Kurz und informativ: Politische Kurzmeldungen

25.02.2021 | Politik


Tropenkrankheiten durch Pandemie vernachlässigt

Einen besseren Zugang zur Diagnose und Therapie bei vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases – NTDs) fordern Vertreter von „Ärzte ohne Grenzen“. Man müsse global rascher reagieren, um Folgeschäden zu vermeiden; die Fortschritte in der Eradikation seien außerdem durch COVID-19 bedroht. Die neue von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) erstellte Roadmap für NTDs unterstützt demnach die Entwicklung von Therapien, Impfstoffen etc. zwar, der Fahrplan sei aber aufgrund der Pandemie gefährdet. So wurden Programme zur Behandlung unterbrochen, fragile Gesundheitssysteme stehen unter Druck; überdies gebe es Anzeichen für Umwidmungen von NTDs-Ressourcen.

2019: plus 4,3 Prozent bei Gesundheitsausgaben

Die laufenden Gesundheitsausgaben inklusive jener für Langzeitpflege betrugen laut Statistik Austria für 2019 insgesamt 10,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder 41,48 Milliarden Euro. Das entspricht einer Erhöhung der nominellen Ausgaben für Gesundheitsleistungen und Gesundheitsgüter um 1,72 Milliarden (4,3 Prozent) im Vergleich zu 2018. Der stationäre Bereich steht mit 40,5 Prozent an erster Stelle, gefolgt von ambulanten Leistungen (28,1 Prozent). Im OECD-Vergleich belegt Österreich Platz 9; die USA haben mit 17,0 Prozent des BIP die höchsten Ausgaben, danach folgt die Schweiz mit 12,1 und Deutschland mit 11,7 Prozent. Der OECD-Durchschnitt beträgt 8,8 Prozent, jener der 22 EU-Mitgliedstaaten in der OECD 8,5 Prozent. Für 75,2 Prozent der Ausgaben kamen Bund, Länder, Gemeinden sowie die Sozialversicherungsträger auf; den Rest trugen private Haushalte, freiwillige Krankenversicherungen, private Organisationen ohne Erwerbszweck und Unternehmen.

550.000

Menschen erhielten in Chile innerhalb von drei Tagen eine SARS-CoV-2-Immunisierung. An nur einem Tag sind laut Gesundheitsministerium 112.000 Senioren über 85 Jahren geimpft worden. Bis Ende März 2021 sollen fünf Millionen, bis Juli 15 Millionen der insgesamt 18 Millionen Einwohner geimpft sein.

Influenza: Saison startet verspätet

Zwei positive Proben des Influenza-B-Stamms wurden kürzlich in Wien nachgewiesen, wie das Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien meldet. Normalerweise befindet sich die Influenza-Welle bereits Anfang Februar auf dem Höhepunkt. Bei einem der registrierten Fälle handelt es sich um „eine importierte Infektion eines Reiserückkehrers“. Aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie – Lockdown, das Tragen von Masken etc. – wurde die Influenza bislang so unterdrückt, dass vorerst kein einziger Fall nachzuweisen war. In ganz Europa gibt es laut dem Zentrum für Virologie weiterhin keine epidemische Influenzavirus-Aktivität; nur Portugal, Großbritannien, Dänemark, Litauen und Aserbaidschan melden sporadische Fälle.

Peru: 5. Gesundheitsminister in der Pandemie

Mit Oscar Ugarte (76) wurde in Peru der fünfte Gesundheitsminister seit Ausbruch von COVID-19 vereidigt, nachdem seine Vorgängerin Pilar Mazzetti wegen eines Impfskandals zurücktrat: Der frühere peruanische Präsident Martin Vizcarra ließ sich nur wenige Wochen vor seiner Amtsenthebung im Herbst 2020 heimlich gegen SARS-CoV-2 impfen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Impfstoffe zugelassen war. Vizcarra verteidigte sich, eine „mutige Entscheidung“ getroffen zu haben, den Impfstoff des chinesischen Staatsunternehmens Sinopharm als einer von 12.000 Freiwilligen zu testen. In Peru steigen die Corona-Neuinfektionen derzeit stark: In den Spitälern wurde mit zuletzt mehr als 14.100 COVID-Patienten ein neuer Höchststand registriert. Die Impfung der Bevölkerung mit 300.000 Impfdosen von Sinopharm startete vor Kurzem.

ÖGK: Verluste doch geringer

Das erwartete Minus der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) wird mit unter 100 Millionen Euro deutlich geringer ausfallen als ursprünglich angenommen, sagt ÖGK-Vizeobmann Andreas Huss. Noch im August des Vorjahres war man von einem Defizit von 447 Millionen ausgegangen, im November von 194 Millionen Euro. Der Grund für das geringere Minus ist zwar einerseits ein massives Sinken der Einnahmen durch die Corona-Krise, gleichzeitig aber auch ein Rückgang der Arztbesuche der Versicherten, weniger Vorsorgeuntersuchungen, Kur- oder Reha-Aufenthalte. Huss rechnet jedoch damit, dass einige der versäumten Leistungen nachgeholt werden. Die endgültigen Zahlen werden jedenfalls erst im Frühjahr vorliegen. Dann soll auch über die finanzielle Hilfe des Bundes entschieden werden.

ÖÄK ruft zur Plasmaspende auf

Um rund 50 Prozent sind in Österreich im Vorjahr die Plasmaspenden zurückgegangen. Die Ärztekammer ruft daher zusammen mit den BioLife-Plasmazentren zum Plasmaspenden auf. „Die Plasmaspende hat in Österreich einen enormen Stellenwert“, so Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. „Daher halte ich es für wichtig, an die Menschen zu appellieren, Plasma zu spenden. Nur so haben wir ausreichend Medikamente für schwer erkrankte Personen und für Menschen, die diese Medikamente unbedingt benötigen.“ Bis zu 40.000 Spender gibt es hierzulande; eine Plasmaspende ist auch während der Pandemie möglich.

Deutscher Ethikrat: keine Sonderbehandlung für Geimpfte

Wer sich gegen SARS-CoV-2 impfen lässt, wird dem Deutschen Ethikrat zufolge keine Privilegien genießen; staatliche Sonderregeln entfallen. Der Hauptgrund sei die Unsicherheit, ob Geimpfte weiterhin das Corona-Virus übertragen, so die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx. Bisherige Studien dazu sind nicht eindeutig. In dem Maße, in dem das Risiko erfolgreich gesenkt werden könne, müssten Maßnahmen der Pandemiebekämpfung – inklusive gravierender Grundrechtseingriffe – für alle zurückgenommen werden. Eine Sonderbehandlung wäre außerdem ungerecht, solange der Impfstoff nicht für alle gleichermaßen zur Verfügung stehe. In Pflege- und Altenheimen mit hoher Durchimpfungsrate sei eine Aufhebung der besonders strikten Kontaktbeschränkungen jedoch denkbar, so der Ethikrat.

EuGH verurteilt Ungarn wegen zu hoher Feinstaubwerte

Einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zufolge hat Ungarn aufgrund unterlassener Maßnahmen gegen Luftverschmutzung gegen EU-Recht verstoßen. Konkret sei man der Verpflichtung zur Durchsetzung des EU-Grenzwerts für Feinstaub nicht ausreichend nachgekommen, woraufhin die EU-Kommission vor dem EuGH gegen Ungarn klagte. Der Tagesgrenzwert für PM10 (Feinstaub)-Partikel ist in Budapest, dem Sajo-Tal sowie im Gebiet Pecs zwischen 2005 und 2017 laut EuGH „sehr regelmäßig“ überschritten worden, was als „systematisch und ausdauernd“ anzusehen wäre. Um finanzielle Sanktionen zu vermeiden, muss das Land unverzüglich die EU-Richtlinie umsetzen – ansonsten kann die EU-Kommission erneut klagen und Strafzahlungen beantragen. Die Überschreitung des Grenzwerts stellt nach Auffassung der Richter nicht automatisch eine Vertragsverletzung dar; die EU-Länder müssten aber sicherstellen, dass der Zeitraum so kurz wie möglich gehalten wird, was Ungarn verabsäumt habe.

 

 

 

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2021