FAQs: Helicobacter pylori kompakt

10.11.2022 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Helicobacter pylori“ bietet folgende Übersicht.

Knapp mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung … sind mit Helicobacter pylori infiziert. Die Prävalenz variiert je nach Region stark mit schätzungsweise 70,1 Prozent in Afrika; deutlich niedriger in Industrienationen. Für Österreich nimmt man – ähnlich wie in der Schweiz – eine Prävalenz von 18,9 Prozent an.

Je niedriger der Lebensstandard … und je schlechter die hygienischen Verhältnisse, umso höher ist die Prävalenz. So wird in den vergangenen Jahrzehnten in Mitteleuropa aufgrund des steigenden Lebensstandards eine deutlich rückläufige Tendenz beobachtet.

Der Übertragungsmodus … ist noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass sowohl eine fäkal-orale als auch eine oral-orale Übertragung eine Rolle spielen. Im Allgemeinen wird die Infektion im frühen Kindesalter akquiriert, wenn der Magen offensichtlich sehr anfällig für eine Besiedelung mit Helicobacter pylori ist. Infektionen im Erwachsenenalter und Reinfektionen nach erfolgreicher Eradikationstherapie werden nur selten beobachtet.

Bei einer Infektion … besiedelt das Bakterium die Schleimhaut des Magenantrums, es kommt zur Antrumgastritis (Gastritis Typ-B – „B“ steht für bakteriell). Die Mukosa des Magencorpus und Magenfundus ist in diesem frühen Stadium durch die Magensäuresekretion in diesem Bereich vor einer Besiedelung geschützt. Bei etwa 90 Prozent der Betroffenen bleibt die einzige Manifestation der Infektion die chronische Antrumgastritis, die häufig asymptomatisch verläuft.

Zu den wichtigsten Symptomen … einer Helicobacter pylori-induzierten Gastritis zählen unspezifische Symptome wie Druckgefühl im Epigastrium, Völlegefühl oder Übelkeit.

Für die Diagnose … eignen sich Invasive Methoden: (mittels Gastroskopie und Gewebeentnahme)

– Urease-Schnelltest
– Histologie: HE-Färbung, Giemsa- und Silberfärbung
– Kultur: Resistenzprüfung
– Molekulare Tests

Nicht-invasive Methoden:
– C13-Atemtest
– Stuhl-Antigentest, Stuhl-PCR
– Serologie: nicht zur Verlaufsbestimmung geeignet

Differentialdiagnosen … der Helicobacter pylori-induzierten Gastritis sind
– chemische Gastritis (Typ-C)
– Autoimmungastritis (Typ-A)
– selten: lymphozytäre Gastritis, M. Crohn, Sarkoidose, eosinophile Gastritis, Riesenfaltengastritis oder Gastritis im Rahmen einer Vaskulitis.

Mögliche Folgeerkrankungen … einer Helicobacter pylori-induzierten chronischen Gastritis Typ-B sind
– Ulcera duodeni oder Ulcera ventriculi, die häufig rezidivieren
– Sonderformen der Gastritis wie Autoimmungastritis, lymphozytäre Gastritis und Riesenfaltengastritis;
– Erosionen, die ohne für den Patienten erkennbaren Blutverlust eine Eisenmangelanämie nach sich ziehen können;
– Magenkarzinom (nur bei etwa 0,05 Prozent der Infizierten);
– MALT-Lymphom des Magens (noch seltener).

Bei hoher Magensäureproduktion … kommt es zur Ausbildung von gastralen Metaplasien, da diese einen besseren Schutz gegen die hohe Säurebelastung bietet als normale Duodenalschleimhaut. Diese Metaplasien werden mit Helicobacter pylori infiziert. Es kommt zur Entzündung und in Kombination mit Magensäure entsteht ein Ulcus duodeni. Beschwerden sind Schmerzen im Epigastrum oder rechten Oberbauch und der Nüchternschmerz, der sich durch Nahrungsaufnahme bessert.

Bei niedriger Magensäureproduktion … ist die Magenschleimhaut mangelhaft gegen eine Helicobacter pylori-Infektion geschützt. Über viele Jahre hinweg ist eine Ausbreitung in Richtung des gastroösophagealen Übergangs möglich; es kommt zur Pangastritis. Die Schleimhaut wird atroph und es bilden sich intestinale Metaplasien. Bei einem Teil der Betroffenen können sich Ulcera ventriculi und/oder Magenkarzinome ausbilden. Hier herrschen Schmerzen im Epigastrum oder im rechten Oberbauch und eine Verschlechterung der Schmerzen bei Nahrungsaufnahme vor. Bei jedem Ulcus ventriculi muss ein maligner Prozess ausgeschlossen werden.

Eine Eradikationstherapie … muss unbedingt erfolgen bei
– Ulcus duodeni oder Ulcus ventriculi, um weitere Ulkusschübe zu verhindern;
– MALT-Lymphom des Magens;
– Idiopathischer thrombozytopenischer Purpura (ITP);
– Sonderformen der Gastritis (lymphozytäre Gastritis, M. Ménétrier, Autoimmungastritis);
– erhöhtem Magenkarzinomrisiko.

Nur etwa einer … von zwölf Patienten mit einer Helicobacter pylori-Gastritis und Dyspepsie profitiert von einer Eradikationstherapie. Nach sorgfältiger Abwägung aller Vor- und Nachteile kann sie solange verschoben werden, bis wegen einer anderen Indikation eine Antibiotikatherapie nötig ist und diese entsprechend modifiert wird.

Als „Firstline“-Therapie … werden derzeit folgende Regime empfohlen:
– „Concomitant-Therapy“: Amoxicillin 2x1g plus Clarithromycin 2x 500mg plus Metronidazol 2x 500 mg plus PPI 2x täglich eine Standarddosis durch 14 Tage;
– Bismuth-basierte Quadrupeltheapie: Tetracyclin plus Metronidazol plus Bismuthsubcitrat plus PPI durch zehn bis 14 Tage (Dosierungsempfehlungen variieren international).

Quelle: State of the Art „Update Helicobacter pylori“ von Univ. Prof. Michael Gschwantler, ÖÄZ 6/25. März 2019

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2022