Vorsorgemedizin: Bewusste Ernährung

10.11.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Neben regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen hilft eine gesunde Lebensweise mit der richtigen Ernährung dabei, Krankheiten zu reduzieren. Wie Präventionsprojekte und Ernährungsberatungen erfolgreich sein können, damit befasste sich eine Veranstaltung mit Experten aus der Ernährungsmedizin.

Sophie Niedenzu

Es sind schon die jungen Jahre, die prägen, denn Gesundheitsvorsorge ist bereits im Kindesalter erfolgreich. Das zeigt das Präventionsprojekt EDDY des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin (ÖAIE), das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gefördert wird. Schüler einer Wiener Volksschule erhalten pro Semester jeweils zehn Stunden Ernährungsschulung und sportliches Training auf wissenschaftlich fundierter Basis. Dabei wird untersucht, wie sich diese Interventionen auf die Prävention von Übergewicht auswirken. Die Zahl der übergewichtigen Kinder sei in der Interventionsschule gesunken, während sie an Vergleichsschulen ohne Intervention gestiegen sei, resümiert der Präsident des ÖAIE, Kurt Widhalm. Bereits nach einem Jahr wiesen die Kinder in der Interventionsschule eine besser körperliche Performance auf: „Die besorgniserregende Zunahme an Übergewichtigkeit im Kindesalter kann erfolgreich eingebremst werden“, so lautet das Resümee des Ernährungsmediziners. Dieses erfolgreiche Projekt sowie Diskussionen zu ernährungsbedingten Volkskrankheiten, Beratung und dem medizinischen Fortschritt standen im Fokus des 25. Jubiläumskongresses „Ernährung: gesund, nachhaltig und leistbar“ im Josephinum in Wien. Entsprechend diesem Motto standen Wege zur Ernährung der Zukunft im Mittelpunkt der Veranstaltung. Neben dem medizinischen Fortschritt bei der Bekämpfung ernährungsbedingter Erkrankungen und dem möglichen künftigen Einsatz von Gentechnik bei der Nahrungsmittelproduktion ist vor allem eine Änderung des Ernährungsverhaltens notwendig, um eine gesunde, nachhaltige und leistbare Ernährung für alle zu ermöglichen, so der Grundtenor.

Vorteile bemerken

Michael Trauner von der Medizinischen Universität Wien betonte, dass die zu hohe Kalorienaufnahme in Kombination mit zu wenig Bewegung die Hauptursache für das Entstehen der Fettleber sei, die in weiterer Folge Diabetes, Herzkreis-lauferkrankungen und Krebserkrankungen verursachen könne. Da es aktuell noch keine zugelassene medikamentöse Therapie gebe, sei die Änderung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens die beste Maßnahme, einer Fettleber vorzubeugen und sie zu behandeln: „Wesentlich ist, die Kalorienaufnahme um rund 500 kcal pro Tag zu reduzieren – etwa durch eine nachhaltige Ernährungsform basierend auf Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen, Olivenöl, Fisch und weißem Fleisch“, sagte Trauner. Kalorien zu reduzieren, um gesünder zu leben, das ist eine einfache Rechnung. Aber rationale Argumente ist nicht alles: Für eine erfolgreiche Ernährungsberatung müsse diese emotional und erlebnisorientiert sein, sagte Sven-David Müller, Medizinjournalist, Fernsehmoderator und Diätassistent: „Eine reine Faktenvermittlung und rational appellierende Ernährungsberatung ist obsolet und entspricht nicht den Methoden der modernen Ernährungspsychologie und Ernährungspädagogik.“ Ernährungspädagogen, Diätassistenten und Ernährungspsychologen seien besonders wichtig, um eine dauerhafte Lebensstiländerung zu bewirken: „In der Ernährungsberatung ist es wichtig, Personen dort abzuholen, wo sie stehen – also ihr Ernährungsverhalten zu erheben, zielgerichtet zu informieren und Alternativen anzubieten. Wenn Ernährungsberatung emotional vermittelt wird, erlebnisorientiert ist und Verbraucher Vorteile aus einer Ernährungsumstellung bemerken, ist sie erfolgreich“, sagte Müller.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2023