Kurz und informativ

11.10.2022 | Medizin

Post-COVID Fatigue auch nach mildem Verlauf
Auch nach dem milden Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion kann es zu einem chronischen Fatigue-Syndrom (ME/CFS) kommen. Das fanden Forscher um Prof. Carmen Scheibenbogen vom Institut für Medizinische Immunologie der Berliner Universitätsklinik Charité und vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin kürzlich heraus. Die Wissenschafter untersuchten 42 Personen, die mindestens sechs Monate nach der COVID-Infektion noch immer etwa lediglich zwei bis vier Stunden am Tag einer leichten Beschäftigung nachgehen konnten oder arbeitsunfähig waren. Während der akuten Infektion hatten nur drei von ihnen ein Krankenhaus aufgesucht, aber keine Sauerstoffgabe benötigt. Fazit: Die Hälfte der Patienten erfüllte die Kriterien für das Vollbild einer ME/CFS-Erkrankung. 32 wiesen einen milden Erkrankungsverlauf auf ohne Pneumonie, waren jedoch durchschnittlich ein bis zwei Wochen krank mit Fieber, Husten, Muskel- und Gliederschmerzen. Da die Infektion in der ersten Welle erfolgt war, war keine der in die Studie aufgenommenen Personen geimpft. APA/Nature Communications

Long-COVID: Hinweis auf Autoimmunerkrankung
80 Prozent der COVID-19-Patienten weisen bis zu sechs Monate nach der akuten Erkrankung zwei oder mehr Autoantikörper im Blut auf; erst nach einem Jahr gehen sie um knapp 60 Prozent zurück. Das zeigt eine kanadische Studie mit 106 Personen, die zwischen August 2020 und September 2021 an COVID-19 erkrankt waren. Die Kontrollgruppe umfasste 22 Gesunde und 34 Probanden, die an einer anderen Infektion der Atemwege litten. Das Team um Manali Mukherjee von der McMaster Universität in Ontario und Prof. Chris Carlsten von der University of British Columbia in Vancouver untersuchten die Probanden und auch deren Blut nach drei, sechs und zwölf Monaten auf Autoantikörper. Die Wissenschafter vermuten, dass diese Autoantikörper bei knapp einem Drittel der Patienten nach einer COVID-19-Erkrankung zu einer chronischen Entzündungsreaktion mit Erschöpfungszuständen und Problemen mit dem Respirationstrakt führen. In der Kontrollgruppe gab es keine Hinweise auf eine derartige Immunreaktion. APA/European Respiratory Journal

17
Millionen Menschen in 53 europäischen Ländern leiden laut WHO an Long-COVID-Symptomen.

Risiko LED in Straßenlaternen
Die vermehrte Umstellung von Straßenlampen auf LEDs hat das Farbspektrum der nächtlichen Beleuchtung verändert – und birgt Risiken für Mensch und Tier. Blaues Licht hemmt etwa die Ausschüttung von Melatonin, was den Biorhythmus durcheinanderbringen kann. Das hat ein Team um Prof. Kevin Gaston von der University of Exeter anhand von Fotos festgestellt, die von der Internationalen Raumstation ISS aus aufgenommen wurden. Die Wissenschafter verglichen Fotos aus 2012 und 2013 mit Aufnahmen von 2014 bis 2020. Zwischen diesen Zeiträumen liegt die Marktreife von LEDs als Leuchtmittel für Straßenlaternen. Fazit: Im zweiten Zeitraum stieg der Anteil des Lichts im grünen Bereich um 11,1 Prozent, im Bereich des blauen Lichts jedoch um 24,4 Prozent. In Italien, Rumänien, Irland und Großbritannien war der Anteil an blauem Licht am größten, in Deutschland und Österreich weniger ausgeprägt. APA/Science Advances

IVF: Erfolgsrate gestiegen
Sowohl die Versuchsrate als auch die Erfolgsrate bei IVF stieg 2021 um 16,2 beziehungsweise 14,4 Prozent gegenüber 2020 an. Das zeigen Daten des IVF-Fonds Jahresbericht 2021 des Gesundheitsministeriums. Die Methode war demnach bei 3.354 Frauen erfolgreich; 93,9 Prozent waren Einlings-, sechs Prozent Zwillings- und 0,1 Prozent Drillingsschwangerschaften. Allerdings: Während die „Baby-Take-home-Rate“ 2020 noch bei 27,6 Prozent lag, sank sie bis 2021 um 0,8 Prozentpunkte. Öffentliche Zentren erreichten pro Transfer eine Baby-Take-home-Rate von 27,4 Prozent (minus 2,1 Prozent), private Zentren eine Rate von 27,6 Prozent (minus 0,5 Prozent). APA

Kombinierte orale Kontrazeptiva: erhöhtes Thromboembolierisiko
Frauen im gebärfähigen Alter, die adipös sind, haben bei der Einnahme von oralen östrogen-/gestagenhaltigen Kontrazeptiva ein bis zu 24-fach erhöhtes Risiko für eine venöse Thromboembolie. Zu diesem Ergebnis kommt eine Übersichtsstudie, die von einem Team um Prof. Giuseppe Rosano am IRCCS-Spital San Raffaele Pisana in Rom durchgeführt wurde. Demnach deuteten Studien darauf hin, dass die Kombination von Adipositas und kombinierten oralen Kontrazeptiva einen synergistischen Effekt für venöse Thromboembolien hat. Als Alternative sollten bei Frauen mit massivem Übergewicht bei der Kontrazeption reine Gestagen-Präparate, intrauterine Verhütungsmethoden sowie Implantate in Betracht gezogen werden. APA/Heart Failure

Myokardinfarkt: neues Risikoprofil entwickelt
Forscher in Zürich, London und Graz haben mit Hilfe künstlicher Intelligenz eine neue Risikobewertung entwickelt, die geschlechtsspezifische Unterschiede berücksichtigt. Dafür analysierten sie die Daten von mehr als 420.000 Patientinnen und Patienten aus ganz Europa mit NSTEMI-Infarkten. Die Studie hätte u.a. gezeigt, dass „etablierte Risikomodelle, die das derzeitige Patientenmanagement steuern, bei Frauen weniger genau sind“, betont Erstautor Florian Wenzl vom Zentrum für Molekulare Medizin der Universität Zürich. Berücksichtigt man mit dem neuen Risikoscore Altersunterschiede sowie Risiko faktoren wie Hypertonie und Diabetes mellitus, zeigt sich, dass Frauen und Männer eine ähnliche Sterblichkeit aufweisen. APA/The Lancet

Vorhofflimmern: App verdoppelt Diagnoserate
Die Diagnoserate von therapiebedürftigem Vorhofflimmern verdoppelt sich durch Smartphone-Apps. Das ergab eine Studie der Medizinischen Universitäten Innsbruck und München, die zwischen Feber 2020 und Juli 2021 mit 5.551 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren durchgeführt wurde. Vor allem die niederschwellige Technik sowie das kontinuierliche Eigenscreening über mehrere Wochen und Monate sind für die Verdoppelung der Diagnoserate verantwortlich. Dazu Studienleiter Univ. Prof. Axel Bauer: „Ein einmaliges EKG ist oft nicht zielführend, weil Vorhofflimmern kommen und gehen kann und somit bei Einmalmessungen zum Teil unbemerkt bleiben kann.“ APA/Nature

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2022