Kurz und informativ

09.03.2023 | Medizin

Pflanzliche Kost senkt Mortalität
Die Gesamtmortalität und das Risiko für Kolonkarzinome können durch gesunde und vermehrt pflanzliche Ernährung signifikant reduziert werden. Das ist das Ergebnis von zwei neuen internationalen Studien. Für die erste Studie hat ein Team aus chinesischen, japanischen und US-amerikanischen Ernährungs- und Epidemiologie-Experten Daten aus bis zu 36 Jahren von 75.230 Frauen aus der Nurses’ Health Study und 44.085 Männern aus der Health Professionals Follow-up-Study (1986 bis 2020) ausgewertet. Dabei wurde das Maß berücksichtigt, in dem sich die Teilnehmer gemäß vier empfohlenen Diät-Formen ernährten – etwa mediterrane oder vegetarisch orientierte Kost. Jene 20 Prozent, die eine gesunde Kost am konsequentesten praktizierten, wiesen eine um 14 bis 20 Prozent geringere Gesamt-Mortalität auf als die 20 Prozent der Teilnehmer, die sich am wenigsten an den vier empfohlenen Diät-Formen orientierten. APA/JAMA Internal Medicine

Nicht-hormonelle Verhütung für den Mann: erste Versuche erfolgreich
Bis zu zwei Stunden waren männliche Mäuse nach der Einnahme des Wirkstoffs „TDI-11861“ zu 100 Prozent unfruchtbar; die Wirkung setzt innerhalb von 30 Minuten bis zu einer Stunde ein. Das fanden US-amerikanische Forscher um Melanie Balbach vom Weill Cornell Medical College in New York City im Rahmen einer Studie heraus, in der es 52 unterschiedliche Paarungsversuche gab. Die Wirkung basiert auf der löslichen Adenylcylase (sAC), die die Bildung von Adenosinmonophosphat ermöglicht. Diese wiederum ist für die Beweglichkeit der Spermien erforderlich. Die Fruchtbarkeit der Männchen war nach 24 Stunden wieder auf normalem Niveau. Auch bei der kontinuierlichen Verabreichung des Medikaments über sechs Wochen zeigte sich keine Nebenwirkungen. APA/Nature Communications

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind öfter weibliche Todesursache
Im Jahr 2021 starben 35,7 Prozent der Frauen an einer Herz-/Kreislauf-Erkrankung, bei Männern waren es 32,9 Prozent. Das ergaben Erhebungen im Zuge des Frauengesundheitsberichts 2022, der vor kurzem in Wien präsentiert wurde. Einer der Gründe: Herz-/Kreislauf-Erkrankungen werden noch immer als typisch männliche Erkrankungen wahrgenommen, auch wenn Frauen häufiger daran sterben. Beispielsweise ist die Inzidenz der Myokardinfarkte bei Männern mit 244/100.000 Einwohner höher als bei Frauen mit 99/100.000. 4,4 Prozent der Männer starben innerhalb von 30 Tagen daran, bei Frauen waren es 5,9 Prozent. Die Gründe: unterschiedliche Symptome und die oft verspätete Diagnose bei Frauen. APA

Musiker haben Veranlagung für psychische Erkrankungen
Musikalische Aktivität geht mit einem höheren genetischen Risiko für Depressionen und bipolare Störungen einher. Dies konnte ein internationales Forscherteam in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main anhand der DNA von 5.648 Menschen feststellen. Konkret zeigte sich, dass es teilweise Überschneidungen gibt bei den genetischen Varianten, die psychische Probleme beeinflussen und denen, die auf das musikalische Engagement wirken. Frauen und Männer mit einem höheren genetischen Risiko für Depressionen und bipolare Störungen waren im Durchschnitt häufiger musikalisch aktiv – unabhängig davon, ob sie psychische Probleme hatten. Ebenso wiesen Personen mit einer höheren genetischen Veranlagung zur Musikalität auch ein etwas höheres Risiko auf, an einer Depression zu erkranken – wiederum unabhängig davon, ob sie musizierten. APA/Translational Psychiatry

SARS-CoV 2: keine Mutationen durch Lockerungen
Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen in China haben trotz einer starken COVID 19-Welle keine neuen gefährlichen Mutationen von SARS-CoV-2 gebracht. Zu diesem Ergebnis kommen George Cao und seine Mitarbeiter vom Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Für ihre Studie wählten die Forscher per Zufall aus insgesamt 2.881 Virusproben 413 neue aus. Die Proben stammen aus der Zeit von 14. November 2022 – als die Erkrankungszahlen in Peking dramatisch stiegen – bis inklusive 20. Dezember 2022. Im Zuge der genetischen Analysen konnten ausschließlich diejenigen Stämme als Auslöser ermittelt werden, die schon bisher bekannt waren. Mehr als 90 Prozent der Infektionen erfolgten durch die Omikron-Subvarianten BA.5.2 oder BFD.7. APA/Lancet

Bariatrische Chirurgie normalisiert Testosteronhaushalt
Eine Magen-Bypass-Operation kann nicht nur das Körpergewicht deutlich senken, sondern führt zu einem signifikanten Anstieg des Gesamt-Testosterons, womit der Hormonmangel beseitigt wird. Dies ist das Ergebnis einer Datenanalyse von Wissenschaftern um Univ. Prof. Gerhard Prager von der Chirurgischen Universitätsklinik der Medizinischen Universität Wien. Sie analysierten den Effekt bei anfangs 224 männlichen Patienten mit einem durchschnittlichen Gewicht von 150 Kilogramm, bei denen zwischen Juli 2012 und Dezember 2017 eine Magen-Bypass-Operation durchgeführt worden war. Postoperativ betrug der Gewichtsverlust rund 85 Prozent. Knapp 31 Prozent von ihnen litten vor dem Eingriff an einem durch Adipositas bedingten Testosteronmangel mit Depressionen, Libidoverlust und erektiler Dysfunktion. Im Rahmen der Studie wurde regelmäßig die Konzentration des Gelbkörperhormons, von FSH, das Gesamt-Testosteron, des Sexual-Hormon-Bindenden-Globins (SHBG), 17 Beta-Estradiol sowie von Andostendion im Blut gemessen. Die Wirkung des Eingriffs hängt offenbar von der erreichten Reduktion der Adipositas ab. APA/Surgery for Obesity and Related Diseases

Behandlungsabbruch bei Schizophrenie: Art der Therapie unwesentlich
Die bei der Behandlung der Schizophrenie eingesetzte Depotspritze führt nicht zu weniger Behandlungsabbrüchen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter aus 15 europäischen Ländern und Israel im Rahmen der EULAST-Studie (European Long-Acting Antipsychotics in Schizophrenia Trial) um Univ. Prof. Wolfgang Fleischhacker von der MedUni Innsbruck. Dafür wurden zwischen 2015 und 2020 mehr als 500 Menschen mit Schizophrenie jeweils eineinhalb Jahre begleitet. Eine Hälfte erhielt Anti-psychotika oral, die andere Hälfte einmal im Monat ein Depot-Präparat. Bei der Abbruchrate zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Bei den Gründen für einen Abbruch stachen besonders jene Patienten hervor, die anstelle von Gründen wie mangelnder Wirksamkeit oder Verträglichkeit „sonstige Gründe“ wählten. Hier kam es laut Fleischhacker zu einer „beachtenswerten“ Abweichung: Die Patienten führten hier die Weigerung, zu Untersuchungsterminen zu kommen oder dann nicht zu erscheinen, an. In diesen Gründen sieht Fleischhacker einen „signifikanten Vorteil“ der Depotmedikation.  APA/The Lancet Psychiatry

Lebenserwartung in Österreich: verlässliche Aussichten
Die Österreicher können bei ihrer Lebensplanung davon ausgehen, das durchschnittliche Lebensalter zu erreichen. Das zeigt eine Studie vom Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Das Team um Vanessa Di Lego untersuchte länderübergreifend, welchen Einfluss Gewaltdelikte auf die Verteilung des Sterbealters haben. Dazu wurden Mortalitätsstatistiken mit dem Global Peace Index (GPI) abgeglichen. Darin werden 163 Länder der Welt im Hinblick auf ihre Friedfertigkeit beurteilt. Demnach weist Österreich die sechstniedrigste Ungewissheit beim Sterbealter auf ebenso wie beispielsweise auch Australien, Kanada, Finnland, Singapur und Slowenien. Zu den Ländern mit einer hohen Ungewissheit zählen Syrien, viele Länder in Mittel- und Südamerika, einige afrikanische Staaten und Länder im Mittleren und Nahen Osten. APA/Science Advances

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2023