BKAÄ: Patientenlenkung – Effizient durchs System

15.12.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer spricht sich dafür aus, das Potenzial der Gesundheitshotline 1450 noch stärker als bisher zu nutzen und diesen Servicepunkt zur zentralen, ersten Anlaufstelle für alle gesundheitlichen Fragen zu machen. Damit könnten die Ströme in die Spitäler gebremst werden.

Thorsten Medwedeff

Seit ihrem Start im April 2017 gab es bei der Gesundheitshotline 1450 in Wien, betrieben durch den Fonds Soziales Wien, über sechs Millionen Kontakte. „Das zeigt, wie gut 1450 als erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem funktionieren kann“, zeigt sich Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurien-obmann der angestellten Ärzte, beeindruckt. „Das ist im Prinzip genau das, was wir wollen: Die Menschen rufen an und erhalten niederschwellig von geschultem, diplomiertem Krankenpflegepersonal kostenlos und kompetent Auskunft, ob ihre Beschwerden wirklich Grund genug sind, gleich ein Spital aufzusuchen. Hier wird strukturiert Aufklärung betrieben – dadurch könnten wir die überbordenden Ströme in die Spitäler besser in den Griff bekommen.“ In einem einfachen Gespräch kann zumeist eine große Anzahl der gemeldeten Beschwerden abgeklärt werden, ohne dass Patienten einen Notarzt brauchen oder in ein Krankenhaus müssen. Mayer: „Außerdem berichten viele Patienten, dass sie sich im Gesundheitssystem orientierungslos fühlen – das kann auch hiermit behoben werden.“

Die Rutsche ins System legen

Das entspricht auch der Maxime der ÖÄK für die Patientenlenkung im österreichischen Gesundheitssystem: niedergelassen ambulant vor spitalsambulant vor stationär. Und davor geschaltet eine Anlaufstelle wie 1450, die die Beschwerden des Patienten vorab einfängt und richtig kanalisiert. Mayer: „Die Patienten – denen es ja in dem Augenblick nicht gut geht, sonst würden sie sich nicht melden – fühlen sich vom ersten Kontakt an gut aufgehoben und betreut. Kleinere „Wehwehchen“ werden ‚aufgefangen‘ und der Hausverstand mobilisiert. Sollte es wirklich einen Arzttermin brauchen, könnten die Mitarbeiter von 1450 gleich einen Termin beim Hausarzt oder – falls notwendig – in einer Spitalsambulanz ausmachen. Die Rutsche ins Gesundheitssystem ist gelegt, und zwar am korrekten Einstiegspunkt. Der Patient muss sich vorerst um nichts mehr kümmern; er wird richtig gelotst.“

Einfache Patientenlenkung

Was es zusätzlich noch braucht, um 1450 weiter zu stärken und automatisch als erste Anlaufstelle für die Patienten attraktiv zu machen, erklärt der BKAÄ-Obmann: „Es müssen alle Daten aus der elektronischen Gesundheitsakte ELGA zur Verfügung stehen. Zusätzlich zur Hotline sollte zudem ein Arzt – auch österreichweit – telemedizinisch und wenn möglich via Video, stets erreichbar sein. Dann würden wir ein Gros der Patienten so abfangen, dass es keine Selbstzuweisungen in die Spitäler mehr gibt. So einfach kann Patientenlenkung sein.“ Die Implementierung von ELGA würde auch dazu führen, dass der Betroffene seine Krankheitsgeschichte nicht dreimal, sondern nur einmal erzählen muss. „Das spart dem Patienten viel Zeit, ebenso dem Mitarbeiter bei 1450 und später dem behandelnden Arzt. Die Effizienz wird deutlich gesteigert.“

Mayer plädiert auch dafür, 1450 in Österreich in allen Bundesländern – derzeit gibt es aus Sicht der BKAÄ zu viele Insellösungen – zentral, einheitlich und mit denselben Qualitätskriterien zusammenzufassen: „Dann wäre auch gewährleistet, dass immer ein Arzt zur Verfügung steht. Für den Patienten ist es nämlich einerlei, ob dieser in Wien oder in Tirol sitzt und ihm zuhört und hilft.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2023