Kurz und informativ

15.12.2022 | Politik

EU: Titandioxid nicht karzinogen
Die EU hat das in Pulverform eingesetzte Titandioxid zu Unrecht als karzinogen eingestuft. Das Gericht der Europäischen Union erklärte eine entsprechende Verordnung der EU-Kommission für nichtig. Die Richter kritisierten, dass bei der zugrundeliegenden Studie der Grad der Lungenüberlastung mit Titandioxidpartikeln nicht richtig ermittelt worden sei. Daraufhin habe die Chemikalienagentur die falschen Schlüsse gezogen, welche die EU-Kommission übernahm. Das weiße Farbpigment Titandioxid wir etwa in Wandfarben, Zahnpasta und Sonnencremen eingesetzt. Es hat oft keine funktionale Bedeutung, sondern sorgt nur dafür, dass die Substanzen weißer erscheinen. Verschiedene Hersteller hatten dagegen geklagt, dass die entsprechenden Produkte einen Warnhinweis aufweisen mussten.

Grippewelle: seit 28.11.2022
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger informiert in Abstimmung mit dem Virologischen Institut der Medizinischen Universität Wien, dass die Grippewelle mit 28. November 2022 Österreich erfasst hat. Somit können bei einer Influenza die antiviralen Substanzen Tamiflu® 75 mg Hartkapseln, Tamiflu® 6 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen sowie Relenza® Pulver Einzeldosis 4×5 ohne chefärztliche Bewilligung verordnet werden.

HPV-Impfung: bis zum 21. Lebensjahr kostenlos
Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich darauf geeinigt, dass die HPV-Impfung künftig bis zum 21. Lebensjahr kostenlos ist. Die Finanzierung erfolgt zu zwei Drittel vom Bund, je ein Sechstel übernehmen Sozialversicherung und das jeweilige Bundesland. Bisher war die Impfung von vollendeten neunten bis zum vollendeten elften Lebensjahr kostenlos. Die Kosten für die Verimpfung übernehmen die Bundesländer. Ziel sei es – so das Gesundheitsministerium – die kostenlose Impfung bereits 2023 umzusetzen.

Sigmund Freud-Privatuni verliert Zulassung für Medizinstudium
Die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) wird die Zulassung für den Masterstudiengang Humanmedizin an der Sigmund-Freud-Privatuniversität wegen Qualitätsmängeln widerrufen. In dem von der AQ Austria erstellten Gutachten wurden die Mängel beim Masterstudium Medizin als „nicht behebbar“ beurteilt. Als Gründe dafür wurden „große Abweichungen von national und international üblichen Standards“ bei Personal, Forschungsinfrastruktur und Studienplänen genannt. Nach Ansicht der Gutachter sei eine Behebung der zahlreichen Mängel innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist von zwei Jahren nicht möglich. Die Universität solle sich Zeit nehmen, um ihr grundsätzliches Konzept zu überdenken. Im Gutachten werden nicht nur Probleme beim Medizin-Masterstudium genannt; es wurden auch noch zahlreiche andere Abweichungen von den geforderten Standards für den Entwicklungsplan und das Qualitätsmanagement der Hochschule festgestellt. Für eine Reakkreditierung der Privatuniversität wurden insgesamt 51 Auflagen empfohlen.

25
Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie lag im Jahr 2021 die Zahl der gemeldeten HIV-Neudiagnosen in der WHO-Region Europa.

Personen
Der 53-jährige Lebensmittel- und Biotechnologe Günter Waxenecker leitet ab 1. Jänner 2023 die Medizinmarktaufsicht in der AGES und folgt damit auf Christa Wirthumer-Hoche. Waxenecker ist seit 2007 in der Medizinmarktaufsicht tätig und leitet dort seit 2019 die Abteilung Biologika, Präklinik und Statistik.

Polio-Ausbruch in New York
In New York hat Gouverneurin Kathy Hochul wegen des aktuellen Polio-Ausbruchs den Katastrophenfall ausgerufen. Im Abwasser von mehreren Gemeinden des Bundesstaates und der Millionenmetropole werden immer wieder Polio-Viren nachgewiesen. Alle Einwohner sind aufgerufen, nötige Immunisierungen nachzuholen. Rund 14 Prozent der Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren sind den Behörden zufolge in der Metropole nicht oder nicht vollständig gegen Polio geimpft. Zuvor hatte es im Bundesstaat New York seit mehr als 20 Jahren keinen Polio-Fall mehr gegeben; in den ganzen USA seit fast einem Jahrzehnt nicht. Die WHO hat die USA nun auf die Liste der derzeit rund 30 Länder gesetzt, in denen sich Polio-Viren verbreiten, die auf Impfungen zurückgehen.

Krankenkassen rechnen mit höherem Defizit
Laut der aktuellen Gebarungsvorschau erwarten die österreichischen Krankenkassen für heuer nun ein Defizit von 356,8 Millionen Euro anstatt der bisher prognostizierten minus 337,8 Millionen Euro. Auch für 2023 wird ein Verlust erwartet: konkret minus 468,2 Millionen Euro. Noch im August dieses Jahres wurde für 2023 ein Defizit von 203,7 Millionen Euro prognostiziert. Der einzige Träger, der schwarze Zahlen schreibt, ist die SVS der Selbstständigen und Bauern: Sie erwartet für heuer einen Überschuss von 15,4 Millionen Euro. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) als größter Träger rechnet dieses Jahr mit einem Defizit von 176,7 Millionen Euro; die BVAEB der Beamten, Eisenbahner und Bergleute mit einem Minus von 195,4 Millionen Euro.

Krankenhaus Wien Nord: Kostenüberschreitung um mehr als ein Viertel
Den Berechnungen des Rechnungshofs zufolge sollen die Kosten für das Wiener Krankenhaus Nord – jetzt: Klinik Floridsdorf – bis zu 1,266 Milliarden Euro betragen und wurden damit um mehr als ein Viertel überschritten. Ursprünglich waren 1,005 Milliarden Euro für die Errichtung des Baus veranschlagt. Das Krankenhaus sollte ursprünglich 2016 in Betrieb gehen; tatsächlich erfolgte dies erst im Sommer 2019. Der Rechnungshof verweist in diesem Follow up-Bericht auf die Hintergründe: „Die Kostensteigerung war die Folge von Störungen beim Bauablauf, der nicht ausschreibungsreifen Planung und Leistungsabweichungen.“ Bei dem rund um das Krankenhaus errichteten „Energiering“, der ursprünglich 839.000 Euro kosten hätte sollen, wurde der Betrag auf letztlich 41.000 Euro reduziert.

Australien: Hackerangriff auf Krankenversicherung
In Australien haben Hacker bei einem Angriff auf die große Krankenversicherung Medibank sensible Daten von Millionen Australiern gestohlen und teilweise im Darknet veröffentlicht. Unter anderem waren die medizinischen Befunde und Behandlungen, Geburtsdaten, Telefonnummern und E-Mail-Adressen der Versicherten betroffen.

Madrid: Proteste gegen Gesundheitskürzungen
Hunderttausende Menschen haben kürzlich in Madrid gegen die Sparpolitik der konservativen Regionalregierung im Gesundheitswesen protestiert. Die Regierung plant unter anderem, die Notfallversorgung wegen des Personalmangels in öffentlichen Gesundheitszentren zum Teil auch online zu absolvieren.

GECKO-Kommission verlängert
Die Kommission zur gesamtstaatlichen COVID-Krisenkoordination (GECKO) wird bis 30. Juni 2023 verlängert. Sie war ursprünglich im Dezember 2021 für ein Jahr eingesetzt worden. Das unabhängige aus 24 Experten bestehende Gremium evaluiert laufend die COVID-Situation und informiert die Bundesregierung über Entwicklungen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2022