Telemedizin: Pilot im Steigflug

25.02.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Mit Bestnoten von Ärzten und Patienten wurde ein teledermato­logisches Projekt in der Steiermark in seiner Pilotphase ausgezeichnet. Nun wurde das Modell verlängert und erweitert.

Sascha Bunda

Die Welt war gefühlt noch eine andere, als das Teledermatologie-Pilotprojekt unter der Leitung von Edith Arzberger im Bezirk Liezen Ende 2019 von der Startbahn abhob (die ÖÄZ berichtete). Seitdem ist viel geschehen, die COVID-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen haben das Projekt besonders herausgefordert, aber gleichzeitig auch zusätzliche große Möglichkeiten geschaffen, um zu glänzen. Das zeigt eine umfangreiche Zwischenevaluierung, die eindrucksvolle Ergebnisse gebracht hat.

Zur Ausgangslage: Im Rahmen des Pilotprojektes haben 15 Hausärzte neben der Zuweisung an einen Dermatologen auch die Möglichkeit eine Teleanfrage an einen der beiden mitwirkenden Hautärzte zu schicken. Anhand von aussagekräftigen Bildern (Smartphone-Qualität reicht aus) erfolgt eine sichere Anfrage an den Facharzt, binnen 48 Stunden erfolgt schon die Antwort mit einer von fünf Varianten – von „nicht behandlungsbedürftig, Aufklärung durch den Hausarzt“ bis zu einem konkreten Terminvorschlag für eine Behandlung an der Uni-Klinik für Dermatologie und Venerologie in Graz. Die Auswertung von 1.751 Fällen zeigte nun, dass letzteres in nur einem Prozent der Fälle nötig war. In 62 Prozent der Fälle erfolgte eine Behandlung durch den Hausarzt, in weiteren 20 Prozent der Fälle war keine Behandlung nötig. In 15 Prozent der Fälle erfolgte ein Akut- oder Normaltermin beim Facharzt.

Die elektronische Auswertung zeigt auch bestechende Reaktionszeiten: 93 Prozent aller Anfragen vom Hausarzt wurden innerhalb von 15 Minuten erstellt. Das Zeitfenster für die Beantwortung durch die Experten betrug 48 Stunden Regelarbeitszeit, der Beantwortungsprozess selbst nahm für die Experten in 96 Prozent der Fälle maximal 15 Minuten in Anspruch. Die Bildqualität (88 Prozent) und die generelle Qualität der Anfragen (97 Prozent) wurden in der weitaus überwiegenden Zahl als gut bis sehr gut befunden. 88 Prozent aller Fälle hatten eine sehr gute bis gute Bildqualität. 748 Fälle wurden von Ärzten bewertet, bei 94 Prozent davon wurde die Benutzerfreundlichkeit als sehr gut bis gut befunden und in 100 Prozent der Fälle war das abschließende Feedback der Ärzte zur Anfragebeantwortungebenfalls sehr gut bis gut.

Auch auf Patientenseite kam das Projekt ausgezeichnet an. 85 Prozent der Patienten gaben an aufgrund eines Hautproblems den Hausarzt aufgesucht zu haben, aber nur 15 Prozent benötigten zusätzlich einen Termin beim Facharzt. Von den 422 Rückmeldungen zeigten sich 96 Prozent mit dem teledermatologischen Service zufrieden, 93 Prozent gaben an, dass ihre Hautprobleme zu ihrer Zufriedenheit behandelt wurden. Spannend waren auch die Rückmeldungen aus der qualitativen Bewertung: Unter den 205 Antworten wurden vor allem die Ersparnis von Zeit und Weg und die Reduktion unnötiger Arztbesuche, die Behandlung durch den Hausarzt und auch die verringerte Ansteckungsgefahr hervorgehoben. Nachteile wurden nur auf den allerwenigsten Fragebögen vermerkt, unter anderem der fehlende persönliche Kontakt und die zu geringe Anzahl teilnehmender Ärzte. Bei letzterem Punkt gibt es gute Nachrichten: Das Projekt wurde nach Vorliegen der ersten Ergebnisse von den Projektpartnern (Ärztekammer für Steiermark, Gesundheitsfonds Steiermark, ÖGK Steiermark und MedUni Graz) für weitere zwei Jahre verlängert. Zudem erfolgte auch eine Ausweitung um den Bezirk Leibnitz mit zwei Dermatologen und 15 zuweisenden Hausärzten und auch im Bezirk Liezen wurden vier weitere Allgemeinmediziner-Ordinationen, davon zwei Primärversorgungszentren, in das Projekt einbezogen.

Entsprechend zufrieden und stolz zeigte sich Projektleiterin Arzberger: „Das Projekt wurde von Beginn an von den Mitwirkenden gut angenommen, die Patienten zeigten durchwegs positive Reaktionen, die Anfragen haben trotz Pandemie nicht abgenommen, die große Beteiligung und der Lerneffekt bei Hausärzten sind positiv überraschend.“ Das spreche dafür, dass der zusätzliche Aufwand der teledermatologischen Befundung in dieser Form gut in den Ordinationsalltag integrierbar sei. Dank der, theoretisch ab sofort realisierbaren Anbindung an ELGA, sei zudem ein weiteres Durchstarten des Projektes ermöglicht worden.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 04 / 25.02.2022