Kurz und informativ

10.11.2022 | Medizin

Vierfach Influenza-Impfstoff im Tierversuch erfolgreich
Eine einzelne Gabe des Vierfach-Impfstoffes schützte im Tierversuch die Mäuse effektiv vor verschiedensten Influenza-Varianten. Entwickelt wurde dieser mRNA-Impfstoff von einem Team des österreichischen Virologen Univ. Prof. Florian Krammer von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York (USA). Im Lipid-Nanopartikel findet sich ein Hämagglutinin-Stamm, Neuraminidase und Matrixprotein 2 in der Virushülle und ein Nukleoprotein, das das Virus-Erbgut nach einer Infektion in den Zellkern der Wirtszellen bringt. Solch ein Vierfach-mRNA-Serum hätte laut den Studienautoren das Potential für einen universellen Influenza-Impfstoff. APA/Pnas

Motoneuronen steuern unkontrolliertes Lachen
Erstmals konnten Wissenschafter eine Aktivität im Nucleus ambiguus im Hirnstamm bei unkontrolliertem Lachen nachweisen. Ein Team um Elise Wattendorf vom Department für Medizin der Schweizer Universität Freiburg befasste sich zusammen mit der Freiburger Fachhochschule für Gesundheit und den Universitäten Basel und Greifswald mit der Frage, wie emotionale Zentren ins Lachen eingreifen. Konkret ging es darum, ob diese Zentren einen Beitrag zur Unterdrückung oder Verstärkung des Lachens leisten, indem sie es an den sozialen Kontext anpassen oder das Lachen sogar auslösen. Im Versuch wurden Probanden am Fuß gekitzelt und mussten dabei sprachliche Laute äußern. Dabei konnten die Forscher erstmals die Aktivität im Nucleus ambiguus bildlich erfassen: Es zeigte sich eine Aktivierung der Motoneuronen, die direkt die Atmung und die Aktivität des Kehlkopfs während des Lachens koordinieren. Weitaus weniger involviert waren die für die emotionale Verarbeitung und Kontrolle zuständigen Regionen im Gehirn. Diese Forschungen relativieren die Rolle von emotionalen Schaltkreisen beim Lachen. APA

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Monate früher als sonst –  und zwar im Oktober –  wurden in Österreich heuer bereits die ersten Influenza-Fälle registriert.

Affenpocken: Übertragung vor Symptomen möglich
Menschen, die an Affenpocken erkrankt sind, können das Virus schon bis zu vier Tage vor dem Auftreten von Symptomen weitergeben. Demnach könnte – so das Fazit der Forscher der britischen Gesundheitsbehörde – mehr als die Hälfte der Übertragungen in diesem Zeitraum erfolgen. Die britischen Wissenschafter untersuchten dafür Daten zur Ansteckungsverfolgung sowie die Fragebögen von 2.746 Personen, die in Großbritannien zwischen Mai und August dieses Jahres positiv auf Affenpocken getestet worden waren. 95 Prozent der Betroffenen waren Männer, die Sex mit Männern hatten. In Großbritannien war es als erstem Land außerhalb von Afrika im Mai dieses Jahres zu einem gehäuften Auftreten von Affenpocken-Fällen gekommen. APA/BMJ

Neuer Test zur Früherkennung des Zervixkarzinoms
Mit Hilfe eines an der Universität Innsbruck entwickelten neuen Testverfahrens können Vorstufen eines Zervixkarzinoms erkannt werden, noch bevor sie mikroskopisch sichtbar sind. Mit dem unter der Leitung von Univ. Prof. Martin Widschwendter entwickelten „WID-CIN“-Test wird die DNA-Methylierung von Zervixzellen untersucht. In einer Studie wurden 1.254 Proben von Frauen aus dem GebärmutterhalsScreening-Programm der schwedischen Region Stockholm untersucht. Sie wiesen Zellveränderungen von CIN1 bis CIN3 auf, weiters waren Frauen mit HPV, aber ohne Zellveränderungen der Zervix und Frauen ohne solche Zellveränderungen, die innerhalb von vier Jahren CIN3 entwickelten, involviert. Mit dem neuen Test konnte mehr als die Hälfte der mit HPV infizierten Frauen ohne sichtbare Zellveränderungen ermittelt werden. Jedoch entwickelte sich bei ihnen innerhalb der folgenden vier Jahre eine ausgeprägte Krebsvorstufe. Den Aussagen von Widschwendter zufolge könne diese Untersuchung auch Informationen über das Risiko für ein Mamma-, Ovarial- oder Uteruskarzinom liefern. APA/Genome Medicine

Intranasaler Corona-Impfstoff weniger immunogen
Der intranasale Vektor-Impfstoff erweist sich im Vergleich zur injizierbaren Vakzine als wenig immunogen. Darüber berichten britische Wissenschafter in einer Pre-Print-Veröffentlichung einer Phase I-Studie mit 42 Probanden, die den Kandidat-Impfstoff in unterschiedlicher Dosierung er-hielten. Demnach ließen sich Antigen-spezifische mukosale Antikörper nur bei wenigen Teilnehmern nachweisen; die Konzentrationen überschritten nur selten jene nach einer Infektion mit SARS-CoV-2. Auch fiel die systemische Immunantwort nach intranasaler Applikation schwächer aus als nach der intramuskulären Gabe von Vaxzevria. Auch die Boosterwirkung war nicht überzeugend. Weiters kam es bei sieben Probanden zu einer SARS-CoV-2-Infektion. APA/eBioMedicine/Deutsches Ärzteblatt

Mikrobiom ist formbar
Bis zu 35 Prozent der Beschaffenheit des Mikrobioms lassen sich aufgrund von Lebensstil-Faktoren und der jeweiligen Krankheitsgeschichte vorhersagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck und des Krankenhauses Bruneck (Südtirol). Untersucht wurden im Rahmen einer Studie 304 Personen zwischen 65 und 98 Jahren. Als Basis diente die „Bruneck-Studie“, die bereits seit 1990 durchgeführt wird. Für Univ. Prof. Herbert Tilg, der an der Verfassung der Studie beteiligt war, zeige das Ergebnis „eindeutig dessen Plastizität, also die Formbarkeit des Mikrobioms, auch noch im Alter“. APA/Nature Aging

Portale Hypertonie nach Hepatitis C: Genauigkeit von nicht-invasiven Tests bestätigt
Das Risiko von Patienten mit einer fortgeschrittenen Lebererkrankung nach chronischer Hepatitis C, Folgeerkrankungen durch portale Hypertonie zu entwickeln, kann mit Hilfe von nicht-invasiven Tests genau abgeschätzt werden. Ein Team um Georg Semmler und Univ. Doz. Mattias Mandorfer von der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der MedUni Wien analysierte in Kooperation mit Forschern aus Spanien die publizierten Daten von nicht-invasiven Tests und minimalinvasiv gemessenen Lebervenendruckgradienten von 418 Patienten vor und nach der Hepatitis C-Therapie. Dabei konnten die Wissenschafter die Genauigkeit von zwei nicht-invasiven Tests – der Lebersteifigkeitsmessung mittels Ultraschall-basiertem Verfahren und der Thrombozytenzahl – bestätigen. Darauf basierend wurde ein Risikostratifizierungssystem für Patienten mit geheilter Hepatitis C entwickelt, das bereits in den Baveno VII-Konsensus (Internationale Empfehlungen für das Management von portaler Hypertonie) implementiert wurde. MedUni Wien/Journal of Hepatology

Cholera-Impfung: nur eine Dosis
Wegen der zahlreichen Cholera-Ausbrüche auf der Welt und des dadurch bedingten Impfstoff-Mangels empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), vorläufig nur noch eine statt zwei Cholera-Impfdosen zu verabreichen. Dieser Strategiewechsel ermögliche es, Dosen in mehr Ländern zu liefern, heißt es dazu. In den vergangenen Wochen wurden Cholera-Ausbrüche unter anderem in Haiti, Pakistan und Syrien gemeldet. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2022