Im Fokus: Rheuma

25.01.2022 | Politik

1. Epidemiologie

Mit einer Prävalenz von 0,5 bis zu einem Prozent ist die rheumatoide Arthritis die häufigste entzündliche Gelenkserkrankung; die Prävalenz steigt mit zunehmendem Lebensalter. Frauen sind dreimal öfter betroffen. Im Kinder- und Jugendalter ist die juvenile idiopathische Arthritis die häufigste rheumatologische Erkrankung: einer von 1.000 unter 16-Jährigen erkrankt daran. Das Auffällige daran: das vermehrte Auftreten von weiteren Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis und Zöliakie.

2. Darm & Gelenke

Rheumapatienten haben häufig eine Barrierestörung im Darm, was beim Kontakt von Darmbakterien mit dem Immunsystem eine Entzündungsreaktion auslösen kann. Das darmeigene Protein Zonulin kann die tight junctions auflösen. Ein neuer Wirkstoff, der derzeit in der klinischen Phase ist, soll eben dieses Protein blockieren: Larazotid. Im Mausmodell kommt es zur Linderung von rheumatischen Gelenksbeschwerden.

3. Frühzeitige Terapie

Bei Vorliegen einer rheumatoiden Arthritis soll innerhalb von drei Monaten nach Auftreten der Symptome mit der krankheitsmodifizierenden Therapie begonnen werden. Damit sinkt der Zahl der Therapie-Anpassungen aufgrund von Ineffektivität und Nebenwirkungen und auch die Mortalität. Diese Therapie mit zielgerichteten synthetischen oder biologischen Arzneimitteln soll im Gegensatz zur symptomatischen Therapie – beispielsweise mit NSAR – Gelenksdestruktionen verhindern.

4. „Rebellische Gelenke“

Bei Gelenken, die unter Immunsuppression weiterhin Beschwerden verursachen –„rebellische Gelenke“ – ist ebenso wie bei Arthritiden im Spätstadium frühestmöglich eine Synovialektomie erforderlich. Um etwa Folgeschäden am Kniegelenk zu vermeiden, ist die operative Rekonstruktion der natürlichen Beinachse möglich.

5. Psyche & Rheuma

62 Prozent der Patienten mit rheumatoider Arthritis leiden Studien zufolge an Depressionen, 60 Prozent an einer Angststörung. Als Gründe machen Forscher einen Vitamin D-Mangel, eine lange Krankheitsdauer und die Einnahme von TNF-alpha-Inhibitoren aus. Allerdings ist noch unklar, welche kausalen Beziehungen zwischen der rheumatischen Erkrankung, den eingesetzten Arzneimitteln, einem möglichen Vitamin D-Mangel und den psychischen Problemen bestehen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 01-02 / 25.01.2022