BKNÄ: HPV-Impf­ak­tion – Aufholjagd

25.05.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Wegen der Covid-19-Pan­de­mie ist die Rate bei den HPV-Imp­fun­gen stark zurück­ge­gan­gen. Daher hat die Öster­rei­chi­sche Ärz­te­kam­mer gemein­sam mit der Apo­the­ker­kam­mer die HPV-Catch-Up-Aktion gestar­tet. Damit kön­nen Kin­der und Jugend­li­che, die die Gra­tis­imp­fun­gen ver­säumt haben, diese ver­güns­tigt nachholen. 

Öster­reich­weit liegt die Durch­imp­fungs­rate bei der HPV-Imp­fung aktu­ell bei nur rund 50 Pro­zent – Grund genug, drin­gend etwas dage­gen zu unter­neh­men. Denn die Zah­len und Fak­ten spre­chen für sich: 2018 wur­den in Öster­reich laut Sta­tis­tik Aus­tria ins­ge­samt 440 Zer­vix­kar­zi­nome, dia­gnos­ti­ziert und regis­triert. Pro Jahr gibt es zwi­schen 130 und 180 Todes­op­fer durch Zer­vix­kar­zi­nome. Wenn im Rah­men einer Vor­sor­ge­un­ter­su­chung beim Gynä­ko­lo­gen eine Vor­stufe des Gebär­mut­ter­hals­kar­zi­noms ent­deckt wird, ist zumeist ein ope­ra­ti­ver gynä­ko­lo­gi­scher Ein­griff nötig. Diese Ope­ra­tio­nen kön­nen aber auch mit einem spä­te­ren erhöh­ten Risiko für Früh­ge­bur­ten ein­her­ge­hen. In Öster­reich wer­den pro Jahr rund 6.000 die­ser Ein­griffe durchgeführt.

Die Ursa­che von Zer­vix­kar­zi­no­men sind meist die Huma­nen Papil­lo­ma­vi­ren (HPV), die durch Haut- bzw. Schleim­haut­kon­takt – unter ande­rem bei Geschlechts- und Oral­ver­kehr – über­tra­gen wer­den kön­nen. Hoch-Risiko-Typen die­ser Viren kön­nen Krebs bzw. Krebs­vor­stu­fen an Gebär­mut­ter­hals, Scheide, Scham­lip­pen, Penis und Anus sowie im Kopf-Hals-Bereich verursachen.

Imp­fen schützt

„Eine HPV-Imp­fung ver­hin­dert Krebs und hilft, unnö­tige Ope­ra­tio­nen zu ver­mei­den. Es erkran­ken in Öster­reich pro Jahr rund 400 Frauen an Gebär­mut­ter­hals­krebs. Mit der Imp­fung kön­nen außer­dem auch andere Krebs­er­kran­kun­gen ver­hin­dert wer­den, daher kann ich nur dazu raten: Las­sen Sie ihre Kin­der und Jugend­li­che imp­fen. Wenn wir den Wett­lauf gegen HPV gewin­nen wol­len, geht dies nur mit der Imp­fung. Eigent­lich ist die HPV-Imp­fung ein ‚must have‘”, erklärte Rudolf Schmitz­ber­ger, Lei­ter des Refe­rats für Impfan­ge­le­gen­hei­ten der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer, im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz, bei der die Aktion der Öffent­lich­keit prä­sen­tiert wurde.

Die HPV-Imp­fung ist für Mäd­chen und Buben vom neun­ten bis zum 12. Lebens­jahr kos­ten­frei im Rah­men des öster­rei­chi­schen Kin­der­impf­pro­gramms ver­füg­bar. „Wegen der Pan­de­mie und dem Fokus auf die Corona-Imp­fung wur­den viele die­ser wich­ti­gen Immu­ni­sie­run­gen nicht in Anspruch genom­men“, betont Schmitz­ber­ger. „Daher wol­len wir mit unse­rer Catch-Up-Aktion zum Nach­ho­len motivieren.“

Kin­der und Jugend­li­che, die die HPV-Imp­fung bis zu ihrem voll­ende­ten 12. Lebens­jahr ver­säumt haben, kön­nen diese nun zu einem ver­güns­tig­ten Preis (75 Euro je Teil­imp­fung plus maximal 15 Euro Impf­ge­bühr) in Anspruch neh­men. Nor­ma­ler­weise kos­tet eine Vak­zine-Dosis bei die­ser Imp­fung 200 Euro.

Schmitz­ber­ger: „Die HPV-Imp­fung ist sehr gut ver­träg­lich und senkt das Risiko für Gebär­mut­ter­hals­krebs, aber auch für Geni­tal­war­zen, um bis zu 90 Pro­zent. Eltern soll­ten die­ses Ange­bot unbe­dingt anneh­men und nicht nur ihre Töch­ter imp­fen las­sen!“ Denn HPV stellt auch eine Gefahr für Buben dar – diese erkran­ken häu­fi­ger an Geni­tal­war­zen, aber auch an ande­ren Krebs­for­men wie Rachen­kar­zi­no­men. „Und hier ist die Ten­denz lei­der stei­gend“, unter­streicht der ÖÄK-Impf­re­fe­rent. „Mög­li­cher­weise über­ho­len die Fälle von Rachen­kar­zi­nom bei den Män­nern bald jene von Gebär­mut­ter­hals­krebs bei den Frauen.“

Brei­tes Angebot

Die HPV-Nach­holimp­fung, die bis 30. Juni 2023 läuft, wird breit­flä­chig und nie­der­schwel­lig in öffent­li­chen Impf­stel­len, und jetzt auch bei nie­der­ge­las­se­nen Ärz­tin­nen und Ärz­ten der Fach­rich­tun­gen All­ge­mein­me­di­zin, Kin­der- und Jugend­heil­kunde, Frau­en­heil­kunde und Geburts­hilfe, Haut- und Geschlechts­krank­hei­ten, HNO sowie Uro­lo­gie, ange­bo­ten. Zur Teil­nahme an der HPV-Catch-Up-Aktion sind Kin­der und Jugend­li­che ab dem voll­ende­ten 12. bis zum voll­ende­ten 18. Lebens­jahr mit Haupt­wohn­sitz in Öster­reich berechtigt.

Der­zeit wer­den in Öster­reich zwei Teil­imp­fun­gen gegen HPV­für Mäd­chen und Buben im Alter bis zu 15 Jah­ren empfohlen.Ab dem Alter von 15 Jah­ren sollte jeden­falls auch noch eine dritte Teil­imp­fung erfolgen.

HPV-Catch-Up-Aktion
Die HPV-Catch-Up-Aktion läuft noch bis zum 30.
Juni 2023. Alle detail­lier­ten Infos auf einen Blick gibt
es hier: https://www.aerztekammer.at/hpv-catch-up.

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 10 /​25.05.2022