FAQs: Grauer Star kompakt

10.09.2023 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Grauer Star“ bietet folgende Übersicht.

Der Graue Star (Cataracta senilis) … ist definiert durch eine Trübung der Linse, die den vorderen vom hinteren Augenabschnitt trennt. Die Linse filtert schädliche UV-Strahlung aus dem Licht und ermöglicht das scharfe Sehen in jeder Distanz. Diese Akkommodation schafft das junge Auge hervorragend: eine Akkommodation ist bis zu zwölf Dioptrien möglich. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Durchsichtigkeit der Linse ab.

Im Spaltlampenmikroskop … wird eine Gelbfärbung der normalerweise durchsichtigen Linse sichtbar. Dieses Gelb wird dunkler bis zur Braunfärbung. Ist der graue Star „überreif“, ist die Pupille weiß eingefärbt.

Beim altersabhängigen Katarakt … unterscheidet man zwischen:

– subkapsulärem polaris posterior Katarakt (kann zu rascherer Sehverschlechterung führen)
– Kernkatarakt (kann zu Myopisierung des Auges führen)
– Rindenkatarakt
– Cataracta matura
– Christbaum-Katarakt (charakteristische nadelförmige, glitzernde Ablagerungen).

Eine Linsentrübung … kann auch verursacht werden durch die Einnahme von Kortison und Allopurinol, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, systemische Erkrankungen wie atopische Dermatitis, höhergradige Myopie, chronische Uveitis, hereditäre Fundusdystrophien, Verletzungen oder Bestrahlungen der Augen sowie angeborene Stoffwechselerkrankungen.

Die Operation … erfolgt meist mit Tropfbetäubung des Auges. Bei Demenz oder Panikattacken ist eine Vollnarkose nötig. Ist die absolute Bewegungslosigkeit des Auges erforderlich, ist auch ein retrobulbärer Block möglich.

Eine Intraokularlinse … (IOL) wird anstelle der entfernten Linse implantiert. Präoperativ wird eine individuelle Linse mittels Biometrie berechnet. Auch vorangegangene refraktive Eingriffe an der Hornhaut sind dafür relevant. Durch die Kataraktoperation kann die postoperative Dioptrienstärke determiniert werden: Patienten mit einer hohen Ametropie, Fehlsichtigkeit oder einer starken Hornhautverkrümmung profitieren besonders.

Bei der Therapie … hat in vergangenen 30 Jahren eine Revolution stattgefunden. Waren früher große Schnitte von sechs Millimeter in den Augapfel nötig, um die eingetrübte Linse mit einer Metallschlinge in toto zu entfernen, reichen heute 2,4 Millimeter Schnittlänge, um die Linse mit einem Phakotip (Ultraschall) zu zerkleinern und abzusaugen. Die gefaltete Intraokularlinse wird mit einem Injektor im Kapselsack eingesetzt und entfaltet sich dort spontan. Die Inzisionen werden mittels Injektion von physiologischer Kochsalzlösung ödematisiert; Nähte sind nicht erforderlich. Die Injektion eines Antibiotikums in die Vorderkammer verhindert das Entstehen einer Endophthalmitis. Postoperativ ist bei weichen Kontaktlinsen eine Kontaktlinsenkarenz von mindestens einer Woche und bei harten Kontaktlinsen von zwei bis drei Wochen notwendig. Mit dem Femtosekundenlaser steht eine weitere Neuentwicklung bei der Operation zur Verfügung.

Ein Cataracta secundaria … (Nachstar) kann in seltenen Fällen auftreten. Dabei handelt es sich um eine Verdickung der Linsenkapsel. Der Betroffene merkt das dadurch, dass sich das Gesichtsfeld leicht eintrübt. Dies kann mittels YAG-Laser ambulant schmerzfrei behandelt werden.

Mehrere Varianten … der Intraokularlinse stehen heute zur Verfügung. Intraokularlinsen wurden seit der ersten Implantation 1949 stetig weiterentwickelt. Die Linse besteht aus einer Optik, dem refraktiven Element und der Haptik, die die Zentrierung der Optik ermöglicht.

Monofokale Linsen … haben einen Brechpunkt und ermöglichen meist ein Sehen ohne Brille in der Ferne.

Trifokal- und Multifokallinsen … bieten die Möglichkeit, brillenunabhängig zu sein. Durch mehrere Brechpunkte kann das Auge in Ferne und Nähe scharf sehen. Das Kontrastsehen wird schlechter; Halo-Sehen ist unumgänglich.

Bei der EDOF-Linse … („extended range of refraction“) wird das Licht nicht so wie bei Multifokallinsen im Nah- und Fernbereich gebrochen, sondern ermöglicht – ähnlich einer Gleitsichtbrille – eine scharfe Sicht in die Ferne sowie auf mittlere Distanzen. Es kommt nicht zum Halo-Sehen; postoperativ kann eine Lesebrille notwendig sein.

Zu den Komplikationen … zählt die Endophthalmitis – die Entzündung des Augapfels -, die bis zur Erblindung führen kann. Bei einer plötzlichen Sehverschlechterung und Schmerzen am Auge nach der Operation muss unverzüglich ein Facharzt aufgesucht werden. Die postoperative Kontrolle vom ersten bis fünften Tag stellt eine Conditio sine qua non dar, da in dieser Zeitspanne das Risiko am größten ist.

Die Kapselruptur … während der Operation ist eine weitere schwerwiegende Komplikation. Je nach dem Ausmaß und der Lokalisation ist die geplante Implantation der Kunstlinse in den Kapselsack nicht mehr möglich. In solchen Fällen muss die Intraokularlinse entweder an der Sklera, der Iris oder seltener in der Vorderkammer fixiert werden. (JF)

Quelle: State of the Art „Grauer Star“ von Ao. Univ. Prof. Dr. Martina Kralinger; ÖÄZ 18/25. September 2022

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2023