BKAÄ: Referat für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner: Austausch leicht gemacht

25.11.2022 | Aktuelles aus der ÖÄK

Seit dem Österreichischen Ärztekammertag in Bad Radkersburg im Juni dieses Jahres gibt es das neu initiierte Referat für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner, geleitet vom steirischen Ärztekammerpräsidenten Michael Sacherer. Die zuständige Referentin ist Cornelia Sitter, Fachärztin in Ausbildung im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum im oberösterreichischen Steyr. Mit ihr sprach Thorsten Medwedeff über die zentralen Themen sowie über die Ziele des Referats.

Wobei kann das neue Referat am Anfang einer Arzt-Laufbahn helfen? Grundsätzlich soll das Referat als Anlaufstelle für junge Kollegen dienen, die sich mit ihren ganz konkreten und persönlichen Ideen, Wünschen und Vorstellungen, aber auch mit konstruktiver Kritik und Verbesserungsvorschlägen einbringen möchten. Der Austausch, den ich als Referentin anregen möchte, soll total formlos stattfinden. Ein E-Mail an mich genügt.

Was ist Ihre Rolle dabei? Ich bin die Schnittstelle, die die Anfragen aufnimmt und gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungen sucht. Natürlich bin ich persönlich nicht die allwissende Expertin für alle Anliegen, aber wenn ich nicht selbst helfen kann, weiß ich, wer es kann bzw. wohin man sich für rasche Hilfe wenden kann. Ich bin sozusagen dazu da, Problemlösungen zu beschleunigen und zu vereinfachen. Und gleichzeitig kann ich dank meiner Funktion als Turnusärztevertreterin in Oberösterreich und meiner Teilnahme an den Sitzungen der Bundeskurie der angestellten Ärzte sowie durch meine Kooptierung in den Vorstand der Österreichischen Ärztekammer dafür sorgen, dass Probleme, die gehäuft immer wieder angesprochen werden und vielleicht sogar einer landes- oder österreichweiten Lösung bedürfen, in den wichtigen Gremien der Ärztekammer besprochen und behandelt werden. Hier kann das Referat als Schnittstelle zwischen den Jungärzten, Kurien, der Bundessektion Turnusärzte und dem ÖÄK-Vorstand eine ganz wichtige Rolle einnehmen.

Apropos angestellte Ärzte – das Referat ist aber grundsätzlich für alle jungen Ärzte als Anlaufstelle vorgesehen? Natürlich – auch für die jungen Kollegen im niedergelassenen Bereich während der Zeit der Lehrpraxis, stehe ich für Fragen und Anliegen zur Verfügung. Wobei sich ja die ersten Jahre mit Basisausbildung, Turnus und Facharzt-Ausbildung ohnehin eher im angestellten Bereich abspielen.

Warum haben Sie sich als Referentin für diesen Bereich aufstellen lassen? Einerseits, weil ich grundsätzlich gerne meine Erfahrungen an nachkommende Kollegen weitergebe, und andererseits, weil ich angesichts meiner bisherigen Laufbahn denke, dass ich schon einiges erlebt habe, was anderen weiterhelfen kann. Nach meiner Basisausbildung habe ich zunächst die Ausbildung zum Allgemeinmediziner begonnen, bin aber nach neun Monaten in die Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Intensivmedizin gewechselt. Ich kenne also beide Seiten, stehe aktuell noch mitten in der Ausbildung und meine persönlichen Erfahrungen machen es mir leichter, die Wünsche und Sorgen der jungen Kollegen zu verstehen und darauf zu reagieren. Und ich stehe noch lange genug in der Ausbildung und im aktiven Arbeitsleben, um auch ein persönliches Interesse daran zu haben, die Zukunft der Ärzteschaft proaktiv mitgestalten zu wollen. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für den Ärztenachwuchs im gegenseitigen Austausch zu verbessern, um die Gesundheitsversorgung in Österreich auch nachhaltig auf internationalem Top-Niveau garantieren zu können.

Dann kennen Sie sicher auch persönlich Probleme mit direkten Vorgesetzten und wie schwierig es ist, damit umzugehen – kann man damit zu Ihnen kommen und um Rat fragen? Ich selbst habe ein sehr gutes Einvernehmen mit meinem Vorgesetzten. Aber in meiner Funktion als Referentin muss ich sagen: Selbstverständlich! Wenn man sich falsch verstanden oder schlecht behandelt fühlt, fällt es einem ja eher schwer, das mit jemandem aus der eigenen Abteilung zu besprechen. Und sich mit der Kritik am Vorgesetzten gleich direkt an den Chef oder jemand anderen zu wenden, ist oft noch schwieriger oder sogar unmöglich – somit möchten wir über das Referat die Möglichkeit anbieten, schwierige, ganz persönliche Themen anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Welche Themen beschäftigen die jungen Ärzte sonst noch? Ganz weit oben steht heutzutage die optimale Vereinbarkeit von Familie und Beruf und grundsätzlich das Thema Arbeitszeit – Vollzeit- und Teilzeitmodelle, die bessere Planbarkeit von Diensten, aber natürlich auch die Entlohnung stehen hier im Fokus. Man könnte das auch unter der Fragestellung „wie will ich persönlich jetzt und in Zukunft als Arzt eigentlich arbeiten?“ zusammenfassen. Dazu gehört gleichzeitig auch eine dringend nötige Entbürokratisierung des Arztberufs – denn viel zu viel Zeit geht leider immer noch für bürokratische Aufgaben und Dokumentationstätigkeiten drauf. Was wir uns noch wünschen, ist mehr Zeit für unsere Patienten. Wir wollen mehr Zeit für das haben, wofür wir studiert haben, nämlich Arzt zu sein. Was wir uns als Ärzte außerdem wünschen und worauf wir großen Wert legen, ist der gegenseitige, respektvolle Umgang zwischen Arzt und Patient, aber auch eine gegenseitig wertschätzende, interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen im Spital, etwa mit den Pflegekräften oder den Hebammen, um nur zwei ganz wichtige Partner im Spitalsbetrieb zu nennen.

Ganz wichtig ist – das hat eine Umfrage der Bundeskurie der angestellten Ärzte der ÖÄK gezeigt – den Jungen aber auch die Qualität der Ausbildung an sich … Absolut. Die Qualität der Ausbildung entscheidet sowohl intra- als auch extramural auch darüber, ob die Jungen überhaupt jemals im Arztberuf tätig werden und auch, ob sie dies jemals in Österreich tun. Stichwort Ärztemangel. Es hat sich gezeigt, dass viele sofort bereit wären, ins Ausland zu gehen, wenn dort die Ausbildung besser ist als bei uns. Daher fordern wir als Ärztekammer seit Jahren eine qualitative Ausbildungsoffensive und einen Ausbildungsoberarzt an jeder Abteilung, an der ausgebildet wird.

Welche drei Punkte fallen Ihnen ein, mit denen man die Ausbildung qualitativ sofort verbessern könnte? Da wäre zum einen die bessere Vernetzung zwischen den Krankenanstalten in der Peripherie und dem Zentralraum, also die Möglichkeit der gut geplanten und seitens der Krankenhäuser unterstützten Rotation für die Auszubildenden, dann die dringend nötige und wirklich auch gelebte Aufwertung der Ausbildung zum Allgemeinmediziner sowie die Einführung multimodaler Lernmethoden. Damit wären einige wichtige Schritte rasch gesetzt.

Gibt es konkrete Pläne und Projekte, um mit den Jungen direkt in Kontakt zu kommen und das Referat und Ihre Funktion noch besser bekannt zu machen? Für das Frühjahr 2023 planen wir eine große Enquete mit dem Arbeitstitel ‚Was wollen die Jungen? Wie soll das Arbeiten im Spital in der Zukunft aussehen?‘ Wir wollen mit österreichischen Top-Experten aus dem Bereich Spitalswesen eruieren und erarbeiten, welche Rahmenbedingungen es dafür braucht und welche sinnvollen Veränderungen zur Ist-Situation sich die Jungen wünschen. Die Veranstaltung soll im April oder Mai in Linz stattfinden. Die Planungen dazu laufen bereits. Wir denken auch über eine eventuelle Folgeveranstaltung nach, die den niedergelassenen Bereich betrifft – etwa nach dem Motto ‚Was braucht es in Zukunft im extramuralen Bereich?‘

Was ist die Intention hinter diesen Veranstaltungen? Mit Events wie diesen wollen wir zeigen, dass das Referat für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner nicht nur daran interessiert ist, akute Probleme anzusprechen und wenn möglich auch zu lösen, sondern auch proaktiv bei einer Verbesserung der künftigen Rahmenbedingungen mitgestalten möchte. Zudem eignen sich diese Events bestens zum persönlichen Kennenlernen, Austausch und Networking – damit hauchen wir dem Referat Leben ein und machen es zu jenem interaktiven Forum, das wir uns wünschen und in dem sich die Jungen jederzeit einbringen können. Bei der Enquete betreiben wir sozusagen Feldforschung, um live herauszufinden, was die Jungen wirklich wollen und welche Schlüsse sich daraus für die Zukunft ziehen lassen.

Cornelia Sitter ist im Referat für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner der Österreichischen Ärztekammer unter ihrer E-Mail c.sitter@aerztekammer.at erreichbar.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2022