„Präzisionsmedizin ist unverzichtbar“

27.09.2021 | Schwerpunkt Forschung

Schwerpunkte der industriellen For­schung … sind vielfältig. Es geht sowohl darum, in Krankheitsgebieten zu forschen, wo viele Menschen betroffen sind, als auch Menschen mit seltenen Erkrankungen im Blick zu haben und deren Leid zu lindern. Auch da konnten schon große Erfolge erzielt werden und Entwicklungen im Bereich der Präzisionsmedizin haben dazu wesentlich beigetragen.

Welchen Stellenwert nimmt die Präzisionsmedizin dabei ein? Die Präzisionsmedizin ist unverzichtbar. Individuelle diagnostische und therapeutische Ansätze gab es in der Medizin zwar immer schon. Doch durch neue Technologien gelang ein echter Quantensprung. Dank innovativer Analysetechnologien wie beispielsweise der molekularen Analyse maligner Tumore können patientenspezifisch zielgerichtete Substanzen oder immunologische Therapien eingesetzt werden, die die Prognose wesentlich verbessern. In manchen Bereichen werden Behandlungserfolge erzielt, die vor zehn oder 15 Jahren noch undenkbar gewesen wären. In einigen Indikationen ist die Präzisionsmedizin bereits heute in der Routineversorgung angekommen, und sie wird zweifelsohne bei immer mehr Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen.

Forschungskooperationen mit akademischen Einrich­tungen … sind extrem wichtig, um aus den Ergebnissen der Grundlagenforschung neue diagnostische und therapeutische Ansätze zu entwickeln. Die Zelle mit ihrer Gesamtheit an Proteinen liefert die wesentlichen Ansatzpunkte für die Forschung. Die Kooperationen laufen hier in beide Richtungen. Universitäten und Industrie profitieren beide vom Erfahrungs- und Ideenaustausch.

Onkologische Therapien heute sind … revolutionär durch präzisionsmedizinische Ansätze. Die Pharmaindustrie arbeitet sehr eng mit dem Gesundheitssystem zusammen, um allen Menschen, die von diesen Therapien profitieren können, die Behandlung zu ermöglichen. Doch es müssen dafür gemeinsam Lösungen gefunden werden, wie der Zusatznutzen der Präzisionsmedizin zu bewerten ist und wie die Therapien finanziert werden können.

Die Zukunft der Präzisionsonkologie …. ist in drei Worten zusammenzufassen: ‚Unvorstellbares wird möglich‘. Neben rasanten technologischen Entwicklungen, die immer tiefer gehendere molekulare Analysen erlauben, tragen beispielsweise auch Weiterentwicklungen im Bereich des Datenmanagements zum Siegeszug der Präzisionsmedizin bei. Computergestützte Supportsysteme, die neben detaillierten Patientendaten zum Krankheitsgeschehen auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse enthalten, helfen bei ärztlichen Entscheidungen wie Diagnostik und Therapie.

Präzisionsmedizin in anderen Indikationen … ist bereits Realität, so etwa in der Infektiologie, Pneumologie oder Neuropädiatrie. Und das Anwendungsspektrum wächst schnell weiter.

Daten als Teil der Präzisionsmedizin können … mit neuen Verarbeitungsansätzen wie Artificial Intelligence (AI), ‚Big Data Management‘ und ‚machine learning‘ der Präzisionsmedizin weiter zum Durchbruch verhelfen. Der Schutz von personenbezogenen Gesundheitsdaten steht dabei an erster Stelle.

Ethik & Präzisionsmedizin bedeutet … den Menschen als Individuum in den Mittelpunkt zu stellen.

Pharmaforschung & Allgemeinmediziner umfasst … eine neue Form der Zusammenarbeit. Wir müssen Möglichkeiten schaffen, die die Allgemeinmediziner in die Betreuung von Patienten miteinbeziehen, die präzisionsmedizinische Ansätze benötigen. Präzisionsmedizin darf nicht den Spezialisten vorbehalten sein, denn sonst erreicht sie nicht alle Patienten. Denkbar sind zum Beispiel die Entwicklung von geeigneten Screening Tools für Diagnostik und Nachsorge oder auch orale Therapien.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 /25.09.2021