Standpunkt Thomas Szekeres: Fit für die Zukunft

25.04.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

a.o. Univ.-Prof. Thomas SzekeresDas Gesundheitssystem in Österreich zählt immer noch zu den besten der Welt. Der gute Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung wird international immer wieder hervorgehoben. Großen Anteil daran tragen die Ärztinnen und Ärzte in Österreich, die seit Jahren Höchstleistungen erbringen. Mit dieser Leistung können die politischen Entscheidungsträger leider nicht mithalten. Seit fast drei Jahren herrscht quasi Stillstand in der Gesundheitspolitik. Visionen sucht man vergebens, stattdessen betreibt man Raubbau an denbestehenden Strukturen und Ressourcen. Langfristige Planungen sind auch wegen der raschen Personalfluktuation in der Regierung inexistent. Dabei wäre es gerade jetzt wichtig, die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Im Spitalsbereich braucht es unter anderem eine qualitative Ausbidungsoffensive, damit die hier ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte auch bei uns bleiben. Im niedergelassenen Bereich muss vor allem bei der kassenärztlichen Versorgung dringend gehandelt werden.

Zudem muss endlich der Tatsache Rechnung getragen werden, dass junge Ärztinnen und Ärzte andere Ansprüche an ihren Beruf haben als die Generationen vor ihnen. Sie wollen flexibler arbeiten und sie wollen nicht zwischen Karriere und Familie wählen müssen. Dieser Trend ist international feststellbar. Im internationalen Wettkampf um den ärztlichen Nachwuchs wird es verstärkt darauf ankommen, wer das beste Paket bieten kann. Wenn es im Kassenbereich etwa weiterhin nicht möglich ist, in Karenz zu gehen, hat Österreich schlechte Karten.

Verbesserungen werden ohne mehr Geld im System nicht möglich sein. Auch wenn es irgendwann um die finanziellen Aufräumarbeiten in Folge der COVID-Pandemie gehen wird, ist es wichtig, gegen Einsparungen im Gesundheitsbereich aufzustehen. Gerade in Situationen, in denen es wichtig ist, das Budget zu entlasten, sollte man hier investieren. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.Jede nachhaltige Investition in unser Gesundheitssystem wird sich durch die vermiedenen Folgekosten in kurzer Zeit amortisieren.

Und überall braucht es unbedingt mehr Wertschätzung für die Ärztinnen und Ärzte in diesem Land. Sie haben sich das nicht nur durch ihren Einsatz in der Vergangenheit mehr als nur verdient, sondern mit ihnen steht und fällt auch die Gesundheitsversorgung der Zukunft.

a.o. Univ.-Prof. Thomas Szekeres
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 08 / 25.04.2022