraner Ernährung haben Frauen ein um 24 Prozent geringeres Risiko für eine Herz-/Kreislauferkrankung und eine um 23 Prozent geringere Gesamt-Mortalität. Das fand ein Team um Kardiologin Assoc. Prof. Sarah Zaman von der Universität Sydney in einer Meta-Analyse von 16 Studien aus den Jahren 2003 bis 2021 mit insgesamt 722.495 Teilnehmerinnen heraus. Die Beobachtungszeit lag im Schnitt bei 12,5 Jahren. Koronare Herzkrankheiten waren um 25 Prozent seltener; die Häufigkeit von Schlaganfällen um 13 Prozent geringer und somit statistisch nicht signifikant. APA/Heart

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2023