Impfprogramm: Der präventive Stich

10.10.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Heuer wird erstmals österreichweit die Influenza-Impfung gegen einen geringen Selbstbehalt im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms angeboten. Für Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer, ein richtiger Schritt, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.

Sophie Niedenzu

Influenza-Impfung fristet bis dato noch ein Schattendasein, die Impfzahlen sind seit Jahren niedrig: „Der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit einer Influenza-Impfung wurde bislang viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt“, kritisiert Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer. Das sei angesichts der jährlichen Todeszahlen umso erstaunlicher: In der vergangenen Influenza-Saison 2022/2023 starben 4.020 Menschen an Influenza. „Es ist daher zu begrüßen, dass heuer erstmals eine groß angelegte Informationskampagne vom Gesundheitsministerium gestartet wurde, denn die Influenza ist kein Kinderspiel,“ betont Schmitzberger. A propos Kinder: Genau diese gelten bei der Influenza als Beschleuniger und Verbreiter des Infektionsgeschehens. „Epidemiologische Studien belegen, dass die Impfung die Erkrankung in der Gesamtbevölkerung verlangsamen oder sogar blockieren können“, sagt der Impfexperte.

Heuer ist die Influenza-Impfung für alle Altersgruppen österreichweit gegen einen geringen Selbstbehalt verfügbar. In der konkreten Umsetzung des öffentlichen Influenza-Impfprogramms sind sowohl Kassen- und Wahlärzte, als auch Betriebe und Alters- und Pflegeheime involviert, in manchen Fällen werden auch in Einrichtungen der Landesregierungen und Magistrate, wie etwa Gesundheitsämter, Influenza-Impfungen angeboten. Ausgenomen vom Selbstbehalt von sieben Euro sind Personen mit Rezeptgebührenbefreiung, Kinder und Jugendliche vor dem 18. Geburtstag sowie Personen, die im Rahmen einer betrieblichen Mitarbeiterimpfung gegen Influenza geimpft werden, sofern der Betrieb am öffentlichen Impfprogramm teilnimmt. Angesichts der Tatsache, dass die niedergelassenen Ärzte beim Erfolg eines breiten Impfprogramms eine Schlüsselrolle spielen, sei es umso unverständlicher, dass diese dafür zuständig seien, die Selbstbehalte einzuheben: „Unsere Einwände gegen den administrativen Mehraufwand wurden nicht berücksichtig“, kritisiert Schmitzberger.

Jeden Arztkontakt nutzen

Ein breites Impfprogramm für alle Bevölkerungsgruppen sei nicht nur medizinisch sinnvoll, betont Schmitzberger: „Darüber hinaus belegen aktuelle Budget-Impact-Analysen, dass die Influenza-Impfung auch ökonomisch sinnvoll ist.“ Grundsätzlich gelte die Empfehlung, jeden Arztkontakt auch dafür zu nutzen, den Impfstatus zu prüfen. „Außerdem sollten die Impfstoffe vor Ort in der Praxis bereitgestellt sein, um einen möglichst niederschwelligen Zugang zu gewährleisten“, sagt Schmitzberger. Man müsse die Aufmerksamkeit wieder auf das Impfen legen. Potential für einen Ausbau des öffentlichen Gratisimpfkonzepts bei Kindern gebe es, etwa bei der Meningokokken-Impfung. Bei Erwachsenen sei vor allem die Impfung gegen Pneumokokken hervorzuheben. Und: „Mit der Herpes-Zoster-Impfung und RSV-Impfung bleiben zwei weitere sehr hochpreisige Schutzimpfungen durch fehlende Vergütungsmodelle einer sehr eingeschränkten Klientel vorbehalten“, sagt Schmitzberger. „Es wäre begrüßenswert, wenn sich die ÖGK der Aufgabe der Prophylaxe im Gesundheitswesen bewusst wird und auch die Schutzimpfungen zu ihren Angelegenheiten zählt, wir sind da sehr gerne zur Zusammenarbeit bereit.“


Für logistische Fragen wurde von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) eine Grippeimpf-Hotline eingerichtet: +43 5 0766-501510
Nähere Infos auch unter: https://www.gesundheitskasse.at/grippe
Weitere Infos: https://impfen.gv.at/impfungen/influenza


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023