Kurz und informativ

12.09.2022 | Medizin

Corona I: Rebound nach Therapie möglich
Zwei bis acht Tage nach dem Ende einer Corona-Erkrankung, die mit Paxlovid behandelt wurde, kann es zu einem neuerlichen Aufflammen der Symptome kommen. „Mit Paxlovid behandelte Personen können also länger als üblich COVID-positiv und damit infektiös sein“, erklärte Univ. Prof. Herwig Kollaritsch. Von diesem Phänomen können Geimpfte, Ungeimpfte und Genesene betroffen sein. Paxlovid sollte unmittelbar nach dem Auftreten der ersten Symptome beziehungsweise bei einem positiven Testergebnis eingenommen werden. APA

Corona II: jeder Achte hat Long-COVID
21 Prozent von 4.200 Corona-Erkrankten haben drei bis fünf Monate nach der Infektion mindestens ein neues oder ein stark verstärktes Symptom. Zu diesem Ergebnis kommt eine niederländische Studie mit mehr als 76.400 Teilnehmern, die zwischen März 2020 und August 2021 insgesamt 24 Mal einen Online-Fragebogen zu den 23 häufigsten Long COVID-Symptomen ausfüllten. Eine ähnliche Zunahme von Symptomen zeigte sich bei neun Prozent von nicht-Infizierten in der Kontrollgruppe. Zu den detektierten Long COVID-SymptomenzählenBrustschmerzen, Atembeschwerden, Muskelschmerzen, Geschmacks- und Geruchsverlust sowie allgemeine Erschöpfung. Die Delta- und Omikron-Varianten wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt. APA/The Lancet

Corona III: Vagus-Reizung stimuliert Immunreaktion
Die elektrische Stimulation des N. vagus könnte die entzündungshemmende Reaktion bei schweren COVID-Verläufen verstärken. Für ihre Forschung ging ein Team um Univ. Prof. Eugenijus Kaniusas vom Institut für Biomedizinische Elektronik der Technischen Universität Wien in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und anderen Kliniken von der Annahme aus, dass entzündliche Reaktionen im Körper über das sensorische Nervensystem an das Gehirn übermittelt werden und der Vagus mit einem „anti-inflammatorischen Reflex“ antwortet. Fazit: Das CRP ging nach einem Tag durchschnittlich um 31 Prozent und nach sieben Tagen um 80 Prozent zurück; das TNF alpha nach sieben Tagen um 58 Prozent. „Die Elektrostimulation des aurikulären Vagusnervs konnte die Entzündungsreaktion bei COVID-19-Patienten nicht nur aufhalten, sie konnte dieser sogar entgegenwirken“, erläutert Kaniusas. Durch einen genau abgestimmten Regelkreis werde die Stimulation an die Empfänglichkeit des Vagus angepasst, um eine Über- und Unterstimulation zu verhindern. Frontiers in Physiology

Corona IV: 24.090 Medikamente abgegeben
In Österreich wurden – Stand Anfang Juli – insgesamt 24.090 Behandlungen mit Medikamenten, die gegen COVID-19 zugelassen sind, durchgeführt; 17.179 in Wien. Der Großteil der Therapien – 21.834 – erfolgte in Spitälern, wie aus dem Bericht der GECKO-Kommission hervorgeht. Der monoklonale Antiköprer Sotrovimab (Xevudy) wurde 7.933 Mal verabreicht, gefolgt von Paxlovid mit 7.570 Behandlungen, wobei der Großteil (5.314 Einheiten) in Krankenhäusern verabreicht wurde. Molnupiravir (Lagevrio) wurde 7.434 Mal abgegeben; Evusheld 1.044 Mal und Regdanvimab (Regkirona) 109 Mal. APA

Erstmals Nachweis von Mikroplastik in Leber
Bei Patienten mit Leberzirrhose konnten Forscher um Thomas Horvatits vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und der Universität Hamburg in Gewebeproben von Leber, Niere und Milz sechs verschiedene Typen von Mikroplastik nachweisen. Lag keine Lebererkrankung vor, war Mikroplastik nicht zu finden. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass der Hochdruck in der V. portae und die damit veränderte Darmpermeabilität bei Patienten mit Leberzirrhose zur vermehrten Aufnahme von Mikroplastik-Partikeln aus dem Darm führen, erklärt Thomas Horvatits. Bei der Identifikation und Analyse der Mikroplastikpartikel kam erstmals ein neuartiges Färbeverfahren mittels Nil-Rot in Kombination mit Fluoreszenzmikroskopie zum Einsatz. Welchen Stellenwert die Ablagerung von Mikroplastik in der Leber auf den Krankheitsverlauf von Patienten mit einer Lebererkrankung hat, müsste laut den Experten in künftigen Studien gezeigt werden. UniKlinikum Hamburg-Eppendorf/Uni Hamburg/eBioMedicine

Affenpocken in den USA: künftig nur noch ein Fünftel der Dosis
Anstatt subkutan soll die Impfung gegen Affenpocken künftig intradermal verabreicht werden. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) hat dieses Verfahren bereits genehmigt. Die Entscheidung der FDA basiert auf Daten einer klinischen Studie aus dem Jahr 2015. Dabei zeigte sich bei denjenigen, die intradermal ein Fünftel der Dosis erhalten hatten, eine ähnliche Immunantwort wie bei denen, denen eine vollständige Dosis subkutan verabreicht wurde. Von dieser Vorgangsweise erhofft man sich, die Gesamtzahl der verfügbaren Dosen bis auf das Fünffache erhöhen zu können. Auch hat die FDA die Impfung für unter 18-Jährige zugelassen, die als besonders gefährdet gelten. In den USA sind bisher rund 620.000 Dosen des Affenpocken-Impfstoffs verteilt worden; weitere 440.000 Dosen müssen noch ausgeliefert werden.

Glutamat verursacht kognitive Ermüdung
Im präfrontalen Kortex, der für Planung und die Lösung von komplexen Problemen zuständig ist, sammelt sich bei längerem konzentriertem Denken Glutamat an. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter um Antonius Wiehler vom Pitié-Salpêtrière Hospital in Paris. Den Aussagen der Forscher zufolge führt Denk-Arbeit zu einer funktionellen Veränderung des Gehirns. Die durch Glutamat verursachte Müdigkeit sei Mittel zum Zweck; sie veranlasse den Menschen, die Arbeit zu unterbrechen. Damit solle die Gehirnfunktion ganz generell am Laufen gehalten werden. APA/Current Biology

Affenpocken: Infektion vorwiegend durch Sex
95 Prozent aller Affenpockeninfektionen erfolgen durch sexuelle Kontakte. 98 Prozent aller Infizierten mit einem Medianalter von 38 Jahren waren homosexuelle oder bisexuelle Männer; 41 Prozent waren auch mit dem HI-Virus infiziert. Das ergab eine Auswertung von 528 bestätigten Infektionen in 16 Ländern zwischen 27. April und 24. Juni dieses Jahres. Laut Studienautor John Thronhill vom Department of Infectious Disease der Faculty of Medicine des Imperial College London legten die Ergebnisse nahe, dass die meisten Übertragungen in Verbindung mit sexueller Aktivität stehen – „hauptsächlich, aber nicht ausschließlich zwischen Männern, die Sex mit Männern haben.“ APA/NEJM

Sterblichkeit:  im Juli um 20 Prozent höher
In der vorletzten Juli-Woche 2022 starben 1.830 Personen – um ein Viertel mehr als durchschnittlich im Vergleichszeitraum zwischen 2015 und 2019; in der letzten Juli-Woche waren es mit 1.706 Verstorbenen um 15 Prozent mehr, teilte die Statistik Austria mit. Die Todesursachen wurden noch nicht ausgewertet; sowohl die Hitze in diesem Zeitraum als auch die im Vergleich zu den Vorjahren hohe Zahl an Corona-Erkrankten könnte dazu beigetragen haben.

China: neues Henipavirus entdeckt
Mindestens 35 Personen haben sich zwischen Ende 2018 und Anfang 2021 mit dem neu nachgewiesenen LenygaHenipavirus (LayV) infiziert. Es handelt sich dabei vorwiegend um Bauern aus den chinesischen Provinzen Shangdong und Henan, wie Forscher aus China, Singapur und Australien berichten. Von den 35 Betroffenen – sie hatten keinen engen Kontakt zueinander, jedoch engen Kontakt zu Tieren – waren 26 ausschließlich mit LayV infiziert. Sie litten unter Fieber, Müdigkeit, Husten und Muskelschmerzen; bei einem Teil gab es Hinweise auf Leber- und Nierenschäden. Hinweise auf eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch wurden nicht gefunden. Bei Tests an Tieren wurde das Virus primär in Spitzmäusen entdeckt, berichten Forscher um Wei Liu vom Institute of Microbiology and Epidemiology in Peking. Man gehe davon aus, dass das Virus tierischen Ursprungs sei und nur sporadisch beim Menschen auftrete. APA/dpa

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2022