145. ÖÄK-Voll­ver­samm­lung: Stein­hart ist neuer ÖÄK-Präsident

01.07.2022 | Politik

Beim 145. Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer­tag Ende Juni 2022 im stei­ri­schen Bad Rad­kers­burg wurde Johan­nes Stein­hart ein­stim­mig zum Prä­si­den­ten der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer gewählt.

Agnes M. Mühlgassner

Zu Beginn des 145. Ärz­te­kam­mer­ta­ges gab der schei­dende ÖÄK-Prä­si­dent Tho­mas Sze­ke­res einen kur­zen Rück­blick auf seine fünf­jäh­rige Amts­zeit – rund die Hälfte davon war von der Pan­de­mie geprägt. Zu Beginn ging es um die Orga­ni­sa­tion von Schutz­ma­te­rial. Hier kam es etwa zur Blo­ckade von LKW-Trans­por­ten mit Schutz­ma­te­rial an der deutsch-öster­rei­chi­schen Grenze. Es habe Wochen gedau­ert und bedurfte Inter­ven­tio­nen von höchs­ter Stelle, bis die LKWs pas­sie­ren durf­ten. Sze­ke­res erin­nerte an die Dis­kus­sion über die Sinn­haf­tig­keit von Schutz­mas­ken und ebenso auch an jene, Gesund­heits­per­so­nal zwin­gen zu wol­len, auch ohne Schutz­klei­dung infek­tiöse Pati­en­ten zu behan­deln. AUA-Pas­sa­gier­flug­zeuge wur­den für den Trans­port von Mas­ken aus China ver­wen­det. Die Her­ku­les-Maschi­nen des Bun­des­hee­res konnte man nicht nut­zen, weil sie die Stre­cke nicht Non-stop bewäl­ti­gen können.

Die Ent­schei­dung für den ers­ten Lock­down in Öster­reich sei sehr rasch gefal­len – was Sze­ke­res als „mutige Ent­schei­dung“ bezeich­nete, die vie­len Men­schen das Leben geret­tet habe. Eine der Lösun­gen war die Ent­wick­lung von Impf­stof­fen. Hier habe die EU bis Novem­ber 2020 mit der Bestel­lung von mRNA-Impf­stof­fen gewar­tet, was zur Ver­zö­ge­rung bei der Lie­fe­rung geführt habe. Das erste Land, das mit dem Impf­stoff belie­fert wurde, war Israel.

Sze­ke­res berich­tete von Tau­sen­den Beschimp­fun­gen und Todes-Dro­hun­gen, die er im Zuge der Corona-Pan­de­mie erhal­ten habe. Die Impf­ge­ner hät­ten sich auf­mu­ni­tio­niert – „lei­der auch unter den Ärz­ten“, wie er bedau­erte. Aktu­ell ver­füge man über wir­kungs­volle Medi­ka­mente, deren Ver­brei­tung aller­dings nicht gut funk­tio­niere. Rück­bli­ckend kon­sta­tiert Sze­ke­res, dass die Ein­bin­dung der Ärz­te­schaft ins­ge­samt nicht gut funk­tio­niert habe. So wäre es wün­schens­wert gewe­sen, wenn Ärzte erfah­ren hät­ten, wer posi­tiv getes­tet wurde. Hier wurde der Daten­schutz als Begrün­dung genannt. Sze­ke­res kri­ti­sierte wei­ters, dass auch das Tes­ten bei Ärz­ten nicht so funk­tio­niert habe, „wie wir uns das gewünscht haben“. Grund­sätz­lich sei die ÖÄK wäh­rend der Pan­de­mie inten­siv ein­ge­bun­den: So ist der Prä­si­dent Mit­glied in der Gesamt­staat­li­chen Kri­sen­ko­or­di­na­tion GECKO und auch im Obers­ten Sanitätsrat.

Sze­ke­res berich­tete, dass es vor der Pan­de­mie gelun­gen sei, die Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer im Brand Asset Valua­tor 2020 gut dar­zu­stel­len. Im Zuge die­ser Stu­die wer­den mehr als 56.000 Mar­ken in 50 Län­dern gemes­sen. Vier Säu­len – Kraft, Sta­tur, Dif­fe­ren­zie­rung sowie die Wert­schät­zung und Ver­traut­heit einer Marke – wer­den gemes­sen, um die Mar­ken­stärke zu bestim­men. Ergeb­nis: Die Mar­ken­stärke der ÖÄK hat von 2018 bis 2020 zuge­nom­men; bei allen vier Para­me­tern konnte über die Jahre hin­durch „ein mas­si­ver Anstieg“ erzielt werden.

Abschlie­ßend bedankte sich Sze­ke­res bei allen Prä­si­den­ten und Funk­tio­nä­ren sowie bei allen Mit­ar­bei­tern der Ärz­te­kam­mern, „ohne deren beson­de­res Enga­ge­ment und Hilfe all das, war erreicht wurde, nicht mög­lich gewe­sen wäre.“ Und wei­ter: „Dem neuen Prä­si­den­ten wün­sche ich alles Gute in der Hoff­nung, dass die Inter­es­sen der Ärz­tin­nen und Ärzte mög­lichst gut ver­tre­ten wer­den. Glück auf und alles Gute“. Mit Stan­ding ova­tions ver­ab­schie­de­ten sich die Anwe­sen­den des 145. Ärz­te­kam­mer­ta­ges von Tho­mas Szekeres.

Das neue Präsidium

In der anschlie­ßen­den Wahl wurde Johan­nes Stein­hart, Prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer Wien, von den Mit­glie­dern des Ärz­te­kam­mer­ta­ges zum Prä­si­den­ten der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer gewählt. Harald Schlö­gel, Prä­si­dent der Ärz­te­kam­mer Nie­der­ös­ter­reich, wurde zum ers­ten Vize-Prä­si­den­ten gewählt. Die Bun­des­ku­ri­e­nob­leute Harald Mayer (ange­stellte Ärzte) und Edgar Wut­scher (nie­der­ge­las­sene Ärzte) sind kraft ihrer Funk­tion zwei­ter bezie­hungs­weise drit­ter Vize-Prä­si­dent. Der stei­ri­sche Ärz­te­kam­mer­prä­si­dent Michael Sache­rer wurde zum Finanz­re­fe­ren­ten gewählt.

Nach sei­ner Wahl erklärte Stein­hart: „Es ist eine große Ehre, dass Sie mich ein­stim­mig gewählt haben. Ich hoffe, Ihr Ver­trauen zu erfül­len und den Ver­trau­ens­vor­schuss ein­lö­sen zu kön­nen.“ Auf­grund sei­ner lang­jäh­ri­gen Tätig­keit in der Ärz­te­kam­mer konnte er schon einige The­men bear­bei­ten und es sei ihm immer ein „gro­ßes Anlie­gen“ gewe­sen, für die Kol­le­gin­nen und Kollegen

ein­tre­ten zu dür­fen. Er sei über­zeugt davon, dass es auch in Zukunft genug The­men geben werde. Einen ganz beson­de­ren Fokus möchte der neue Ärz­te­kam­mer-Prä­si­dent auf zwei Berei­che legen: auf die Kom­mu­ni­ka­tion und die Trans­pa­renz, „wie wir Beschlüsse herbeiführen“.

Die ÖÄK sieht Stein­hart als „Hoch­leis­tungs­be­trieb“, der für Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen etwas bewir­ken solle. Und ange­sichts von sechs jun­gen Prä­si­den­ten in der ÖÄK könne man nun „vie­les, was schon bis jetzt geleis­tet wurde, mit neuer Ener­gie erfolg­reich weiterführen“.

Stein­hart erneu­erte sein Bekennt­nis zum freien Arzt – ein „Grund-Credo“, wie er es bezeich­nete und zwar nicht nur für nie­der­ge­las­sene Ärzte, son­dern auch für ange­stellte Ärzte. „Denn es bedeu­tet nichts Ande­res, als dass medi­zi­ni­sche Grund­sätze vor büro­kra­ti­schen, öko­no­mi­schen und poli­ti­schen zu ste­hen haben“. Der Pati­ent habe das Recht, dass ihm jemand gegen­über­steht, der die­sen Prin­zi­pien unter­liege. Nur dann könne die Leis­tung hoch­qua­li­ta­tiv erbracht wer­den. „Das muss man immer wie­der ganz klar sagen“. Dabei soll­ten auch die ande­ren Berufs­grup­pen inte­griert wer­den – unter fol­gen­der Vor­aus­set­zung und Abstu­fung, wie es sie in der Qua­li­täts­si­che­rung gibt: Kom­pe­tenz (was kann ich?), Befug­nis (was darf ich?) und Ver­ant­wor­tung – sowie die dazu not­wen­di­gen Res­sour­cen und Infor­ma­tio­nen. „Dort, wo es um die­ses magi­sche Drei­eck aus Kom­pe­tenz, Befug­nis und Ver­ant­wor­tung geht, muss man genau hin­schauen und ent­schei­den, wo die Ver­ant­wor­tung liegt.“ Seine erste Rede vor dem Ärz­te­kam­mer­tag been­dete Stein­hart mit einem Appell: „Ich lade Sie ein, die­sen Weg mit mir zu gehen und ich hoffe, dass wir so in der nächs­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode sehr viel errei­chen können.“

Wahl­er­geb­nis

Das ÖÄK-Prä­si­dium für die Peri­ode 2022–2027 setzt sich fol­gen­der­ma­ßen zusammen:

ÖÄK-Prä­si­dent: Dr. Johan­nes Steinhart
1.Vize-Präsident: Dr. Harald Schlögel
2. Vize-Prä­si­dent: Dr. Harald Mayer
3. Vize-Prä­si­dent: Dr. Edgar Wutscher
Finanz­re­fe­rent: Dr. Michael Sacherer

Bei der Wahl in den Bun­des­ku­rien stand für jede Funk­tion jeweils ein Kan­di­dat zur Verfügung.

Die Ergeb­nisse:
Bun­des­ku­rie nie­der­ge­las­sene Ärzte
Obmann: Dr. Edgar Wutscher
Ers­ter Stell­ver­tre­ter: Prof. Dr. Diet­mar Bayer
Zwei­ter Stell­ver­tre­ter: Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied

Bun­des­ku­rie ange­stellte Ärzte
Obmann: Dr. Harald Mayer
Ers­ter Stell­ver­tre­ter: Dr. Ste­fan Ferenci
Zwei­ter Stell­ver­tre­ter: Prim. Univ. Doz. Dr. Rudolf Knapp

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 12 /​25.06.2022