FAQs: Asthma bei Kindern kompakt

25.10.2023 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Asthma bei Kindern“ bietet folgende Übersicht.

Die Prävalenz … von Asthma bronchiale im Kindesalter variiert stark je nach Weltregion. Die höchste Prävalenz in Europa gibt es in Frankreich, Schweden oder England, die niedrigsten in Deutschland mit rund 3,5 Prozent.

Begünstigende Faktoren … bei dieser multifaktoriellen Erkrankung können endogener und exogener Natur sein. Zu den endogenen Faktoren zählen u.a. die Genetik – eine positive Familienanamnese in Bezug auf eine Erkrankung aus dem atopischen Formenkreis – und das Geschlecht (präpubertäre Knabenlastigkeit, pubertäre Mädchenlastigkeit). Wichtigster exogener Faktor ist Rauchen. Begünstigt wird Asthma durch Infektionen im Kleinkindalter (RSV, Rhinovirus) und Umweltbelastungen (Ozon, Feinstaub).

Der vorwiegende Phänotyp … ist das Typ 2-high (allergisches) Asthma mit IgE-Sensibilisierung, erhöhten Eosinophilen im Blut und in den Atemwegen sowie erhöhtem Stickstoffmonoxid in der Ausatemluft (FeNO). Kennzeichen dieses eosinophilen Asthmas ist die Überproduktion von Interleukin (IL)-4, IL-5 und IL-13 durch TH2-Zellen.

Deutlich seltener … ist Typ 2-low (nicht-allergisches) Asthma auf der Basis von neutrophiler oder eosinophiler Inflammation. Bei etwa zehn Prozent der Fälle im Kindesalter findet sich Adipositas-assoziiertes Asthma, das vorwiegend mit Atopie vergesellschaftet ist. Der Asthma-Phänotyp der anstrengungsinduzierten Bronchokonstriktion kommt bei Kindern kaum vor. Zeigen sich Asthma-Symptome bei körperlicher Anstrengung, sind sie eher Ausdruck einer unzureichenden Asthmakontrolle.

Differentialdiagnosen … sind Aspiration (Fremdkörper), chronische Infektionen/Bronchiektasien, Immundefekt, Cystische Fibrose, primäre Ziliendyskinesie, kongenitale Anomalie, Vocal Cord Dysfunction, psychogener Husten.

Typische Symptome … eines Asthma bronchiale sind intermittierende Atemwegsobstruktion im Sinn von Husten, Atemnot, Giemen und Brummen sowie ein nächtlich betonter trockener Husten und eine verringerte körperliche Belastbarkeit. Weiters liegt eine (partielle) Reversibilität der Symptomatik nach der Gabe eines Beta 2-Sympathomimetikums vor. Oft liegt gleichzeitig eine atopische Dermatitis oder eine Rhinokonjunktivitis vor.

Vorrangige Diagnostik … ist die Kombination aus Spirometrie, Bronchospasmolysetest und FeNO-Messung; die Diagnose kann bei zwei von drei auffälligen Befunden gestellt werden. Bei bestehender Symptomatik, aber unauffälligen Tests wird die Situation observiert und re-evaluiert. Für das weitere Management ist ein Allergietest nach entsprechender Anamnese entscheidend sowie die eosinophilen Granulozyten im Differentialblutbild zu bestimmen.

Ziel der Therapie … ist uneingeschränkte Beschwerdefreiheit ohne Bedarfsmedikation zu erreichen. Die Therapiesteuerung erfolgt individuell anhand des Stufenschemas der GINA (Globale Initiative für Asthma) und für den deutschsprachigen Raum entsprechend der AWMF-Leitlinie. Seit den GINA-Guidelines 2019 wird die Kombination eines inhalativen Kortikosteroids mit einem langwirksamen Beta 2-Sympathomimetikum (ICS – inhalatives Kortikosteroid mit LABA – Long-acting Beta-2-Agonist) bereits ab Stufe 1 und als Bedarfsmedikation bei Kindern über zwölf Jahren empfohlen.

Die nötige ICS-Dosis … soll im Rahmen der Betreuung jeweils neu evaluiert werden nach dem Motto „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“. Dabei wird der Grad der Asthmakontrolle ermittelt für die Bestimmung, ob ein kontrolliertes, teilweise kontrolliertes oder unkontrolliertes Asthma vorliegt. Ist der Zustand seit mindestens zwei bis drei Monaten stabil, liegt kein akuter Infekt oder eine Allergenbelasung vor, soll ein Step-down der Therapie erfolgen.

Bei teilweise kontrolliertem oder unkontrolliertem Asthma … werden zunächst Inhalationstechnik, Compliance, Allergen- und Rauchbelastung, Komorbiditäten sowie Differentialdiagnosen überprüft. Kommt es zu keiner Besserung, soll ein Step-up der Therapie erfolgen. Die Diagnose soll kritisch hinterfragt werden.

Kontrollen … sollten initial ein bis drei Monate nach Therapiestart erfolgen, danach je nach Verlauf alle drei bis zwölf Monate.

Biologika … kommen seit einigen Jahren bei der Therapie von Kindern und Jugendlichen zum Einsatz und sind gemäß den Guidelines der oralen Steroidtherapie unbedingt vorzuziehen.

Nur in seltenen Fällen … ist eine Behandlung mit Biologika notwendig und sollte nur nach multidisziplinärer Abklärung in einem kinderpneumologischen Zentrum eingeleitet werden. Meist reichen eine konsequent durchgeführte Standardtherapie und die Beseitigung von modifizierbaren Faktoren völlig aus, um eine stabile Asthmakontrolle zu erreichen.

Eine kleine Subgruppe … hat trotz maximaler Therapie mit hochdosierten ICS, LABA und/oder LTRA (Leukotrienrezeptor-Antagonist) eine schlechte Asthmakontrolle und/oder eine persistierende obstruktive Ventilationsstörung mit häufigen Exazerbationen. Dabei handelt es sich um problematisches schweres Asthma. Betroffene sollten an ein kinderpneumologisches Zentrum überwiesen werden.

Bei schwerem Asthma … ab Stufe 5 hat die EMA 2018 zusätzlich zur Standardtherapie mit inhalativen Kortikosteroiden gegebenenfalls in Kombination mit LABA und nicht-pharmakologischen Interventionen den langwirksamen Muskarinrezeptorantagonisten Tiotropiumbromid für die Therapie von Kindern ab sechs Jahren zugelassen.

Mögliche Nebenwirkungen … von hochdosierten ICS sind Wachstumsreduktion und Nebennierensuppression. Essentiell ist die Einstellung auf die niedrigste wirksame Dosis sowie regelmäßige Kontrollen der Körpergröße.

Als Teil des Managements … gelten u.a. auch eine allergenspezifische Immuntherapie, eine Asthma-Schulung sowie die richtige Anwendung des Inhalators. (red)

Quelle: State of the Art „Asthma bei Kindern“ von Univ. Prof. Dr. Zsolt Szépfalusi et al.; ÖÄZ 21/10. November 2022

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2023