BKAÄ-Enquete: Aus Erfahrung lernen

10.10.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer setzt am 9. November ihre Enquete-Serie „Arbeitsplatz Spital“ fort: Im Fokus steht die Generation 50plus und die Frage, wie es gelingen kann, deren Wissen zu nutzen und diesen Motor der Gesundheitsversorgung in den letzten 10-15 Jahren des Berufslebens am Laufen zu halten.

Thorsten Medwedeff

Der Mangel an qualifizierten Ärzten in Österreich wird in den kommenden zehn Jahren allein durch den ärztlichen Nachwuchs nicht zu decken sein. Daher ist es notwendig, Strategien zu entwickeln, um die Erfahrung der älteren Ärzte – der Generation 50plus – zu nutzen und diese auch zu motivieren, weiter im System zu arbeiten, wenn sie das wollen. Diese Problemstellung steht im Mittelpunkt der BKAÄ-Enquete „Arbeitsplatz Spital: Generation 50plus – wie halten wir den Motor unserer Gesundheitsversorgung am Laufen?“ am 9. November 2023 in Linz (17:30 Uhr).

„Im Mai haben wir uns bei der Enquete ‚wie die Jungen künftig arbeiten wollen‘ um den ärztlichen Nachwuchs gekümmert – jetzt nehmen wir uns konkret der Probleme der „älteren“ Generation an“, sagt Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Er betont aber auch: „Aus dem Schlamassel mit dem drohenden und vielerorts akuten Ärztemangel kommen wir nur heraus, wenn wir die verschiedenen Generationen zusammenbringen – das wird uns nur gemeinsam gelingen.“ Denn einerseits würden die Jungen bei der Ausbildung und bei der täglichen Arbeit von der Erfahrung der Älteren profitieren, andererseits bräuchten Letztere ausreichend ärztlichen Nachwuchs, damit sie die massive Arbeitsbelastung auf vielen, gut ausgebildeten Schultern verteilen können: „Wenn das im Gleichklang geschieht, werden sich für Jung und Alt die Arbeitsbedingungen verbessern, die Nachbesetzung von offenen Dienststellen leichter machen, aber auch die Motivation, freiwillig länger im System arbeiten zu wollen, erhöhen“, ist Mayer überzeugt. So sollte unter anderem bei der Erstellung von Dienstplänen auf die Bedürfnisse der Generation 50plus eingegangen werden: „Nacht- und Schichtdienste sind hochgradig gesundheitsgefährdend. Dorthin dürfen wir die Älteren nicht ‚verbannen‘ – wir sollten vielmehr ihre Expertise für die Ausbildung nutzen, denn genau dort fehlen ohnehin Ressourcen“, nennt Mayer eine der wichtigsten Strategien für die Zukunft.

Digitalisierung pushen

Darüber hinaus sollten aber auch – und das gelte für Jung und Alt – die Bürokratie- und Dokumentationstätigkeiten in den Spitälern reduziert werden, um alle Ärzte zu entlasten und mehr Zeit für die Patientenversorgung und Ausbildung zu generieren. Alles, was im Spital nicht mehr analog gemacht werden müsse, sondern automatisch und digital erledigt werden könne, wirke entlastend: „Aber in den meisten unserer Spitäler erfüllt die IT nicht das, was wir uns erwarten – wir stehen mit unserer Expertise gerne bereit, um die Digitalisierung zu pushen und auch darauf zu achten, dass die älteren Kollegen, die unter Umständen nicht so EDV-affin sind wie die Jungen, damit gut zurechtkommen“, sagt Mayer. Es geht dabei nicht allein um die Funktionalität von IT-Systemen mit einfachen Verknüpfungen und Schnittstellen: „Was wir in diesem Zusammenhang im hochtechnologischen 21. Jahrhundert nicht vergessen dürfen, ist der Faktor Mensch und damit das Zusammenspiel von Usability und Akzeptanz von EDV-Anwendungen“, betont Mayer. Wer damit arbeite, müsse damit gerne arbeiten: „Viele der Systeme im medizinischen Bereich sind im Besten Sinne artfremd, der User wird mit einem Ablauf konfrontiert, der aus der Welt der Programmierer und nicht aus der Gesundheitsbranche kommt – es ist daher notwendig, bereits bei der Entwicklung erfahrene Ärzte beizuziehen. Das würde deren Arbeit auch sehr erleichtern“, ist er überzeugt.

Strategien für die Zukunft

Welche weiteren Strategien-Ansätze es neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Zeitalter der Digitalisierung möglicherweise noch gibt, darüber wird bei der Enquete am 9. November in Linz diskutiert: vom Berufsbild des „Senior-Doktors“ über den Begriff der „Silver Agers“ bis hin zur Diskussion rund um das Arbeiten im letzten Viertel des Berufslebens und wie dieses zufriedenstellend für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber verlaufen könnte. Wie es in anderen Unternehmen abläuft und wie die arbeitsrechtlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten aussehen, dazu referieren in ihren Impulsvorträgen der stellvertretende Vorstand des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien, Prof. Wolfgang Mazal, und der Personalchef der Österreichischen Post AG, Franz Nigl.

Neben BKAÄ-Obmann Harald Mayer diskutieren danach auch Ruth Krumpholz, stellvertretende Chefärztin am LKH Bludenz und Vorsitzende der ÖÄK-Ausbildungskommission, sowie Karin Gutiérrez-Lobos, ehemalige Vizerektorin der MedUni Wien und ehemalige ärztliche Direktorin der Klinik Landstraße, mit dem Publikum. Wie schon im Mai bei der Enquete der Jungen wird es eine Live-Online-Umfrage zur aktuellen Situation der älteren Ärzte und zu deren Wünschen für die Zukunft geben.


Termin-Info

Arbeitsplatz Spital: Generation 50 plus – wie halten wir den Motor unserer Gesundheitsversorgung am Laufen?
Donnerstag, 9. November 2023, 17:30 bis 19:00 Uhr, JKU medLOFT, Medizinischer Campus Linz, MED CAMPUS I, Gebäude ADM, 9. OG, 4020 Linz, Krankenhausstraße 5
Die Teilnahme ist kostenlos, um Anmeldung wird dennoch gebeten unter pressestelle@aerztekammer.at. Bei Bedarf ist auch eine Kinderbetreuung ab 4 Jahren möglich.


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023