FAQs: Osteoporose kompakt

15.12.2022 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Management der Osteoporose bietet folgende Übersicht.

Etwa jede dritte Frau … zwischen 60 und 70 Jahren ist betroffen; bei den über 80-Jährigen sind es zwei Drittel. Nur 20 Prozent der Frauen haben zum Zeitpunkt einer osteoporotischen Fraktur eine osteologische Diagnostik oder Pharmakotherapie.

Osteoporose-assoziierte Frakturen … entstehen manchmal unerkannt in jungen Jahren in Form von minimalen Traumen nach dem Sport oder Unterarm- und Handgelenksfrakturen durch Stolpern etc. – sogenannte Signalfrakturen. Sie sind Frühzeichen, die zehn bis 15 Jahre später mit Osteoporose einhergehen.

Knochenmaterial und strukturelle Eigenschaften … verschlechtern sich mit steigendem Alter, weil die ausgleichenden Mechanismen des Aufbaus (Modelling) und des Umbaus (Re-Modelling) am Skelett scheitern. Die Knochenmasse nimmt etwa bis zum 30. Lebensjahr zu, spätestens ab 40 kommt es zum Abbau. Nach der Menopause wird zunehmend Substanz aus dem Knochen abgebaut.

Viele Erkrankungen … gehen mit einer verminderten Knochenqualität einher und können das Frakturrisiko erhöhen. Wichtige Ursachen für die sekundäre Form der Osteoporose sind u.a. endokrine und gastrointestinale Erkrankungen, Laktoseintoleranz, Rheumatoide Arthritis, M. Bechterew, Diabetes mellitus, chronische Lebererkrankungen und Hyper- beziehungsweise Hypothyreose.

Mit Fortdauer eines Diabetes mellitus … steigt das Frakturrisiko um das 2,3-Fache im Vergleich zu Frauen ohne Diabetes. Während bei Typ 1-Diabetikern hauptsächlich der Insulinmangel und ein Mangel an IGF-1 die Osteoblastenfunktion herabsetzt, sind bei Typ II-Diabetikern erhöhte Sclerostin-Spiegel und erhöhte Werte von AGE (Advanced Glycation Endproducts) problematisch. AGE akkumulieren im Knochengewebe, beeinflussen die Osteoblastenfunktion und erhöhen vermutlich die Porosität der Knochenkortikalis.

Negative Wechselwirkungen … auf den Knochenstoffwechsel haben Glucocorticoide, PPIs, Antiepileptika, Medroxyprogesteronacetat, (MPA), Aromatase-Inhibitoren, GnRH-Agonisten/Androgen-Deprivationstherapie, SSRIs, Glitazone, Calcineurin-Inhibitoren, Antikoagulantien (Heparin/NOAKs) und Schleifendiuretika.

Erste klinische Hinweise … sind eine Größenabnahme von mehr als drei Zentimetern und eine Kyphose. Am häufigsten kommt es zu Frakturen des Unterarms, der Hüfte, des Beckens, der Tibia sowie zu Rippen- und Klavikulafrakturen. Eine niedrige Knochendichte ohne Frakturen ist klinisch ohne Symptome. Radiologisch sind Veränderungen in der Transparenz der Knochenstrukturen ab einem Verlust von 30 Prozent der Knochenmasse ersichtlich.

Mit (FRAX®), … dem „WHO Fracture Risk Assessment Tool“, wird individuell das Zehn-Jahres-Risiko für Frakturen des proximalen Femurs oder aller wichtigen osteoporotischen Frakturen mit Hilfe von unabhängigen Risikofaktoren berechnet: Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, vorausgegangene Fraktur, Schenkelhalsfraktur bei einem Elternteil, Alkohol- und Tabakkonsum, Glukokortikoidtherapie, Rheumatoide Arthritis, sekundäre Osteoporose und Knochenmineraldichte (optional).

Densitometrisch … liegt eine Osteoporose vor, wenn die Knochenmineraldichte in der DXA-Knochendichtemessung um 2,5 Standardabweichungen unter dem statistischen Mittelwert von gesunden prämenopausalen Frauen liegt.

Für die Prävention und Begleittherapie … können Kalzium, Vitamin D und Vitamin K eingesetzt werden. Betroffene sollten täglich 1.000 mg Kalzium (vorzugsweise über die Nahrung) und 800 bis 1.000 IE Vitamin D aufnehmen. Vitamin K katalysiert einen wesentlichen Metabolisierungsschritt von Osteokalzin und des Matrixproteins Matrix-GLA-Protein (MGP) und scheint ebenso wie Vitamin D ubiquitär zu wirken.

Die menopausale Hormontherapie … beruht auf dem protektiven Einfluss der Östrogene auf den Knochen. Bei nicht hysterektomierten Frauen ist eine Zusatzbehandlung mit einem Progestogen obligatorisch. Zur Hormonersatztherapie zählt auch das synthetische Steroid Tibolon mit östrogenen, progestogenen und androgenen Wirkungen. Es kann bei jüngeren postmenopausalen Frauen zur Prävention von Frakturen in Erwägung gezogen werden.

SERMs … (selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren) entfalten vermutlich die günstigen Wirkungen von Östrogen ohne die potentiell nachteiligen Folgen. Raloxifen ist indiziert für die Behandlung und Prävention in der Postmenopause. Cave: Venenthrombosen, Schlaganfälle und Hitzewallungen sind häufiger.

Bisphosphonate … hemmen die Osteoklasten-Funktion und gelten in galenischen Zubereitungsformen als First line-Therapie. Bei oraler Verabreichung klagen allerdings 20 bis 30 Prozent der Patienten über Beschwerden im oberen Gastrointestinaltrakt. Alternativ kann die Verabreichung i.v. alle drei Monate oder jährlich erfolgen.

Denosumab … ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der die Osteoklastenaktivität hemmt. Die zugelassene Dosis beträgt 60 mg subkutan alle sechs Monate. Wegen des Rebound-Effekts nach Therapieende wird eine sequentielle Therapie mit Bisphosphonaten für zwölf bis 24 Monate empfohlen.

Teriparatid, … ein rekombinantes Parathormon, kann bei postmenopausaler Osteoporose der Frau, bei Osteoporose des Mannes sowie bei einer Glukokortikoid-induzierten Osteoporose verordnet werden, wenn trotz adäquater und über zwei Jahre andauernder antiresorptiver Therapie Wirbelkörperfrakturen auftreten. Die maximale Therapiedauer beträgt 24 Monate.

(MaS)
Quelle: State of the Art „Management der Osteoporose − Update“ von Univ. Prof. Heinrich Resch, ÖÄZ 21/10. November

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2022