Mutter-Kind-Pass: Fit für die Zukunft

12.04.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer hat dem nachgebesserten Angebot des Gesundheitsministeriums zum Mutter-Kind-Pass zugestimmt.

Sophie Niedenzu

Verhandlungen, Diskussionen bis hin zum möglichen Ausstieg aus dem Vertrag: der Mutter-Kind-Pass hat in den vergangenen Monaten für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nun soll er auch weiter fortgeführt werden. Dafür hat sich die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der österreichischen Ärztekammer ausgesprochen. Sie geht davon aus, dass die Bundesländer diesen Empfehlungs-beschluss auch umsetzen, die Entscheidung bleibt aber bei den Bundesländern. „Ich freue mich sehr, dass in allerletzter Sekunde politische Einsicht eingekehrt ist und das Erfolgsmodell Mutter-Kind-Pass gerettet werden konnte“, sagt Edgar Wutscher, Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer.

Anpassung der Honorare

Für die Anhebung der seit 1994 nicht erhöhten Tarife werden nun 19,75 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Damit können alle Tarife für die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes um 75,06 Prozent angehoben werden und die beiden Ultraschalltarife auf den bestehenden höchsten Ultraschalltarif innerhalb der ÖGK um 46,7 Prozent erhöht. Thomas Fiedler, Bundesfachgruppenobmann für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Österreichischen Ärztekammer, zeigte sich ebenfalls erfreut: „Mit dem vorgelegten Kompromiss können wir zumindest die seit 1994 immer größer gewordene Wertverlust-Lücke bei den Honoraren schließen.“ Die Lücke dürfe nie wieder entstehen, daher streicht Dietmar Bayer, stellvertretender Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, hervor, dass ein fixer Fahrplan vereinbart wurde, wann wieder über die Honorare zu verhandeln ist: „Damit ist auszuschließen, dass die Anpassung an die Realität wieder jahrzehntelang auf sich warten lässt.“

Neue Leistungen

Zusätzlich wurden für die Ausweitung der Leistungen weitere 17 Millionen Euro budgetiert. Dazu gehören etwa auch eine psychosoziale Beratung zu Beginn der Schwangerschaft und ergänzende Laboruntersuchungen entsprechend der fachlichen Empfehlungen. „Diese zusätzlichen 17 Millionen sollten auch in tatsächliche ärztliche Leistungen fließen“, sagt Wutscher. Man werde sich als Ärztevertretung natürlich einbringen: „Wir wollen eng zusammenarbeiten und unsere medizinische Expertise einbringen, um Müttern und Kindern auch künftig die beste und umfassendste Vorsorge zu bieten“, sagt Wutscher. Zu betonen sei, dass nicht nur neue Leistungen aufgenommen wurden, sondern in dem verbesserten Angebot des Gesundheitsministeriums erstmals ein Bekenntnis zur Adaptierung bestehender Leistungen vorliegt.

Digitalisierung

Zudem wird sich die Österreichische Ärztekammer konstruktiv einbringen, um den Mutter-Kind-Pass erfolgreich zu digitalisieren. Das sei ein positives Zeichen für die Zukunft: „Wir werden selbstverständlich konstruktiv an der Implementierung eines elektronischen Eltern-Kind-Passes mitarbeiten, unter diesen Voraussetzungen können wir alle auch künftig stolz auf das Vorzeigeprojekt sein“, sagt Bayer.

Zukunftsaussichten

Die Einigung für den Mutter-Kind-Pass beende endlich die Verunsicherung für Mütter und Kinder, sagt Wutscher. Man werde aber weiterhin genau darauf achten, dass der Mutter-Kind-Pass konsequent und nachhaltig weiterentwickelt wird: „Das haben sich die werdenden Mütter und ihre Kinder verdient und ihnen fühlen wir Ärztinnen und Ärzte uns auch verpflichtet“, sagt Wutscher. Fiedler erwarte sich von den Verbesserungen beim Mutter-Kind-Pass positive Auswirkungen auf die Attraktivität der beteiligten Fachbereiche. Das könne aber nur der Anfang sein: „Es gibt beim Ausbau des Mutter-Kind-Passes weiterhin viel zu tun, hier werden wir sicher nicht lockerlassen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2023