FAQs: All­er­gien im Kin­des­al­ter kompakt

09.03.2023 | Medizin

Die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen rund um das Thema „All­er­gien im Kin­des­al­ter“ bie­tet fol­gende Übersicht.

Rele­vante inha­la­tive All­er­gene … im Kin­des­al­ter sind Gräser‑, Baum- und Getrei­de­pol­len, Haus­staub­mil­ben, tie­ri­sche Epi­the­lien und Schim­mel­pilz­spo­ren. Zu den rele­van­ten nut­ri­ti­ven All­er­ge­nen zäh­len Pro­te­ine aus Kuh­milch, Eiklar, Getreide, Erd­nüs­sen, Baum­nüs­sen und Fischen. Häu­fige par­en­te­r­ale All­er­gene sind Insek­ten­gifte von Bie­nen und Wes­pen sowie Antibiotika.

Bei zwei all­er­gi­schen Eltern­tei­len … erkran­ken Kin­der mit einer 50-pro­zen­ti­gen Wahr­schein­lich­keit an einer All­er­gie; bei einem all­er­gi­schen Eltern­teil sind es rund 30 Pro­zent. Ohne ent­spre­chende fami­liäre Ana­mnese bleibt ein Risiko von zehn bis 15 Prozent.

Bei der Ent­ste­hung der Sen­si­bi­li­sie­rung … tra­gen neben der fami­liä­ren Dis­po­si­tion auch Aller­gen­ex­po­si­tion, virale Infekte, unspe­zi­fi­sche Umwelt­fak­to­ren wie Ziga­ret­ten­rauch, Ozon und Die­sel­par­ti­kel, Anzahl der Geschwis­ter­kin­der und der sozio­öko­no­mi­sche Sta­tus bei. Ein nied­ri­ger IgE-Spie­gel wird domi­nant vererbt.

Die Zunahme … von All­er­gien im Kin­des­al­ter ist einer­seits bedingt durch die dafür gene­rell erhöhte Wahr­neh­mung in der Gesell­schaft; ande­rer­seits wird bei Ana­phy­la­xien und Nah­rungs­mit­tel­all­er­gien tat­säch­lich eine stei­gende Ten­denz registriert.

Die ato­pi­sche Dermatitis/​Neurodermitis … hat eine Prä­va­lenz von 13 Pro­zent und mani­fes­tiert sich früh im Säug­lings- und Klein­kin­des­al­ter. Viele Kin­der wei­sen im Blut IgE-Anti­kör­per gegen Nah­rungs­mit­tel-All­er­gene und inha­la­tive All­er­gene auf. Oft wird davon eine Nah­rungs­mit­tel­all­er­gie abge­lei­tet, sie liegt jedoch nur sel­ten vor. Nur bei mit­tel­schwe­rer und schwe­rer Aus­prä­gung der Erkran­kung haben 40 Pro­zent auch eine kli­nisch rele­vante Nahrungsmittelallergie.

Die Prä­va­lenz der Nah­rungs­mit­tel­all­er­gie … bei Schul­kin­dern liegt in Europa bei 1,4 bis 3,8 Pro­zent. Dafür ver­ant­wort­lich sind nur wenige Lebens­mit­tel: Kuh­milch, Hüh­nerei, Wei­zen, Soja, Fisch, Mee­res­früchte, Nüsse und Erd­nüsse. Nah­rungs­mit­tel-Into­le­ran­zen – meist auf Lak­tose und Fruk­tose-Basis – kom­men deut­lich häu­fi­ger vor.

An eine IgE-ver­mit­telte Nah­rungs­mit­tel­all­er­gie … ist bei Auf­tre­ten der Sym­pto­ma­tik inner­halb von zwei Stun­den nach der Expo­si­tion zu den­ken; an eine nicht-IgE ver­mit­telte bei ver­zö­ger­tem Auf­tre­ten nach zwei bis 24/​48 Stunden.

Die Sen­si­bi­li­sie­rung … auf ein Nah­rungs­mit­tel kann meist durch einen ein­zel­nen Test (spe­zi­fi­sches IgE oder Haut-Prick-Test) fest­ge­stellt wer­den. Ist die Pro­ble­ma­tik unklar, kann eine dia­gnos­ti­sche Eli­mi­na­ti­ons­diät hilf­reich sein. Kommt es dadurch zur Sym­ptom­ver­bes­se­rung, sollte als letz­ter Schritt eine Nah­rungs­mit­tel-Pro­vo­ka­tion – vor­zugs­weise unter sta­tio­nä­ren Bedin­gun­gen – erfolgen.

Bei Ig-E-ver­mit­tel­ter Nah­rungs­mit­tel­all­er­gie … ist die Ver­sor­gung mit einem Adre­na­lin-Auto­in­jek­tor und wei­te­ren Akut­me­di­ka­men­ten zu beden­ken. Bei einer aku­ten nicht-IgE ver­mit­tel­ten Nah­rungs­mit­tel­all­er­gie sollte im Akut­fall für eine rasche Hydrie­rung (oral, in vitro) gesorgt werden.

Neue The­ra­pie­op­tio­nen … sind die orale Immun­the­ra­pie mit Nah­rungs­mit­teln, die prä­ven­tive Nah­rungs­mit­tel-Expo­si­tion im Säug­lings­al­ter sowie die Phar­ma­ko­the­ra­pie mit Bio­lo­gika (Anti-IgE).

Die Behand­lung … von aku­ten Epi­so­den einer Atem­wegs­ob­struk­tion besteht aus kurz wirk­sa­men inha­la­ti­ven Beta 2‑Agonisten (even­tu­ell ergänzt durch Ipr­atro­pi­um­bro­mid) und sys­te­mi­sche Ste­ro­ide bei schwe­rem bezie­hungs­weise per­sis­tie­ren­dem Verlauf.

Bei gesi­cher­tem Asthma bron­chiale … im Vor­schul­al­ter und Schul­al­ter beinhal­tet die The­ra­pie­emp­feh­lung ent­zün­dungs­hem­mende inha­la­tive Ste­ro­iden kom­bi­niert mit ora­len Leu­ko­trien­re­zep­tor­ant­ago­nis­ten sowie Kom­bi­na­ti­ons­prä­pa­rate von inha­la­ti­ven Ste­ro­iden und lang­wirk­sa­men inha­la­ti­ven Beta-2-Ago­nis­ten; bei Bedarf inha­la­tive Beta 2‑Agonisten. Eine All­er­gen-spe­zi­fi­sche Immun­the­ra­pie wird bei guter Krank­heits­kon­trolle ab dem Schul­al­ter zusätz­lich empfohlen.

Ana­phy­la­xien … wer­den durch par­en­te­r­ale oder orale All­er­gen-/An­ti­gen­zu­fuhr aus­ge­löst. Früh­zei­chen sind Juck­reiz, Hit­ze­ge­fühl und Bauchschmerzen.

Bie­nen- und Wes­pen­sti­che … kön­nen zu sys­te­mi­schen all­er­gi­schen bis hin zu ana­phy­lak­ti­schen Reak­tio­nen füh­ren. Sie gehen mit Urti­ka­ria, Juck­reiz, Angio­ödem oder Atem­wegs­be­schwer­den ein­her. Es steht eine effek­tive Aller­genim­mun­the­ra­pie mit aus­ge­zeich­ne­tem The­ra­pie­er­folg zur Verfügung.

Die The­ra­pie … umfasst die Ent­fer­nung der Aller­gen­quelle (zum Bei­spiel Tiere), die Reduk­tion der All­er­gen­kon­zen­tra­tion, die All­er­gen-Immun­the­ra­pie und die Unter­drü­ckung der Ent­zün­dungs­re­ak­tion an den Ziel­or­ga­nen – bei­spiels­weise durch topi­sche Steroide.

Die All­er­gen-Immun­the­ra­pie … ist effek­tiv bei all­er­gi­scher Rhi­no­kon­junk­ti­vi­tis, Asthma bron­chiale und Insektengiftallergie.

Bei der Phar­ma­ko­the­ra­pie … ste­hen neben abschwel­len­den Lokal­the­ra­pien Bio­lo­gika zur Ver­fü­gung. Sie bin­den an bestimmte Zyto­kine oder Zyto­kin-Rezep­to­ren und blo­ckie­ren die Ent­zün­dungs­kas­kade (anti-IgE, anti-IL5, anti-IL4- und IL13-Rezep­tor). (MaS)

Quelle: State of the Art „All­er­gien im Kin­des­al­ter“ von Univ. Prof. Zsolt Szé­p­fa­lusi, ÖÄZ 23–24/15.12.2020

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 5 /​10.03.2023